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Großbritannien setzt auf Schiefergas

In den USA boomt die Ausbeutung von Schiefergas. Das Land könnte in einigen Jahrzehnten unabhängig von Öl- und Gasimporten sein. In Großbritannien hofft man auf einen ähnlichen Effekt. Dort hat die Regierung das Fracking wieder erlaubt.

Von Jochen Spengler |
    Zweimal bebte die Erde leicht in der Nähe von Blackpool in der englischen Grafschaft Lancashire. Das war vor 18 Monaten und seither stehen auf Anweisung der Regierung die Bohrer still, die dort nach Shale- oder Schiefergas gesucht haben.

    Heute hat die britische Regierung ihr Moratorium aufgehoben. Energieminister Ed Davies erklärte vor dem Parlament:

    "Schiefergas kann sich als nützliche Ergänzung britischer Energiequellen herausstellen und wird insbesondere wertvoll sein, um die abnehmenden Nordsee-Vorräte zu ersetzen. Mit Vorteilen für die Energiesicherheit, die Wirtschaft und die Arbeitsplätze. Aber seine Ausbeutung ist nur dann akzeptabel, wenn sie sicher erfolgt und die Umwelt ordentlich geschützt wird."

    Deswegen hat die konservativ-liberale Regierung dem Unternehmen Cuadrilla unter strengen Auflagen, die das Risiko seismischer Aktivitäten minimieren sollen, grünes Licht für das sogenannte Fracking gegeben; dabei werden in 2000 Meter Tiefe Löcher in Gesteinsschichten gesprengt und anschließende unter hohem Druck eine Mischung aus Wasser, Sand und Chemikalien hineingepresst, sodass das Gas freigesetzt wird.

    In den Vereinigten Staaten erlebt die Ausbeutung von Schiefergas derzeit einen Boom. Das Land könnte in einigen Jahrzehnten unabhängig von ausländischen Öl- und Gasimporten sein und schon jetzt sind die Energiepreise ins Rutschen gekommen. Premierminister David Cameron hofft auf einen ähnlichen Effekt in Großbritannien, das auf einen Energiemix aus Atomkraft, erneuerbaren Energien und Gas setze:

    "Es ereignet sich derzeit eine Gasrevolution weltweit, es gibt die Vorräte von Schiefergas hier im Vereinigten Königreich und deswegen möchte ich, dass wir Teil dieser Revolution werden."

    Noch aber ist völlig unklar, welcher Anteil der Schiefergasvorräte hier überhaupt förderfähig und damit lukrativ ist – zwischen null und 40 Prozent schätzt der Energieminister. Solange nicht auch der Rest Europas auf Shalegas setzt, könne London von niedrigen Gaspreisen nur träumen, glauben Energieexperten. Die Umweltaktivistin Helen Rimmer von den friends of the earth spricht von einer falschen Richtung der britischen Energiepolitik:

    "Sie hält uns in Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, statt stärker auf erneuerbare Energien zu setzen. Außerdem gibt es bei Schiefergas hohe Risiken wie die Vergiftung von Grundwasservorräten und Luftverschmutzung. Ein waghalsiges Spiel mit der Umwelt für Gas, das wir einfach nicht brauchen."

    Die USA hätten völlig andere Bedingungen. Sie seien weniger dicht besiedelt und man komme dort viel leichter an die Schiefergasvorräte heran.