Samstag, 27. April 2024

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Gitarrist Warren Haynes
"Könnte auch locker Geschirr spülen"

US-Gitarrist und Sänger Warren Haynes hat mit seiner Jam-Rock Band Gov't Mule soeben das Album "Revolution Come, Revolution Go" veröffentlicht und im Juni bei zwei Konzerten in Deutschland vorgestellt. Live verläuft für die Band jeder Abend anders, Haynes hat dafür eine einfache Erklärung.

Von Warren Haynes | 02.07.2017
    Der Musiker Warren Haynes
    Der Musiker Warren Haynes (imago / Future Image)
    "Ich habe bislang das Glück gehabt, etwas machen zu dürfen, was ich wirklich liebe, es ist ja schon ziemlich wichtig, dass man seine Arbeit gerne macht… Ich habe einen tollen Job, kann mich nicht beschweren, könnte aber auch locker Geschirr spülen oder sonst was machen, aber mein Job ist schon schöner, dafür bin ich dankbar.
    Ich habe auch Glück, dass es ein Publikum gibt, das Musik auf dieselbe Art empfindet wie wir. Das ist immer wieder ein erstaunliches Gefühl, vor allem, wenn man zum ersten Mal irgendwo spielt und zuerst nicht realisiert, dass es eben Leute gibt, die die gleichen Gefühle für die Art Musik haben, die Du auch liebst, das ist schön.
    Konzerte zum Download
    Das ist unsere 10. Studioalbum, wir haben an die Hundert Gov't Mule-Song; zwischen den Songs, die ich in meinen anderen Projekten spiele - und gelegentlich covern wir ja auch - flattern noch viele andere Stücke in meinem Kopf herum. Gerade was die Cover betrifft, sind wir ja nicht auf der Mission unterwegs, sie perfekt nachzuspielen, wir möchten sie interpretieren. Wir veröffentlichen unsere Konzerte ja auch und bieten jedes zum Download an. Das würde keinen Sinn machen, wenn wir jede Nacht dieselbe Show spielen würden. Zum Glück - auch für uns - machen wir das nicht und spielen jedes Konzert, jeden Abend anders.
    Gov't Mule existiert ja nicht mit der Hilfe der Formatradios und Hitsingles und dergleichen, dennoch verkaufen wir ordentlich CDs und Konzerttickets und, was noch wichtiger ist: das Konzertpublikum kommt gewöhnlich wieder zu unseren Konzerten. Das hatte ich gar nicht so erwartet, aber oft sieht man dieselben Leute, denn sie wollen viele Konzerte sehen, und auch aus dem Grund spielen wir jedes Konzert unterschiedlich - aber, um ehrlich zu sein, lässt uns das auch glücklich bleiben. Ich sehe das so: Wenn ich ein Konzert höre und weiß: "Das hier passiert genau einmal", dann ist das ein gutes Gefühl -. Und das möchten wir unserem Publikum auch bieten.
    Eine Million Meilen vom ersten Album entfernt
    Auf eine Art ist das neue Album eine Million Meilen vom ersten entfernt, aber auf der anderen Seite transportiert es denselben Spirit, den wir schon früher hatten. "The Tel Star Sessions" ist ja unsere erste Aufnahme überhaupt, wir konnten damals erst eine Handvoll Songs, die Band gab es erst ein knappes halbes Jahr - jetzt gibt es uns schon 23 Jahre und wir sind in viele Richtungen gewachsen. Aber wenn ich diese alte, die erste Aufnahme höre, dann muss ich grinsen, denn es klingt sehr hungrig, und aufregend, und dieses Gefühl wollen wir aufrechterhalten aber unsere weiteren Einflüsse auf jeder neuen Platte verwenden. Daher ist unsere Anspruch auch, jede Platte anders klingen zu lassen als ihr Vorgänger. Und das merkt ein Publikum eben, wenn die Band Spaß hat. Wenn wir Spaß haben, hat das Publikum auch welchen.
    Neues Kapitel in 23-jähriger Geschichte
    Typisch? Ist das neue Album ein typisches Gov't Mule-Album? Ich weiß es nicht, ich finde, es klingt zur Hälfte etwas so wie die Musik, die wir in der Vergangenheit gemacht haben, die andere Hälfte klingt wie Musik die wir niemals vorher gemacht haben. Damit meine ich nicht, dass spezielle Songs jetzt "neu" klängen, aber wir haben bestimme Richtung auf diesem Album eingeschlagen, die wir auf vorherigen Studioalben niemals besucht haben. Das war uns sehr wichtig, immerhin haben wir diese über 23-jährige Geschichte und wollten mal ein neues Kapitel aufschlagen. Einflüsse, die uns wichtig sind und die wir lieben, aber vorher noch nicht verwendet haben. Wir wollten also neuen Einflüsse also ebenso einfließen lassen wie wir auch zu den Wurzeln zurückgehen wollten."