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Globalisierung face to face

Alle reden von Globalisierung, von internationalen Unternehmen und Netzwerken. Was dabei häufig vergessen wird: Globalisierung funktioniert nur durch ganz persönliche Kontakte, durch Begegnungen von Menschen, face to face. Grund für die Technische Universität in Berlin, eine internationale Firmenkontaktmesse zu veranstalten. Das Besondere: Zur Messe wurden zahlreiche ausländische Ex-Studenten eingeladen - Alumni, die in aller Welt Firmen gegründet haben. Ein Bauunternehmer aus Ägypten ist auch mit dabei.

Von Jens P. Rosbach |
    Neulich haben wir zwei Aufträge für das BBR, das heißt Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung ausgeführt. Wir haben die deutsche Botschaft in Algier und die Residenz des deutschen Botschafters renoviert.

    Wie kommt ein ägyptischer Bauunternehmer, wie Mamdouh Habashi dazu, die deutsche Vertretung in der algerischen Hauptstadt instand zu setzen? Ganz einfach: Der Ingenieur hat an der Technischen Universität in Berlin studiert.

    Wir haben ein großartiges Studium genossen. Das kann man natürlich nicht anders bezeichnen.

    Zehn Jahre lang hat Habashi in Berlin gelernt, gejobbt und Klinken geputzt. Dann ging er zurück nach Kairo und gründete dort eine eigene Firma. Nun ist für ein paar Tage zurück gekehrt. Denn der Unternehmer will auf der Kontaktmesse seiner alten Uni neue Geschäfte ankurbeln.

    Sie können sich vorstellen, wenn ich so etwas mache, und ich habe auch für mehrere deutschsprachige Auftraggeber gearbeitet, dann ist der deutsche Markt für mich eben etwas, was man nicht nur kennen muss, sondern auch richtig treten muss, ja.

    Nicht nur die deutschen Firmen sind für die angereisten Alumni von Interesse.
    Der indische Kunststoffproduzent Swetang Dave etwa besucht die Messe auch, um Visitenkarten mit anderen ausländischen Alumni zu tauschen. Die gemeinsame TU-Vergangenheit erleichtere das "Networking" ungemein, weiß der frühere Verfahrenstechnik-Student.

    Es ist halt so, dass wenn ich nach Ägypten gehen will und ein Vertriebsnetz dort aufbauen will – von Indien aus ist ein schwere Sache. Aber wenn ich weiß, Herr Habashi ist da, dann ruf ich ihn an und sage: ich komme nächste Woche. Und ja, ob er will oder nicht, ich bin sein Gast. Und er muss mir helfen meine Sache, was ich da machen will.

    Normalerweise sind auf den Hochschul-Kontaktmessen lediglich deutsche Firmen präsent, manchmal auch Vertreter eines internationalen Multis. Der ausländische Mittelstand dagegen hat kaum eine Chance, sich zu darzustellen. Grund für Messe-Organisator Ingo Meyer nun auch mal die kleineren Firmen einzuladen, speziell Alumni-Firmen.

    Ja es ist ja das erste mal, dass diese ausländische Firmen kommen, andererseits gibt’s aber eine lange Tradition hier an der TU hier spezielle Programme für die ausländischen Alumni zu machen. Wir haben ja ein internationales Alumni-Programm mit 2800 TU-Absolventen in 120 Ländern. Wir können in sehr vielen Ländern der Welt Kontakte auch vermitteln auch zu TU-Alumni, die Partner suchen.

    Es geht aber nicht nur um Vertragspartner, um Geschäfte und ums Geld. Erfolgsrezepte sind auf der Berliner Messe ebenfalls heiß begehrt. Die Ex-Studenten tauschen sich besonders gern darüber aus, was sie von ihrem früheren Berliner Studium in ihren Heimatländern umsetzen konnten. Oder auch, wie Dave aus Indien, ganz bewusst nicht umgesetzt haben.

    Ich habe bewundert, ja dass man hier Maschinen für alles macht. Wenn man in Fabrik gearbeitet hat, gab`s Maschinen von hier zu hier zu stellen und irgendwas. Hab ich gesagt: das ist gut! Aber wir haben viel zu viel Leute und ich werde was möglich ist, dass die Menschen machen und gut machen können, werde ich Menschen machen lassen in mein Fabrik. Damit die Arbeit haben.

    Die Erfahrungen der rund 50 Firmen auf der internationalen Messe sind besonders spannend für die ausländischen Studenten der Technischen Uni. Und das sind nicht wenige: An der Berliner TU ist jeder Fünfte ein Nichtdeutscher: insgesamt 6000 Studierende. Die Veranstalter rechnen aber auch damit, dass zahlreiche deutsche Kommilitonen kommen, um sich über Praktika und Auslands-Jobs schlau zu machen.

    Internationalisierung ist ja ein Begriff, der ja in aller Munde ist und es ist ja so, dass viele Firmen Teile ihrer Geschäftstätigkeit auch ins Ausland verlegen oder die Import-Export-Beziehungen zunehmen und dafür braucht man Personen mit einer internationalen und einer interkulturellen Kompetenz.