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Großbritannien
Wohin mit den jugendlichen Flüchtlingen aus Calais?

Am Montag hat die Räumung des illegalen Flüchtlingslagers im französischen Calais begonnen. Großbritannien hat sich bereit erklärt, Minderjährige aus dem sogenannten Dschungel aufzunehmen - aber nicht alle. Was aus ihnen werden soll, ist unklar.

Von Thomas Spickhofen | 25.10.2016
    Ein Flüchtling aus Äthiopien wird von der französischen Polizei aus dem Flüchtlingslager in Calais begleitet.
    Ein Flüchtling aus Äthiopien wird von der französischen Polizei aus dem Flüchtlingslager in Calais begleitet. (dpa/ picture alliance/ Etienne Laurent)
    Am Montagabend ging Amber Rudd dann doch noch ins Unterhaus, die Innenministerin der britischen Regierung. Sie wolle sich zur Lage in Calais äußern.
    Es sei der Beginn einer schwierigen, aber notwendigen Operation, um das Problem in Calais dauerhaft zu beenden, sagte Rudd.
    Die französischen und britischen Behörden haben in den vergangenen Tagen Daten und Informationen zu jungen Flüchtlingen ausgetauscht, um zu überprüfen: Wie alt sind sie und haben sie wirklich Verwandte in Großbritannien?
    Mehr Schutz für Jugendliche
    Darüber hinaus sollen auch ganz junge Menschen, 12-Jährige, aufgenommen werden, selbst wenn sie keine Familie haben, und junge Mädchen, um sie vor sexuellen Übergriffen zu schützen.
    Für die Sonderregelungen hat vor wenigen Wochen erst Lord Alfred Dubs gesorgt, der Ende der 30er-Jahre mit einem der Kindertransporte vor den Nazis floh, nach England.
    "Es ist großartig, dass die Kinder kommen konnten, einige von ihnen werden hier ihr neues Zuhause und Sicherheit finden. Aber es gibt immer noch welche in Calais, und es gibt auch noch viele schutzbedürftige Kinder in Griechenland. Denen müssen wir auch helfen."
    Rund 200 Kinder und Jugendliche aus Calais sind inzwischen in Großbritannien eingetroffen, einige Dutzend sollen noch folgen.
    An der Debatte, ob sie alle wirklich noch unter 18 oder vielleicht auch drüber sind, möchte sich Geoffrey Cox, Abgeordneter der Konservativen aus Devon, gar nicht erst beteiligen.
    Was passiert mit den Flüchtlingen?
    "Wir müssen diesen schutzlosen jungen Menschen helfen, aus Gründen der Mitmenschlichkeit. Das ist unsere Pflicht, nachdem wir diese furchtbare Entwicklung in Calais zugelassen haben."
    Doch was mit den anderen Flüchtlingen aus Calais passieren soll, ist völlig offen. Die meisten von ihnen wollen nach Großbritannien, zum Beispiel weil sie englisch sprechen oder Landsleute hier kennen.
    Aber bei den Vorbereitungen auf die Brexit-Verhandlungen wird inzwischen immer klarer: Die britische Regierung will die Zuwanderung unter Kontrolle bekommen, und zwar restriktiv, das genießt höchste Priorität.
    Innenministerin Rudd sagte im Unterhaus nur: Man dürfe nicht noch mehr Jugendliche ermutigen, nach Calais zu kommen und das Leben in der Hand von Menschenschleppern zu riskieren.
    Ausbau der Grenzsicherungen in Calais
    Großbritannien, so Amber Rudd weiter, werde sich mit 36 Millionen Pfund an den Sicherungen in Calais beteiligen und an der Unterbringung der Flüchtlinge – in Frankreich.