So klingt der Nachbau eines Schwirrholzes, dass durch zwei Fäden in Drehung gebracht wird und mit dem man je nach Zuschnitt Geräusche erzeugen kann, die dem Wind in Grönland ähneln. Das kleine Spielzeug verbraucht wenige Material, wie auch viele andere Spielzeuge, mit denen die Inuit, früher Eskimos genannt, die lange Polarnacht für sich und ihre Kinder erträglicher gestalteten. Heute hat das Fernsehen diese Spielzeuge in den Holzhütten verdrängt, in denen sie überwintern. In der kurzen Sommerzeit von 80 bis 140 Tagen müssen sie dann pro Kopf etwa 100 Kilo Fleisch erjagen. Da das oft tagelange Fahrten mit dem Hundeschlitten über das Packeis bedeutet, ist der Besitz eines Inuit auch deshalb auf das Wesentliche beschränkt. Die Inuit leben seit fast 5000 Jahren von der Natur und mit der Natur, erklärt Sonja Schierle, Kuratorin der Ausstellung im Stuttgarter Lindenmuseum:
"Sie wussten sehr wohl die Natur auszunutzen. Sie mussten die Natur ausnutzen; das war ihr Leben. Also man hat die Tiere zur Nahrung gebraucht. Natürlich, das war Essen. Das war aber auch die Ressource, aus der man die Kleidung gemacht hat oder auch die Knochen beispielsweise dann verarbeitet hat zu Werkzeug. Also man hat die Natur so weit genutzt, wie es nur irgend wie möglich war. Aber immer auch mit nem Respekt vor der Natur. Beispielsweise auch heute wenn noch Robben und Wale gejagt werden, dann bedankt man sich bei den Tieren dafür, dass sie sich haben jagen lassen, weil man auch die Befürchtung hat, wenn man diese Verbindung zu den Tieren nicht aufrecht erhält, dann bleiben sie ganz weg."
Diese eher schamanischen Vorstellungen haben sich trotz der protestantischen Missionierung erhalten. Wie gut die Inuit an das extrem raue Klima angepasst sind, kann man auch daran ablesen, dass die als kernige Typen bekannten Wikinger es auf Grönland nur während einer Mittelalterlichen Warmzeit mit üppiger Vegetation an den Küsten aushielten. Später, als es kälter wurde, verschwanden sie wieder. Doch die Erwärmung, die jetzt durch den Klimawandel droht, könnte für die Inuit fatal werden. Sie haben zwar Harpune und Speer durch moderne Waffen ersetzt und das Kajak aus Treibholz und Robbenhaut durch Motorboote, aber das hilft nichts, wenn die Beute weg bleibt.
"Die Gefahr besteht, dass die Robben - mit den Eisbären haben wir es jetzt schon - dass die sehr weit nach Norden gehen und damit dann eben eine wichtige Lebensgrundlage der nördlichen Inuit, der Polar-Inuit entfällt."
Anoraks aus Rentier oder Seehundfell, Eisbärenfellhosen gegen die Kälte, sowie Lederstiefel und Handschuhe, woraus sollen die dann hergestellt werden. Wasser-dichte, aber atmungsaktive Regenparkas aus der Darmhaut von Robben, nutzten die Inuit längst, ehe es moderne Funktionstextilien gab. Die Jagd und die grobe Zerlegung ist Aufgabe der Männer, die Verarbeitung der Beute zu Textilien die der Frauen, deren Messer und Nähzeug ihr Stolz waren. Da ein Riss in der Kleidung bei bis zu minus 40 Grad tödlich sein kann, wird Nähzeug stets mit geführt.
Seit 1978 schwindet das Packeis, auf dem die Inuit mit ihren Schlitten zur Jagd fahren jährlich um fast ein Prozent. Ginge das Polareis verloren, könnte das die Existenz der riesigen Krillschwärme gefährden von denen Fische, Wale und Robben leben. Schmilzt der bis über 3 Kilometer dicke Eispanzer Grönlands stiege der Meeresspiegel um mehrere Meter. Kurz die gesamte Lebensgrundlage der Inuit beginnt zu schwinden. Sonja Schierle:
"Es heißt jetzt schon, dass durch die Erwärmung der Meere, die Fische einen erhöhten Stoffwechsel bekommen. D.h. sie lagern mehr Schwermetalle und Gifte ein. Wir essen die Fische mit samt diesen Belastungen. D.h. wir haben heute schon bei den Inuit-Frauen fast die Warnung, dass sie ihre Kinder nicht mehr Stillen, weil die Muttermilch belastet ist. Das heißt wir werden mit Krankheiten rechnen müssen und letzten Endes auch wir, wenn wir diese Fische essen."
Sollten die Nachbarstaaten die angeblich riesigen Öl- und Gas-Vorkommen im Polarmeer erschließen droht weitere Verschmutzung.
Die Ausstellung im Lindenmuseum zeigt mit wenigen, teilweise bis über 100 Jahre alten Stücken, etwa einem Kajak, Waffen, Werkzeugen, Kleidung, Spiel¬zeug und Kunstwerken, wie die Inuit Jahrtausende in Grönland überlebten. Fotos aus den letzten zehn Jahren zeigen, wie stark der Wandel bereits fortgeschritten ist.
"Man sieht auf der einen Seite schon Kontinuität, was beispielsweise Kleidung angeht, einfach bestimmte Materialien, die sich in der Arktis bewährt haben, die nach wie vor auch verwendet werden. (…) Wir sehen aber auch einen enormen Wandel weil zum Beispiel die Robbenjagd nicht mehr so lukrativ ist - also auch auf Grund unserer eigenen Kampagnen gegen Robbenfang und so weiter. D.h. für die Inuit bedeutete das dann, dass sie ihr Leben so nicht mehr weiter führen konnten, wie bisher, sondern, dass sie jetzt eher auf Fischfang angewiesen sind, oder ganz viele von ihnen in Fischereifabriken arbeiten müssen."
Die Fotos von Markus Bühler-Rasom zeigen den Alltag einer vom Klimawandel in ihrer Existenz bedrohten Kultur, so wie man sie sonst selten zu sehen bekommt. Der Fotograf gewann das Vertrauen der Menschen, da er sie immer wieder besuchte und ihr hartes Leben mit ihnen teilte. So bekam er Einblicke in ihre Kultur, die Touristen, ja sogar manchmal Forschern kaum gelingen.
"Es sind sehr humorvolle Menschen. Das hat mich immer wieder fasziniert. Mit Manchen kann ich gar nicht reden, weil mein Grönländisch ist nicht so gut, dass ich jetzt wirklich mich mit jedem immer verständigen kann, und dann lachen wir nur. Und irgendwie funktioniert das. Also der Humor ist etwas, was mich sehr beeindruckt."
Und wie schätzt er als Fremder, aber wohlwollender Beobachter die Chancen der Grönländischen Inuit-Kultur ein? Es gab ja schon vor Jahrzehnten Artikel über die letzten Grönländischen Jäger.
"Wenn es denn so wäre, müssten ja die letzten Jäger schon vor 40 Jahren die letzten Jäger gewesen sein und sie jagen ja immer noch. Und wenn die Arktis nicht ganz wegschmilzt, werden sie das in 100 Jahren noch machen, weil sonst gibt's keinen Grund dort zu leben. Also, wenn sich das jetzt so weiter entwickelt, wie sich das entwickelt mit auch aktuellen Gefahren, die jetzt auf sie zu kommen, mehr politischer Natur mit der Unabhängigkeit Grönlands, als jetzt das Klima, wird sich das einpendeln und einfinden und die Kultur wird sich weiter entwickeln und schlussendlich so bestehen wie sie muss. Und das wird wahrscheinlich auch dann noch vom Klima bestimmt."
"Sie wussten sehr wohl die Natur auszunutzen. Sie mussten die Natur ausnutzen; das war ihr Leben. Also man hat die Tiere zur Nahrung gebraucht. Natürlich, das war Essen. Das war aber auch die Ressource, aus der man die Kleidung gemacht hat oder auch die Knochen beispielsweise dann verarbeitet hat zu Werkzeug. Also man hat die Natur so weit genutzt, wie es nur irgend wie möglich war. Aber immer auch mit nem Respekt vor der Natur. Beispielsweise auch heute wenn noch Robben und Wale gejagt werden, dann bedankt man sich bei den Tieren dafür, dass sie sich haben jagen lassen, weil man auch die Befürchtung hat, wenn man diese Verbindung zu den Tieren nicht aufrecht erhält, dann bleiben sie ganz weg."
Diese eher schamanischen Vorstellungen haben sich trotz der protestantischen Missionierung erhalten. Wie gut die Inuit an das extrem raue Klima angepasst sind, kann man auch daran ablesen, dass die als kernige Typen bekannten Wikinger es auf Grönland nur während einer Mittelalterlichen Warmzeit mit üppiger Vegetation an den Küsten aushielten. Später, als es kälter wurde, verschwanden sie wieder. Doch die Erwärmung, die jetzt durch den Klimawandel droht, könnte für die Inuit fatal werden. Sie haben zwar Harpune und Speer durch moderne Waffen ersetzt und das Kajak aus Treibholz und Robbenhaut durch Motorboote, aber das hilft nichts, wenn die Beute weg bleibt.
"Die Gefahr besteht, dass die Robben - mit den Eisbären haben wir es jetzt schon - dass die sehr weit nach Norden gehen und damit dann eben eine wichtige Lebensgrundlage der nördlichen Inuit, der Polar-Inuit entfällt."
Anoraks aus Rentier oder Seehundfell, Eisbärenfellhosen gegen die Kälte, sowie Lederstiefel und Handschuhe, woraus sollen die dann hergestellt werden. Wasser-dichte, aber atmungsaktive Regenparkas aus der Darmhaut von Robben, nutzten die Inuit längst, ehe es moderne Funktionstextilien gab. Die Jagd und die grobe Zerlegung ist Aufgabe der Männer, die Verarbeitung der Beute zu Textilien die der Frauen, deren Messer und Nähzeug ihr Stolz waren. Da ein Riss in der Kleidung bei bis zu minus 40 Grad tödlich sein kann, wird Nähzeug stets mit geführt.
Seit 1978 schwindet das Packeis, auf dem die Inuit mit ihren Schlitten zur Jagd fahren jährlich um fast ein Prozent. Ginge das Polareis verloren, könnte das die Existenz der riesigen Krillschwärme gefährden von denen Fische, Wale und Robben leben. Schmilzt der bis über 3 Kilometer dicke Eispanzer Grönlands stiege der Meeresspiegel um mehrere Meter. Kurz die gesamte Lebensgrundlage der Inuit beginnt zu schwinden. Sonja Schierle:
"Es heißt jetzt schon, dass durch die Erwärmung der Meere, die Fische einen erhöhten Stoffwechsel bekommen. D.h. sie lagern mehr Schwermetalle und Gifte ein. Wir essen die Fische mit samt diesen Belastungen. D.h. wir haben heute schon bei den Inuit-Frauen fast die Warnung, dass sie ihre Kinder nicht mehr Stillen, weil die Muttermilch belastet ist. Das heißt wir werden mit Krankheiten rechnen müssen und letzten Endes auch wir, wenn wir diese Fische essen."
Sollten die Nachbarstaaten die angeblich riesigen Öl- und Gas-Vorkommen im Polarmeer erschließen droht weitere Verschmutzung.
Die Ausstellung im Lindenmuseum zeigt mit wenigen, teilweise bis über 100 Jahre alten Stücken, etwa einem Kajak, Waffen, Werkzeugen, Kleidung, Spiel¬zeug und Kunstwerken, wie die Inuit Jahrtausende in Grönland überlebten. Fotos aus den letzten zehn Jahren zeigen, wie stark der Wandel bereits fortgeschritten ist.
"Man sieht auf der einen Seite schon Kontinuität, was beispielsweise Kleidung angeht, einfach bestimmte Materialien, die sich in der Arktis bewährt haben, die nach wie vor auch verwendet werden. (…) Wir sehen aber auch einen enormen Wandel weil zum Beispiel die Robbenjagd nicht mehr so lukrativ ist - also auch auf Grund unserer eigenen Kampagnen gegen Robbenfang und so weiter. D.h. für die Inuit bedeutete das dann, dass sie ihr Leben so nicht mehr weiter führen konnten, wie bisher, sondern, dass sie jetzt eher auf Fischfang angewiesen sind, oder ganz viele von ihnen in Fischereifabriken arbeiten müssen."
Die Fotos von Markus Bühler-Rasom zeigen den Alltag einer vom Klimawandel in ihrer Existenz bedrohten Kultur, so wie man sie sonst selten zu sehen bekommt. Der Fotograf gewann das Vertrauen der Menschen, da er sie immer wieder besuchte und ihr hartes Leben mit ihnen teilte. So bekam er Einblicke in ihre Kultur, die Touristen, ja sogar manchmal Forschern kaum gelingen.
"Es sind sehr humorvolle Menschen. Das hat mich immer wieder fasziniert. Mit Manchen kann ich gar nicht reden, weil mein Grönländisch ist nicht so gut, dass ich jetzt wirklich mich mit jedem immer verständigen kann, und dann lachen wir nur. Und irgendwie funktioniert das. Also der Humor ist etwas, was mich sehr beeindruckt."
Und wie schätzt er als Fremder, aber wohlwollender Beobachter die Chancen der Grönländischen Inuit-Kultur ein? Es gab ja schon vor Jahrzehnten Artikel über die letzten Grönländischen Jäger.
"Wenn es denn so wäre, müssten ja die letzten Jäger schon vor 40 Jahren die letzten Jäger gewesen sein und sie jagen ja immer noch. Und wenn die Arktis nicht ganz wegschmilzt, werden sie das in 100 Jahren noch machen, weil sonst gibt's keinen Grund dort zu leben. Also, wenn sich das jetzt so weiter entwickelt, wie sich das entwickelt mit auch aktuellen Gefahren, die jetzt auf sie zu kommen, mehr politischer Natur mit der Unabhängigkeit Grönlands, als jetzt das Klima, wird sich das einpendeln und einfinden und die Kultur wird sich weiter entwickeln und schlussendlich so bestehen wie sie muss. Und das wird wahrscheinlich auch dann noch vom Klima bestimmt."