Die Appalachen sind das Gebirge im Osten der USA. Zu seinen Füßen liegen Städte wie Washington, DC, und New York. Es ist nur schwer vorstellbar, mit welcher Tagebau-Methode Energieunternehmen dort Steinkohle gewinnen: Sie legen die begehrte Ressource frei, indem sie ganze Bergkuppen wegsprengen und den Gesteinsschutt in angrenzende Täler kippen. "Gipfel-Bergbau"nennt sich das Ganze. In der neuen Ausgabe des Wissenschaftsjournals "Science" attackieren zwölf US-Forscher jetzt diese rüde Fördertechnik. Unter ihnen Dennis Lemly, Biologie-Professor an der Wake-Forest-Privatuniversität in North Carolina:
"In unserem Artikel verweisen wir auf wissenschaftliche Studien, die heute verfügbar sind. Sie alle zeigen, daß der Gipfel-Bergbau kategorisch die Umwelt schädigt. Wir meinen, daß keine weiteren Genehmigungen für diese Methode der Kohlegewinnung erteilt werden dürften."
Gipfelbergbau wird vor allem in den Bundesstaaten West Virginia und Kentucky betrieben. Nach Zahlen der US-Umweltbehörde Epa beansprucht er inzwischen eine Fläche mehr als doppelt so groß wie das Saarland. Lemly:
"In den letzten zehn Jahren sind über 2000 Kilometer Fluss- und Bachlauf in den Appalachen unter Gesteinsschutt aus dem Gipfelbergbau begraben worden. In dem Abraum stecken diverse Schadstoffe. Darunter Arsen, Blei, Mangan und jede Menge anderer Schwermetalle. Es ist eine chemische Suppe, die ins Gewässer gelangt und stromabwärts transportiert wird."
In dem Schadstoff-Cocktail befindet sich auch Selen. In hohen Konzentrationen ist das Halbmetall und Spurenelement stark giftig. In Fallstudien hat Biologe Lemly dokumentiert, was es heißt, wenn zu viel Selen ins Gewässer gelangt. Der Stoff reichert sich in der Nahrungskette an, Fische geben ihn über ihre Eier an den Nachwuchs weiter.
"Wenn die Eier heranreifen, wird das Selen verstoffwechselt. Entwicklungsstörungen und Missbildungen sind die Folge. Es kommt vor, daß jungen Fischen die Augen fehlen oder daß ihr Skelett verformt ist, so daß sie zugrundegehen. Binnen zwei, drei Jahren kann das dazu führen, daß eine Fischart komplett verschwindet."
Der Gipfelbergbau hat auch Folgen für die Menschen in den Appalachen. Dazu der Epidemiologe Michael Hendryx von der Universität von West Virginia in Morgantown:
"Es läßt sich belegen, daß chronische Erkrankungen in den Regionen des Gipfelbergbaus häufiger auftreten als anderswo. Darunter sind Herz-, Lungen- und Nierenleiden. Wir sehen das auch bei Frauen und Kindern, das heißt: Es handelt sich hier nicht etwa um Berufserkrankungen von Bergbauarbeitern."
Zwei Pfade sind denkbar, auf denen die Bevölkerung in Kontakt mit den Schadstoffen kommt, die der Bergbau produziert: zum einen über die Luft, zum anderen über das Trinkwasser. Doch darüber kann Michael Hendryx im Moment nur spekulieren:
"Ich war sehr überrascht, als ich mit meiner eigenen Forschung über die Gesundheitsauswirkungen des Gipfelbergbaus begann: Ich konnte keine einzige US-Studie zu diesem Thema finden. Nur ein paar aus Großbritannien. Sie zeigten, daß die Luftqualität in Tagebau-Regionen schlechter ist und Atemprobleme bei Kindern auftreten."
Im Prinzip dürfte das alles nicht sein. Eigentlich sollten überhaupt keine Giftstoffe aus dem Bergbau in Luft und Gewässer gelangen. Doch entsprechende gesetzliche Vorgaben seien nie umgesetzt, Verstöße nie geahndet worden, wie die Forscher beklagen. Sie hoffen, daß die neue US-Regierung unter Barack Obama anders verfährt. Und daß Firmen in Zukunft nur noch dann Lizenzen für Gipfelsprengungen erhalten, wenn sie umweltverträgliche Konzepte dafür entwickeln.
"In unserem Artikel verweisen wir auf wissenschaftliche Studien, die heute verfügbar sind. Sie alle zeigen, daß der Gipfel-Bergbau kategorisch die Umwelt schädigt. Wir meinen, daß keine weiteren Genehmigungen für diese Methode der Kohlegewinnung erteilt werden dürften."
Gipfelbergbau wird vor allem in den Bundesstaaten West Virginia und Kentucky betrieben. Nach Zahlen der US-Umweltbehörde Epa beansprucht er inzwischen eine Fläche mehr als doppelt so groß wie das Saarland. Lemly:
"In den letzten zehn Jahren sind über 2000 Kilometer Fluss- und Bachlauf in den Appalachen unter Gesteinsschutt aus dem Gipfelbergbau begraben worden. In dem Abraum stecken diverse Schadstoffe. Darunter Arsen, Blei, Mangan und jede Menge anderer Schwermetalle. Es ist eine chemische Suppe, die ins Gewässer gelangt und stromabwärts transportiert wird."
In dem Schadstoff-Cocktail befindet sich auch Selen. In hohen Konzentrationen ist das Halbmetall und Spurenelement stark giftig. In Fallstudien hat Biologe Lemly dokumentiert, was es heißt, wenn zu viel Selen ins Gewässer gelangt. Der Stoff reichert sich in der Nahrungskette an, Fische geben ihn über ihre Eier an den Nachwuchs weiter.
"Wenn die Eier heranreifen, wird das Selen verstoffwechselt. Entwicklungsstörungen und Missbildungen sind die Folge. Es kommt vor, daß jungen Fischen die Augen fehlen oder daß ihr Skelett verformt ist, so daß sie zugrundegehen. Binnen zwei, drei Jahren kann das dazu führen, daß eine Fischart komplett verschwindet."
Der Gipfelbergbau hat auch Folgen für die Menschen in den Appalachen. Dazu der Epidemiologe Michael Hendryx von der Universität von West Virginia in Morgantown:
"Es läßt sich belegen, daß chronische Erkrankungen in den Regionen des Gipfelbergbaus häufiger auftreten als anderswo. Darunter sind Herz-, Lungen- und Nierenleiden. Wir sehen das auch bei Frauen und Kindern, das heißt: Es handelt sich hier nicht etwa um Berufserkrankungen von Bergbauarbeitern."
Zwei Pfade sind denkbar, auf denen die Bevölkerung in Kontakt mit den Schadstoffen kommt, die der Bergbau produziert: zum einen über die Luft, zum anderen über das Trinkwasser. Doch darüber kann Michael Hendryx im Moment nur spekulieren:
"Ich war sehr überrascht, als ich mit meiner eigenen Forschung über die Gesundheitsauswirkungen des Gipfelbergbaus begann: Ich konnte keine einzige US-Studie zu diesem Thema finden. Nur ein paar aus Großbritannien. Sie zeigten, daß die Luftqualität in Tagebau-Regionen schlechter ist und Atemprobleme bei Kindern auftreten."
Im Prinzip dürfte das alles nicht sein. Eigentlich sollten überhaupt keine Giftstoffe aus dem Bergbau in Luft und Gewässer gelangen. Doch entsprechende gesetzliche Vorgaben seien nie umgesetzt, Verstöße nie geahndet worden, wie die Forscher beklagen. Sie hoffen, daß die neue US-Regierung unter Barack Obama anders verfährt. Und daß Firmen in Zukunft nur noch dann Lizenzen für Gipfelsprengungen erhalten, wenn sie umweltverträgliche Konzepte dafür entwickeln.