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Gesunde Hähnchen braten besser

Wie viel Platz künftig die Legehennen in deutschen Ställen haben werden, ist noch immer nicht geklärt: Der Entwurf der Verordnung von Bundeslandwirtschaftsministerin Künast wurde von den Bundesländern mit Änderungen versehen, denen die Ministerin nicht zustimmen will.

    Die noch offene Diskussion wird möglicherweise weiter belebt durch eine heute im Wissenschaftsmagazin Nature veröffentlichte Studie. Danach ist für das Wohlergehen der Tiere im Stall der Platz nur ein Faktor unter anderen.

    2,7 Millionen Versuchstiere haben an diesem wohl größten Experiment zur Haltung von Masthühnern teilgenommen. Das war möglich, weil die zehn größten Geflügelproduzenten Großbritanniens und Dänemarks den Forschern ihre Ställe öffneten, erläutert Marian Stamp Dawkins von der University of Oxford:

    Jeder der Produzenten war einverstanden, ein- und dasselbe Experiment für uns durchzuführen: Nämlich je zwei Hühnerställe mit fünf verschiedenen Besetzungsdichten zu halten. Jeder Produzent gab uns also zehn Ställe. In dem am dichtesten besetzten lebten 50.000 Vögel. Wir haben dann untersucht, wie gut es den Tieren in den verschiedenen Hühnerhäusern ging und wie ihre Umweltbedingungen beschaffen waren.

    Die Biologen wollten herausfinden, bei welcher Bestandsdichte es den Tieren am besten ging. Das Ergebnis war überraschend:

    Es gab keinen engen Zusammenhalt zwischen einer geringeren Dichte im Bestand und dem Wohlbefinden der Tiere. Vielmehr waren die Unterschiede zwischen den einzelnen Firmen sehr viel größer. Das eine Unternehmen hält seine Vögel bei einer bestimmten Besetzungsdichte und hat keine Probleme, wenn es diese Dichte erhöht, während eine andere immer Schwierigkeiten hat.
    Die Forscher haben mehrere Jahre lang Generationen von Tieren über ihre gesamte Lebenszeit beobachtet. Bei einem normalen Fleischhuhn sind das sechs Wochen. Die Zoologen maßen die Temperatur und die Feuchtigkeit in den Ställen, der Gehalt an Ammoniak und anderer Stoffe in der Luft, sie untersuchten die Beschaffenheit und Qualität der Bodenstreu und wie viel Platz die Tiere haben, kurz bevor sie geschlachtet werden:
    Wir untersuchten beispielsweise, wie gut die Vögel laufen konnten. In vielen Ställen werden die Hühner lahm oder haben stark entzündete Füße und können dann nur noch schlecht laufen. Deshalb haben wir untersucht, ob die Beine und Füße der Tiere in Ordnung sind. Daneben haben wir in den Fäkalien den Gehalt an Stresshormonen gemessen. Und wir durften in den Ställen mit Videokameras das Verhalten der Hühner überwachen.
    Das Ergebnis: Zwar wachsen die Tiere im Gedränge schlechter als ihre Artgenossen mit mehr Platz um sich herum – aber es sind die Umweltbedingungen, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Vögel stärker beeinflussen:

    Wir haben uns eine Vielzahl von Umweltparametern vorgenommen und festgestellt, dass es vor allem die Unterschiede in der Feuchtigkeit und der Belüftung sind. Wenn die Firmen die Ställe wirklich gut belüften und die Vögel immer saubere Luft atmen und wenn die Bodenstreu trocken bleibt und nicht feucht wird, dann wirkt sich das positiv auf die Gesundheit der Tiere aus.

    Beispiel Streu: In den Ställen wird sie ausgetauscht, wenn die Küken "einziehen", später wird dann nur noch ergänzt, bis das Schlachtgewicht erreicht ist. Stimmt die Belüftung, bleibt die Streu trocken – und die Tiere gesund. Wird die Streu feucht, vermehren sich die Bakterien, die Vögel erkranken, werden lahm oder ihre Füße entzünden sich. Um die Lebensbedingungen der Schlachttiere zu verbessern, reicht es nicht, die Besetzung im Stall zu verringern:

    Es wäre ein Fehler zu glauben, dass man einfach nur weniger Geflügel pro Quadratmeter zu halten braucht. Will man ihr Leben verbessern, muss man vor allem die Umweltbedingungen der Tiere beachten. Die Dichte ist sicherlich ein Faktor, aber es ist nicht der einzige, um den wir uns kümmern müssen.