Ich habe gerade in meinem Leistungskurs in der 12 Goethes Werther gelesen. Und es stellte sich mehr und mehr heraus, dass denen die Sprache Goethes erhebliche Schwierigkeiten bereitet, sie - weil sie ihnen Schwierigkeiten bereitet - auch kaum bereit waren, sich drauf einzulassen. Früher ist es bei solchen Texten oder gerade auch bei diesem Text so gewesen, dass die ursprüngliche Fremdheit auch da war, aber dann eine Bereitschaft da war, sich zumindest vorübergehend mal drauf einzulassen. Jetzt war es eigentlich nicht so, was zum Beispiel in einer Klausur sich dann so äußerte, dass eine Schülerin sagte: Diese Goethesche Sprache sei einfach nicht mehr up to date, und deswegen seien sie nicht mehr gewillt, sich darauf einzulassen, das sei ja sehr veraltet.
Zuerst, erzählt Dieter Barth, war er schockiert, dann habe er nachgedacht: Eigentlich sei die Reaktion der Schülerinnen und Schüler aus ihrer Perspektive gar nicht so unlogisch.
Wenn jemand das so empfindet, dann ist das sein gutes Recht. Das heißt, man müsste unabhängig von dem Einzelfall darüber reflektieren: Was ist da eigentlich passiert? Ich denke, das, was passiert ist, ist der Wandel in der Bereitschaft, sich auf was Fremdes einzulassen, sich auf fremde Sprachstadien aus früherer Zeit einzulassen. Warum eigentlich? Weil man offensichtlich der Meinung ist, das, was jetzt gesprochen wird, und zwar, was jetzt bei mir oder bei der Gruppe, in der mich aufhalte, gesprochen wird, das reicht zur Lebensbewältigung eigentlich aus.
Zwar sei es Aufgabe der Schule, auch scheinbar unnötiges Kultur- und Sprachwissen zu vermitteln, sagt der Deutschlehrer. Aber weil er nicht ohne Bezug zur Lebenswelt der Jugendlichen unterrichten wollte, nahm er als nächste Lektüre ein ganz anderes, modernes Buch mit einer ganz anderen Sprache dran.
Wir haben dann einen Roman aus Köln, der in Köln entstanden ist, von einer jungen Autorin, "Rocktage" heißt der, angefangen zu lesen. Den hab ich ganz bewusst ausgewählt, weil der eben eine Sprache spricht, die aus der Sicht der Schüler up to date ist. Und da stellt sich dann merkwürdigerweise raus, dass die das eigentlich auch nicht wollen. Dass sie diese Sprache zum Teil gewollt jugendlich einschätzen, und das wollen sie nicht.
Dieter Barth vermutet, dass dahinter eine ganz grundsätzliche Abneigung bei den Schülerinnen und Schülern steht, sich überhaupt mit literarischer Sprache zu beschäftigen. Das hänge möglicherweise mit einem sehr starken Ego der Jugendlichen zusammen.
Das ist weitgehend doch so, dass die davon ausgehen, dass das, was sie leben, auch sprachlich leben, das Richtige ist. Dass man in Lebenssituationen kommt, in denen man mit dieser Sprache, die ihnen geläufig ist, die sie tagtäglich sprechen, nicht zurecht kommt, das wissen sie ja noch nicht, das wird sich erst später herausstellen. Dass sie da auch soziale Nachteile unter Umständen ertragen müssen, ist ihnen irgendwie nicht bewusst.
Und es sei ihnen, jedenfalls seiner Erfahrung nach, auch kaum bewusst zu machen, sagt der 60jährige. Das liege vielleicht auch daran, dass er in seinem Alter viel zu weit weg sei vom sprachlichen Alltag der Jugendlichen.
Es ist schon eine geschlossene Welt, in die man zumindest als alter Lehrer letztlich dann auch nicht mehr rein kommt. Das muss man sehen.
Jüngere Lehrer, deren sprachliche Sozialisation ein paar Jahre später als bei ihm selbst erfolgt sei, hätten es da deutlich leichter, sagt Dieter Barth. Und er hofft darauf, dass den Kollegen deshalb auch eine bessere Vermittlung sprachlicher Zugänge gelingt.
Zuerst, erzählt Dieter Barth, war er schockiert, dann habe er nachgedacht: Eigentlich sei die Reaktion der Schülerinnen und Schüler aus ihrer Perspektive gar nicht so unlogisch.
Wenn jemand das so empfindet, dann ist das sein gutes Recht. Das heißt, man müsste unabhängig von dem Einzelfall darüber reflektieren: Was ist da eigentlich passiert? Ich denke, das, was passiert ist, ist der Wandel in der Bereitschaft, sich auf was Fremdes einzulassen, sich auf fremde Sprachstadien aus früherer Zeit einzulassen. Warum eigentlich? Weil man offensichtlich der Meinung ist, das, was jetzt gesprochen wird, und zwar, was jetzt bei mir oder bei der Gruppe, in der mich aufhalte, gesprochen wird, das reicht zur Lebensbewältigung eigentlich aus.
Zwar sei es Aufgabe der Schule, auch scheinbar unnötiges Kultur- und Sprachwissen zu vermitteln, sagt der Deutschlehrer. Aber weil er nicht ohne Bezug zur Lebenswelt der Jugendlichen unterrichten wollte, nahm er als nächste Lektüre ein ganz anderes, modernes Buch mit einer ganz anderen Sprache dran.
Wir haben dann einen Roman aus Köln, der in Köln entstanden ist, von einer jungen Autorin, "Rocktage" heißt der, angefangen zu lesen. Den hab ich ganz bewusst ausgewählt, weil der eben eine Sprache spricht, die aus der Sicht der Schüler up to date ist. Und da stellt sich dann merkwürdigerweise raus, dass die das eigentlich auch nicht wollen. Dass sie diese Sprache zum Teil gewollt jugendlich einschätzen, und das wollen sie nicht.
Dieter Barth vermutet, dass dahinter eine ganz grundsätzliche Abneigung bei den Schülerinnen und Schülern steht, sich überhaupt mit literarischer Sprache zu beschäftigen. Das hänge möglicherweise mit einem sehr starken Ego der Jugendlichen zusammen.
Das ist weitgehend doch so, dass die davon ausgehen, dass das, was sie leben, auch sprachlich leben, das Richtige ist. Dass man in Lebenssituationen kommt, in denen man mit dieser Sprache, die ihnen geläufig ist, die sie tagtäglich sprechen, nicht zurecht kommt, das wissen sie ja noch nicht, das wird sich erst später herausstellen. Dass sie da auch soziale Nachteile unter Umständen ertragen müssen, ist ihnen irgendwie nicht bewusst.
Und es sei ihnen, jedenfalls seiner Erfahrung nach, auch kaum bewusst zu machen, sagt der 60jährige. Das liege vielleicht auch daran, dass er in seinem Alter viel zu weit weg sei vom sprachlichen Alltag der Jugendlichen.
Es ist schon eine geschlossene Welt, in die man zumindest als alter Lehrer letztlich dann auch nicht mehr rein kommt. Das muss man sehen.
Jüngere Lehrer, deren sprachliche Sozialisation ein paar Jahre später als bei ihm selbst erfolgt sei, hätten es da deutlich leichter, sagt Dieter Barth. Und er hofft darauf, dass den Kollegen deshalb auch eine bessere Vermittlung sprachlicher Zugänge gelingt.