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Gesunde Pflanzen für Mensch und Tier

Sekundäre Pflanzenstoffe schützen Pflanzen zum Beispiel, vor Fressfeinden. Die Stoffe wirken auch in unserem Körper, wenn wir Obst, Gemüse und Kräuter essen. Manche können Entzündungen hemmen, andere beeinflussen den Blutdruck oder die Verdauung. Wie man sich die heilende Kraft der Pflanzeninhaltsstoffe zunutze machen kann, das wollen deutsche und dänische Forscher in einem gemeinsamen EU-Projekt herausfinden.

Von Annette Eversberg |
    In den Wäldern Russlands werden Thymian, Salbei oder Pfefferminze gesammelt. Obwohl schon einige dieser Kräuter auch angebaut werden, kommen doch die meisten Heilpflanzen immer noch aus Wildbeständen. Sie enthalten so genannte sekundäre Pflanzenstoffe. Sie schützen die Pflanzen, können aber auch im menschlichen Organismus Krankheitserreger abtöten oder den Stoffwechsel positiv beeinflussen. Wie viele dieser Pflanzenstoffe in den Wildpflanzen enthalten sind, ist eher zufällig. Deshalb wollen deutsche und dänische Forscher im Rahmen des EU-Projekts herausfinden, wie man die heilende Kraft der Pflanzen steigern kann. Professor Friedhelm Taube, Leiter der Abteilung ökologischer Landbau an der Universität Kiel:

    " Die Intention war hier, dass wir Pflanzen, die bezüglich der Inhaltsstoffe interessant sein könnten, und die unter den Bedingungen des Ökolandbaus, ohne jeglichen Einsatz von Pestiziden und Bioziden dann auch eingesetzt werden können, testen wollten. "

    Biochemiker und Molekularbiologen der Süddänischen Universität in Odense auf Fünen haben diese Pflanzen ausgewählt, von denen sie erwarten, dass sie größere Mengen an sekundären Pflanzenstoffen produzieren können. Zum Beispiel Farbstoffe, die Flavonoide. Das Johanniskraut gehört dazu. Friedhelm Taube:

    " Es akkumuliert eben diese Flavonoide, denen eine positive Wirkung nachgesagt wird, in ziemlich hoher Konzentration. Und wir teilen die Pflanzen dann auf die verschiedenen Organe auf: Die Blüten, die Stängel, die Blätter, um dann auch bei den verschiedenen Herkünften zu analysieren, in welchen Pflanzenorganen diese Flavonoide am stärksten exponiert werden. "

    Gute Ergebnisse beim Anbau und bei der Verarbeitung werden auch beim Bergbohnenkraut erzielt. Professor Karin Schwarz , Ernährungswissenschaftlerin und Lebensmitteltechnologin an der Universität Kiel:

    " Da ist es so, dass wenn ätherisches Öl gebildet wird, es viel damit zu tun hat, zu welchem Zeitpunkt man die Pflanzen erntet. Ob nach der Blüte oder vor der Blüte, und dass man auch die klimatischen Verhältnisse gut beachtet, dass viel ätherisches Öl gebildet wird. Das kann man steuern. Bei der nachfolgenden Verarbeitung ist es so, dass man die ätherischen Öle separat gewinnt. Und beispielsweise eine schonende Trocknung anwendet, damit die Stoffe nicht wieder abgebaut werden. "

    Dabei geht es den Forschern nicht nur um die Immunabwehr. Sie wollen die Wirkung testen, die sekundäre Pflanzenstoffe bei der Behandlung von Diabetes haben können. Hier kann eine Pflanze helfen, die in manchen Regionen fast in Vergessenheit geraten ist: der Buchweizen. Die Samen werden zu Mehl verarbeitet. Und das Besondere am Buchweizen ist, dass er seine Wirkung am besten entfaltet, wenn die sekundären Pflanzenstoffe bei der Verarbeitung abgebaut werden. Karin Schwarz:

    " Das Verarbeiten von Buchweizen ist ja so, dass man einen Buchweizenteig herstellt, und bei dieser Teigherstellung kommt es dann dazu, dass Enzyme, die natürlicherweise im Buchweizen vorhanden sind, aktiv werden, und dann diese Stoffe abbauen. Und das kann man natürlich entsprechend durch die Verarbeitung recht gut steuern, so dass es mehr oder weniger zu diesem Abbau kommt. Und wir wünschen uns einen gezielten Abbau, so dass man die Verfügbarkeit auch erhöhen könnte. "

    Heilpflanzen können genauso gut Tierkrankheiten verhindern. Auch hier spielen die sekundären Pflanzenstoffe eine besondere Rolle. Das ist jetzt erstmals wissenschaftlich nachgewiesen worden. Tanine im Hornklee verhindern, dass sich Parasiten im Darm von Rindern einnisten und damit eine Gefahr für den Menschen darstellen. Sekundäre Pflanzenstoffe bestimmen aber auch, wie Rinder das Futter verdauen. Hornklee, aber auch Rotklee mit ihrem hohen Anteil an sekundären Pflanzenstoffen sind besonders gut verdaulich. Damit verringern sich die negativen Folgen der Stickstoffemission für Mensch und Umwelt. Birgit Eickler ist Agrarbiologin an der Universität Kiel:

    " Das bedeutet, dass letztendlich, wenn das Tier diesen Stickstoff besser verwerten kann, das in anderer Form ausscheidet. Und in dieser Form, in der es ihn dann ausscheidet, ist er nicht so leicht flüchtig und nicht so leicht löslich. Letztendlich belastet das weniger das Grundwasser und auch die Atmosphäre. "