Dienstag, 30. April 2024

Archiv


Griechenland wird von CCC auf C herabgestuft

Erst gestern hatten sich die Euroländer auf ein neues Rettungspaket für Griechenland geeinigt. 130 Milliarden Euro sollen fließen, wenn die privaten Gläubiger über einen Schuldenschnitt mitziehen. Die Ratingagentur Fitch hat das trotzdem nicht beeindruckt.

Von Michael Braun | 22.02.2012
    Gerade erst ein angeblich freiwilliger Verzicht privater Gläubiger auf 107 Milliarden Euro, dazu ein Hilfspaket von gut 130 Milliarden Euro von EU und Internationalem Währungsfonds, und doch senkt die Ratingagentur Fitch abermals die Kreditwürdigkeit Griechenlands. Dass hier amerikanische Agenturen über europäische Rettungsbemühungen urteilen, dass eine Verschwörung zugunsten des Dollars dahinter stehe, weist Fitch zurück. Man sei die europäischste der drei Agenturen, gehöre schließlich zur Hälfte französischen Eigentümern. Und außerdem sei das neue Bonitätsurteil im Grunde nur Vollzug schon angekündigter Vorhaben, sagt Christian Giesen von Fitch:

    "Die Situation hat sich dahin gehend geändert, dass nun der Schuldenschnitt gekommen ist und damit die Investoren schlechter stehen als vorher. Das Gleiche gilt noch einmal: dadurch, dass es jetzt den sogenannten Anleihetausch gibt, also das heißt: der Investor kriegt de facto weniger heraus als vorher vertraglich vereinbart wurde, deshalb ist es in der Logik der Ratingagentur so, dass sie das Rating noch einmal herunternimmt. Wir hatten das in vorherigen Texten auch schon mal so angekündigt, dass es so kommen wird, wenn die Beschlüsse fallen. Und die Beschlüsse sind gefallen. Von daher: In der Logik der Ratingagentur geht es dann noch mal nach unten."

    Seit Anfang Dezember 2009 wurden die Ratingurteile über Griechenland immer schlechter. Anleihen aus Athen galten bald nicht mehr als investive, sondern als spekulative Anlage. Umgangston der Börse: als "Ramsch". Bei Fitch notierten sie bis heute Mittag mit einem dreifachen C. Das ist - in Schulnoten - ein "ungenügend", heißt so viel wie: "akute Gefahr eines Zahlungsverzugs". Bisher war es mit drei C sozusagen eine "sechs plus", seit heute ist es nur noch ein C, also eine "sechs minus". Darunter kommt nur noch D, was "zahlungsunfähig" bedeutet. Das wird auch noch kommen. Fitch kündigte das heute für den Tag an, wenn die Umschuldung abgeschlossen sein wird.

    Rein technisch wird also die Zahlungsunfähigkeit kommen, zumindest im Ausmaß des Schuldenschnitts. Aber es ist keine unkontrollierte Pleite. Vor der hatten Marktteilnehmer immer gewarnt. Carsten Sommerfeld etwa vom Handelshaus Tradegate gab die Stimmung seiner Kunden für den Fall einer Pleite so wieder:

    "Dann ist der Euro kaputt, dann ist das Vertrauen der Anleger komplett dahin."

    Doch nun hat es ja Umschuldung und Rettungspakete gegeben. Fitch-Sprecher Christian Giesen sagt, das werde auch berücksichtigt:

    "Wenn der komplette Tausch der Anleihen stattgefunden hat, und es, wenn man es so nennen möchte, einen Neustart für das Land gibt, von der finanziellen Seite her, wird die Ratingagentur sich noch einmal zusammensetzen. Und dann ist mit einer Heraufstufung des Ratings für Griechenland zu rechnen."

    Gemunkelt wird was von B-Noten, die bestenfalls "befriedigend" besagen, vielleicht aber auch nur "ausreichend".