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Gleichberechtigung
Politische Einigkeit über Frauenquote in Aufsichtsräten

Union und SPD haben sich in ihren Koalitionsverhandlungen auf eine gesetzliche Quote für Frauen in Führungspositionen verständigt. Nach dem Willen der Unterhändler in der Arbeitsgruppe Familie sollen in den Aufsichtsräten großer börsennotierter Unternehmen ab 2016 mindestens 30 Prozent Frauen vertreten sein.

Von Verena Herb |
    "Uns war es wichtig, zügig einzusteigen mit einer echten Quote von 30 Prozent für Aufsichtsräte", bekräftigt Manuela Schwesig, stellvertretende Parteivorsitzende der SPD. Eine echte Quote bedeutet: gesetzlich festgeschrieben. Ab 2016 sollen 30 Prozent der Aufsichtsratsposten von börsennotierten und mitbestimmungspflichtigen Unternehmen mit Frauen besetzt sein:
    "Wenn das nicht durchgesetzt wird, umgesetzt wird, gibt es Sanktionen. Und zwar den leeren Stuhl. Das heißt, dann darf das Aufsichtsratsmandat nicht besetzt werden."
    Die Sozialdemokraten wollten noch einen Schritt weiter gehen und hätten gerne auch für Vorstände und die oberen Managementebenen gesetzliche Regelungen bezüglich des Frauenanteils festgelegt – doch das war mit der Union nicht zu machen.
    Dabei befürworten immer mehr Unternehmen eine Quotierung. Siemens-Chef Joe Kaeser zeigte sich jüngst offen für eine gesetzliche Vorgabe und auch Ludger Ramme, Hauptgeschäftsführer des Führungskräfteverbandes, begrüßt die Entscheidung der Koalitionäre in spe. Im Gespräch mit dem Hauptstadtstudio machte er deutlich:
    "Im Rahmen der Aufsichtsräte brauchen wir ein starkes politisches Signal. Und da sind wir der Meinung, dass die Quote an der Stelle genau das Richtige ist."
    Er erhofft sich von der neuen Regelung, dass Frauen mit Aufsichtsratsmandat künftig keine Exotinnen mehr sind:
    "Denn wir haben ja gesehen, dass die Besetzung der Aufsichtsräte häufig aus gewissen Eliten heraus funktioniert. Sodass der eine dem anderen sozusagen hinterherhilft. Und da waren Frauen immer benachteiligt. Und wenn das jetzt per Quote vorgeschrieben ist, dann glauben wir, dass eine natürliche Nachbesetzung in Gang kommt."
    Ramme und Kaeser scheinen da einer neueren Generation an Unternehmern anzugehören – anders als Fidel Helmer, seit 45 Jahren Finanzexperte der Privatbank Hauck und Aufhäuser. Er erklärte im Börsengespräch des Deutschlandfunks, eine Quote von 30 Prozent Aufsichtsrätinnen bei großen Dax-Unternehmen ...
    "... wird nicht so dramatisch sein. Denn diese Aufsichtsräte haben ja in der Regel einen großen Umfang. Bei den kleinen Unternehmen wird es sehr wohl problematisch. Denn dann muss natürlich zwangsläufig die Qualität der Aufsichtsräte darunter leiden."
    Bestimmte Branchen seien nun mal männerdominiert, so der 66-Jährige weiter - Beispiel: Maschinenbau.
    "Wo Frauen eher in der Verwaltung tätig sind, aber vielleicht nicht unbedingt den Sachverstand haben, den sie bräuchten, als Aufsichtsrat in einem Maschinenbauunternehmen."
    So weit gehen selbst die Kritiker in der Union nicht. Auch, wenn Michael Fuchs, stellvertretender CDU- Fraktionsvorsitzender und Vertreter des Wirtschaftsflügels seiner Partei, im Hinblick auf die gesetzliche Frauenquote von einer "Kröte" spricht, die man habe schlucken müsse.
    Weiterhin halten die Koalitionäre übrigens an einer Art Flexi-Quote fest: Große Unternehmen müssen bereits ab 2015 verbindliche Zielgrößen für ihre Vorstände und die Managementebene festlegen und diese auch veröffentlichen.