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Griff zur richtigen Flasche

Das Knirschen sagt eigentlich alles: Wer eine Einweg-Pfandflasche in den Rücknahmeautomaten gelegt hat, kann anschließend hören, dass sie Flasche zerquetscht wird und nicht mehr wieder zu verwenden ist.

Von Dieter Nürnberger |
    Derzeit sind verschiedene Maßnahmen in der Diskussion, beziehungsweise auf der Forderungsliste der Mehrweg-Unterstützer. In Berlin traten soeben die Deutsche Umwelthilfe, ein eher mittelständischer Brauereiverband und auch der Getränkefachgroßhandel zusammen vor die Presse. Ziel ist es, den Rückgang der Mehrwegquote zu stoppen. Und zuallererst wurde die Bundesregierung an ihren eigenen Koalitionsvertrag erinnert, denn hier ging es 2009 einmal darum, eine verbraucherfreundliche und auch eindeutige Kennzeichnung von Mehrweg und Einweg umzusetzen. Passiert sei jedoch wenig, sagt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe.

    "Die Bundesregierung setzt ihre eigenen Beschlüsse nicht um. Dadurch gefährdet sie aktiv den Fortbestand des Mehrwegsystems. Sie betreibt eine Art Vogel-Strauß-Politik, in dem sie die Augen vor den Zahlen und Entwicklungen verschließt. Sie bleibt untätig."

    Dabei sei diese Unterscheidbarkeit sehr wichtig, so die Befürworter des Mehrwegpfandes. Denn einfach sei diese Unterscheidung nicht – das liege auch am Handel. Hier werde der Eindruck vermittelt, dass auch das Einweg-System irgendwie umweltfreundlich sei. Jürgen Resch nennt Beispiele:

    "Wir stellen fest, dass der Verbraucher immer weniger weiß, ob er bei einer gekauften Plastikflasche eine Einweg- oder Mehrwegflasche in der Hand hat. Es gibt Produkte mit der Kennzeichnung"PET-Cycle", das ist Einweg, es steht aber Mehrweg drauf. Solche eindeutigen Beispiele können wir abmahnen und verfolgen lassen. In – sagen wir – intelligenteren Täuschungsfällen wird aber nur der Eindruck von Mehrweg erweckt – da wird eine juristische Abmahnung schwieriger. Viele Verbraucher sind somit der festen Überzeugung, Mehrweg erworben zu haben, sie kaufen aber tatsächlich ein Einweg-Produkt."

    Punkt eins auf der Forderungsliste betrifft also eine bessere Unterscheidung. Punkt zwei: Einweg-Pfand-Produkte müssten teurer werden. Deshalb wird eine zusätzliche Lenkungsabgabe von 20 Cent vorgeschlagen. Günther Guder vom Vorstand des Deutschen Getränkefachgroßhandels.

    "Einwegprodukte sollten dauerhaft verteuert werden, weil der Handel seit vielen Jahren Mineralwasser als sogenanntes strategisches Produkt einsetzt. Hier meinen wir vor allem Discounter-Supermärkte. Eine 1,5-Liter-PET-Einwegflasche Wasser koste hier oft nur 19 Cent. Damit wird man keine Erträge erwirtschaften können. Das sind strategische Preise, um die Verbraucher in die Läden zu locken."

    Man fordert somit die Bundesregierung auf, in den Markt einzugreifen.

    Beim Mineralwasser würden heute nur noch rund 31 Prozent als Mehrweg umgesetzt. 2005 seien es noch über 50 Prozent gewesen. Das Geld aus der zusätzlichen Abgabe soll zur Unterstützung von Mehrweg-Systemen verwendet werden, sagt Günther Guder:

    "Man kann Mehrweg-Systeme stärken! Beispielsweise kämpft derzeit die Fruchtsaftindustrie darum, eine neue Mehrweg-Verpackung auf den Markt zu bringen. Mit solchen Einnahmen könnte dies unterstützt werden."

    Die Forderung, Mehrweg zu stärken geht vor allem an die Bundesregierung, aber auch an die Europäische Kommission. Denn auch in Brüssel wird über den Markt von Mehrweg oder Einweg mitentschieden.