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Gesünder lernen

Nee, guck ich eigentlich nicht so drauf, leider. Wir kriegen hier vorgeschrieben, was wir für die Schule brauchen und dann schaut man auch nur danach. Da guckt man nicht nach dem Recycling – ist leider so. Man achtet schon drauf, dass da vielleicht keine Schadstoffe drin sind. Ich denke, aber heute sind die Stifte sowieso schadstofffrei, das müsste ja schon vorgeschrieben sein, da vertraut man drauf.

Von Dieter Nürnberger | 09.08.2004
    Diese zwei jungen Mütter in einem Kaufhaus auf Kurfürstendamm in Berlin haben natürlich schon von umweltfreundlichen Schul- oder Büroartikeln gehört. Doch beim Einkauf für ihre Kleinsten, die kurz vor einem neuem Schuljahr stehen, bleibt das ökologische Bewusstsein außen vor. Damit liegen sie, glaubt man den Statistikern, durchaus im Trend. Eine der Mütter hat von der Schule eine Liste mit notwendigen Schulartikeln bekommen – doch der Ökoaspekt spielt dabei keine Rolle. "Umweltschutz beginnt in der Schule" heißt deshalb die Parole vom Umweltbundesamt, dem Bund für Umwelt- und Naturschutz und anderen gemeinsam mit dem Unternehmen Karstadt. Bereits zum dritten Mal sollen Eltern und Schüler beim Ökologischen Schulanfang mitmachen. Hans Mischke ist der Umweltbeauftragte der Warenhaus-Kette.

    Dazu gehört natürlich auch der Kolbenschulfüller und nicht der mit Patronen, das ist ja auch abfallaufwendig. Es gehört dazu der Spitzer mit der auswechselbaren Klinge. Auch Lineale aus Holz, nicht aus Plastik. Da gibt es schon eine große Vielfalt. Für die ganz Kleinen dann noch die Wachsmalstifte, natürlich auch mit umweltfreundlichen Griffen, auch hier ohne Plastik. Und dazu gehört auch der Wasserfarbenmalkasten, mit auswechselbaren Farbnäpfen.

    Wenn der so oft zitierte "Ernst des Lebens" für die Schüler beginnt, soll das ökologische Bewusstsein nicht abseits stehen. Die Initiatoren der Aktion haben in diesem Jahr 30.000 Schulen bundesweit angeschrieben, sie haben Produkte vorgestellt, sie haben mit dem Stoffigel "Clemens Clever" inzwischen auch ein Maskottchen, welches spielerisch aufklären soll. Andreas Troge, der Präsident des Umweltbundesamtes.

    Da wird versucht, über die Eltern, die Lehrerinnen und Lehrer für die Schüler wieder die alten Dinge als neu und modern zu beleben. Zum Beispiel: Recycling-Papier zu benutzen, nicht lackierte Bleistifte, Lösemittelfreie Filzer. Das muss wieder her, weil es doch eine Zeit gegeben hat, in der das etwas vergessen wurde. Wir müssen also auch Themen wiederbeleben, wer da nicht weiter dran arbeitet, gibt auch Terrain auf.

    Bereits vor Jahren ging etwa der Umsatz von Recycling-Papier um rund die Hälfte zurück. Für das Umweltbundesamt ist dies ein Thema, welches deshalb immer wieder auf die politische Agenda gehört.

    Bei den Büropapieren, auch bei Kopierpapier sieht es eigentlich ganz gut auf. Die Frage ist eher, ob die Konsumenten noch die Blöcke, die Umschläge aus Recyclingpapier so nutzen, wie es mal vor 10 oder auch 15 Jahren der Fall war. Hier haben wir Rückgänge festgestellt. Große Kaufhäuser klagen auch darüber. Trotz preislich günstiger Angebote ist der Absatz vermutlich aus Modernitätserwägungen eingebrochen. Ich glaube das lässt sich wiederbeleben. Es gibt ja heutzutage auch Recyclingpapiere, die nicht dieses ruß-graue Papier darstellen, sondern selbst für Briefbögen von Ministern oder Vorstandsvorsitzenden geeignet sind.

    Der Karstadt-Konzern konnte mit der Aktion übrigens auch ökonomischen Erfolg verbuchen. Im ersten Jahr der Kampagne Ökologischer Schulanfang konnte der Absatz bei diversen Umweltprodukten deutlich gesteigert werden – im Einzelfall bis zu 250 Prozent Umsatzplus. Die Schreibwarenabteilungen in den Kaufhäusern sind entsprechend ausgestattet. Hans Mischke.

    Bei Schulheften haben wir durchgängig alle Typen, alle Formate. Die sind mit dem "Blauen Engel" ausgestattet. Das heißt bei uns 50:50. 50 Prozent Frischfaserpapier, aber auch 50 Prozent Recyclingpapier. Und wir bieten die Umweltartikel exakt zu dem gleichen Preis an wie die Frischfaserartikel. Bei den Ordnungshilfen, wie beispielsweise Ordnern, Schnellheftern und dergleichen ist der Anteil noch wesentlich höher. Hier hinter uns im Regal, da sehen Sie fast ausschließlich Produkte, die den "Blauen Engel" tragen. Da dürfte der Anteil bei rund 70 oder gar 80 Prozent liegen.

    Bei umweltfreundlichen Schulmaterialien geht es somit nicht nur um einen schonenden Ressourcenverbrauch, um Langlebigkeit oder um Verzicht auf Chemikalien, sondern durchaus mal wieder um den Beweis, dass Umweltschutz auch ökonomisch Sinn machen kann.