Das wahre Beziehungsglück liegt im gemeinsamen Zähneputzen am Morgen. Das ist das Ritual, das die Mittdreißiger Hanna und Thomas besonders kultiviert haben. Ein Tag beginnt: Musik gibt schon den Rhythmus des Tages vor. Alles in Ordnung. Alles schön also. Doch jetzt wollen sie weitergehen miteinander. Ein Haus auf dem Land soll ihre Beziehung intensivieren und endgültig zu etwas Dauerhaftem machen. Sie finden auch ein schönes Haus in Brandenburg. Nur der Baum direkt am Haus müsste weg.
Die "Partnertanne" neben der anderen Tanne nimmt entschieden zu viel Licht weg. Ein bisschen könnte man auch die Räume verändern - und so wird mit großer Emphase sogar eine tragende Wand eingerissen. Die neue Qualität des Glücks in der Natur mit Wald, See und frischem Gemüse ist auch ein Gegenmodell zur Hektik der Großstadt, der die beiden entfliehen wollen. Nur an der nächsten Großtankstelle funktioniert das Handy und die Berliner Boheme mit ihrer verführerischen Kneipenszene ist weit weg. Hanna macht ihrem Thomas eine ganz besondere Liebeserklärung.
Doch die so heftig ersehnte Zweisamkeit kriegt bald Schrammen und Risse. Eine Freundin von Hanna, ihre Patentochter Augustine, sagt sich mit Backpackerrucksack an. Sie ist jung und verführerisch und bringt ein anderes Tempo mit. Auch Thomas Bruder braucht nach einer Trennung und in der ungewohnten Arbeitslosigkeit gerade neue Gesellschaft. Und so findet sich bald eine Gruppe zusammen, zu der sich Regisseur Sebastian Schipper - nach eigenem Bekenntnis - von Johann Wolfgang Goethes Handbuch der Gefühlsverwirrungen "Die Wahlverwandtschaften" hat anregen lassen.
Wie bei Goethe spüren die vier Hauptfiguren bald Anziehungen zum jeweiligen Partner der Anderen. Irgendwie passen die verspielte Kindhaftigkeit und Sorglosigkeit des ewigen großen Kindes Thomas und die von Patenkind Augustine ideal zueinander; und in ihrer ernsthaften verbindlichen Grübelei finden sich Hanna und Friedrich bald wie ein ideales Paar.
Anders als bei Goethe wird der Partneraustausch nicht nur angedeutet, sondern wirklich vollzogen, führt trotzdem aber auch nicht zu derart tragischen Konsequenzen, wie sie der Roman aus dem Jahre 1809 vorführt - mit Schuld, Sühne, Verzicht und all dem verdammten Zeug. Das gewagte Spiel mit den erotischen Identitäten, das "Die Wahlverwandtschaften" zum Skandalbuch machte, kehrt - nach mehreren ernsthaften Literaturverfilmungen unter anderem der Brüder Taviani - zurück als leichte Sommerkomödie, in der gesellschaftliche Schranken nicht mehr zu überwinden sind und die tragische Gefühlsverwirrung von einst nur noch ein fast folgenloses Spiel ist.
Schipper hat aus Goethes Vorlage auch nur ein paar Elemente übernommen, die ihm in den Kram passen: die Figurenkonstellation, die romantische Naturverbundenheit und die sanfte Dramatik der Abweichungen vom geraden Weg der Beziehungskisten. Philosophische Weisheiten werden weitgehend heruntergefahren und dann ausgerechnet dem Lebemannvater in den Mund gelegt, der mit Sportwagen und stöckelndem Fotomodell an seiner Seite - wie eine deutsche Variante von Silvio Berlusconi - das Idyll der vier Protagonisten nur kurz stört. Seine großspurigen Sätze haben es trotzdem in sich.
Um derart philosophische Bodenhaftung bemüht sich der Film sonst kaum. Ähnlich wie in Maren Ades Beziehungsmelodram "Alle Anderen" geht es viel mehr um die Neudefinition, die jede Beziehung nach einiger Zeit verlangt und die sie gleichwohl sofort in Gefahr bringt. Es geht auch um die Ermattung der erotischen Attraktion, um den frischen Wind, den neue Partner bringen, aber auch um die schönen Abende im Garten, die jeden zu allem verführen könnten, und um den nahen See der zu kuriosen Eskapaden lockt und die Stimmung des voll entfalteten Sommers, der nicht nur durch das Beispiel der Pflanzen zur vollendeten Knospung verführt.
Da wartet dann am Ende eines eleganten und atmosphärisch dichten Films ein reinigendes Gewitter der plötzlich entflammten Leidenschaften, das Hanna und Thomas auf ihre Beziehung zurückwirft, die allein durch den Ortswechsel noch nicht geheilt worden ist, wusste sie doch noch gar nicht von ihren tiefen Verletzungen. Schippers Film ist ebenso heiter wie Weise und ein grandioses traumverlorenes Stück Kino, auf das wir gerade gewartet haben. Übrigens ist auch die unendlich zart und zögerlich eingesetzte Musik endlich einmal stimmig. Sie dient dem Film, anstatt jede Szene noch einmal kräftig zu überzuckern. Auch in diesem Punkt bereichert Schipper, der nur alle drei bis vier Jahre einen Film inszeniert, zwischendurch als Schauspieler auftritt und Werbefilme dreht, ganz entschieden das deutsche Kino.
Die "Partnertanne" neben der anderen Tanne nimmt entschieden zu viel Licht weg. Ein bisschen könnte man auch die Räume verändern - und so wird mit großer Emphase sogar eine tragende Wand eingerissen. Die neue Qualität des Glücks in der Natur mit Wald, See und frischem Gemüse ist auch ein Gegenmodell zur Hektik der Großstadt, der die beiden entfliehen wollen. Nur an der nächsten Großtankstelle funktioniert das Handy und die Berliner Boheme mit ihrer verführerischen Kneipenszene ist weit weg. Hanna macht ihrem Thomas eine ganz besondere Liebeserklärung.
Doch die so heftig ersehnte Zweisamkeit kriegt bald Schrammen und Risse. Eine Freundin von Hanna, ihre Patentochter Augustine, sagt sich mit Backpackerrucksack an. Sie ist jung und verführerisch und bringt ein anderes Tempo mit. Auch Thomas Bruder braucht nach einer Trennung und in der ungewohnten Arbeitslosigkeit gerade neue Gesellschaft. Und so findet sich bald eine Gruppe zusammen, zu der sich Regisseur Sebastian Schipper - nach eigenem Bekenntnis - von Johann Wolfgang Goethes Handbuch der Gefühlsverwirrungen "Die Wahlverwandtschaften" hat anregen lassen.
Wie bei Goethe spüren die vier Hauptfiguren bald Anziehungen zum jeweiligen Partner der Anderen. Irgendwie passen die verspielte Kindhaftigkeit und Sorglosigkeit des ewigen großen Kindes Thomas und die von Patenkind Augustine ideal zueinander; und in ihrer ernsthaften verbindlichen Grübelei finden sich Hanna und Friedrich bald wie ein ideales Paar.
Anders als bei Goethe wird der Partneraustausch nicht nur angedeutet, sondern wirklich vollzogen, führt trotzdem aber auch nicht zu derart tragischen Konsequenzen, wie sie der Roman aus dem Jahre 1809 vorführt - mit Schuld, Sühne, Verzicht und all dem verdammten Zeug. Das gewagte Spiel mit den erotischen Identitäten, das "Die Wahlverwandtschaften" zum Skandalbuch machte, kehrt - nach mehreren ernsthaften Literaturverfilmungen unter anderem der Brüder Taviani - zurück als leichte Sommerkomödie, in der gesellschaftliche Schranken nicht mehr zu überwinden sind und die tragische Gefühlsverwirrung von einst nur noch ein fast folgenloses Spiel ist.
Schipper hat aus Goethes Vorlage auch nur ein paar Elemente übernommen, die ihm in den Kram passen: die Figurenkonstellation, die romantische Naturverbundenheit und die sanfte Dramatik der Abweichungen vom geraden Weg der Beziehungskisten. Philosophische Weisheiten werden weitgehend heruntergefahren und dann ausgerechnet dem Lebemannvater in den Mund gelegt, der mit Sportwagen und stöckelndem Fotomodell an seiner Seite - wie eine deutsche Variante von Silvio Berlusconi - das Idyll der vier Protagonisten nur kurz stört. Seine großspurigen Sätze haben es trotzdem in sich.
Um derart philosophische Bodenhaftung bemüht sich der Film sonst kaum. Ähnlich wie in Maren Ades Beziehungsmelodram "Alle Anderen" geht es viel mehr um die Neudefinition, die jede Beziehung nach einiger Zeit verlangt und die sie gleichwohl sofort in Gefahr bringt. Es geht auch um die Ermattung der erotischen Attraktion, um den frischen Wind, den neue Partner bringen, aber auch um die schönen Abende im Garten, die jeden zu allem verführen könnten, und um den nahen See der zu kuriosen Eskapaden lockt und die Stimmung des voll entfalteten Sommers, der nicht nur durch das Beispiel der Pflanzen zur vollendeten Knospung verführt.
Da wartet dann am Ende eines eleganten und atmosphärisch dichten Films ein reinigendes Gewitter der plötzlich entflammten Leidenschaften, das Hanna und Thomas auf ihre Beziehung zurückwirft, die allein durch den Ortswechsel noch nicht geheilt worden ist, wusste sie doch noch gar nicht von ihren tiefen Verletzungen. Schippers Film ist ebenso heiter wie Weise und ein grandioses traumverlorenes Stück Kino, auf das wir gerade gewartet haben. Übrigens ist auch die unendlich zart und zögerlich eingesetzte Musik endlich einmal stimmig. Sie dient dem Film, anstatt jede Szene noch einmal kräftig zu überzuckern. Auch in diesem Punkt bereichert Schipper, der nur alle drei bis vier Jahre einen Film inszeniert, zwischendurch als Schauspieler auftritt und Werbefilme dreht, ganz entschieden das deutsche Kino.