Mittwoch, 24. April 2024

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"Grexit" auf Zeit
"Eine sehr negative Idee"

Wolfgang Schäuble hat offenbar die Idee ins Spiel gebracht, Griechenland einen zeitlich begrenzten Austritt aus der Euro-Währung anzubieten. Der Wirtschaftshistoriker Florian Schui hält das für keinen guten Ansatz. "Das würde bedeuten, dass das europäische Projekt einen massiven Rückschritt einzustecken hat", sagte er im Deutschlandfunk.

Florian Schui im Gespräch mit Burkhard Müller-Ullrich | 12.07.2015
    Der Wirtschaftshistoriker Florian Schui
    Der Wirtschaftshistoriker Florian Schui (picture alliance / Erwin Elsner)
    "Das ist ein sehr bedenklicher Umgang mit all dem, was in der Nachkriegszeit aufgebaut worden ist", sagte Florian Schui zum Konzept "Grexit auf Zeit". Mit einem solchen Denkansatz werde viel verspielt, was Politiker wie Konrad Adenauer, Helmut Schmidt aber auch Helmut Kohl mühevoll aufgebaut hätten - "an europäischer Verständigung und Gemeinsamkeit".
    Trete Griechenland tatsächlich vorübergehend aus der gemeinschaftlichen Währung aus, würde das langfristig Vertrauen in den Euro abbauen, sagte der Wirtschaftshistoriker der Uni St. Gallen. Denn bei jedem Euro-Mitgliedsstaat würde dann die Frage im Raum stehen: Wie lange bleibt der eigentlich noch im Euro?"
    Sofort, so Schui, würden die internationalen Finanzmärkte in diesem Fall auch andere Krisenstaaten wie Spanien und Portugal wieder ins Visier nehmen. Dabei sei die aktuelle Krise eine Chance, um gemeinsame europäische Finanz- und Wirtschaftsstrukturen zu schaffen, wie zum Beispiel ein europäisches Finanzministerium. "Leider arbeitet die Bundesregierung da in die andere Richtung."
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