Seinen ersten öffentlichen Auftritt in New York hatte Wassily Kandinsky mit zwei Werken an der legendären Armory Show, die 1913 ein breiteres amerikanisches Publikum erstmals mit der europäischen Avantgarde bekannt machte. Sein erster privater Auftritt folgte ein Jahr später im Foyer einer Wohnung an der Park Avenue, für das der amerikanische Grossindustrielle Edwin R. Campbell bei dem russischen Künstler vier Tableaus in Auftrag gegeben hatte. Die "Jahreszeiten", so der Titel, zählen zu den achtzig Exponaten, die Jill Lloyd für die Ausstellung zu Kandinskys Schaffen zwischen 1910 und 1925 in der Neuen Galerie versammelt hat. Die "Jahreszeiten" seien Bilder, die nicht nur an der Wand hingen, sondern einen Raum gestalteten.
"Kandinsky hatte von Anfang an das Ziel, etwas zu machen, das über die Staffeleimalerei hinausging, etwas, das uns miteinbezieht und umhüllt und uns verwandelt."
Wassily Kandinsky, 1866 in Moskau geboren, 1944 in Frankreich gestorben, gilt als Schöpfer des ersten abstrakten Aquarelles der Kunstgeschichte. Viele seiner Werke tragen der Musik entlehnte Titel wie "Improvisation" oder "Fuge". "Komposition Nummer Fünf" zum Beilspiel ist eine beinahe zweimal drei Meter grosse Leinwand von 1911 in Beige-, Rauchblau- und Rottönen mit einem schwarzen Kringel, der sich quer über die Fläche zieht. Dieses Bild ist in dieser Ausstellung neben Werken von Kandinskys Gefährten des Blauen Reiters zu sehen, von Franz Marc, August Macke und Paul Klee, jener Gruppe von Künstlern also, die vor dem Ersten Weltkrieg zu den wichtigsten Wegbereitern der deutschen Moderne gehörten.
Das Herzstück der Ausstellung bildet jedoch die Rekonstruktion von Wandbildern, die Wassily Kandinsky 1922 an der Juryfreien Kunstschau in Berlin zeigte. Kandinsky war im selben Jahr als Lehrer für Wandmalerei ans Bauhaus gekommen und liess das Werk von seinen Studenten nach seinen Skizzen ausführen. Es sind fünf Wände voller Formen und Farben, die an Explosionen im All erinnern.
Die Stelle an einer neuen Kunstschule wie dem Bauhaus sei für Kandinsky eine wunderbare Gelegenheit gewesen, so Jill Lloyd:
"Am Bauhaus wollte man von Anfang an sämtliche Künste in einem Gesamtkunstwerk vereinen. Das entsprach Kandinskys Wunsch, die Malerei in die Architektur zu integrieren und die Architektur durch die Malerei zu verwandeln."
Weshalb die Wandbilder in dieser Ausstellung anders als auf den Fotografien der Originale einen halben Meter über dem Boden enden, leuchtet nicht ganz ein. Kandinskys Schaden wird’s freilich nicht sein. Er ist ein Liebling amerikanischer Sammler, spätestens seit ihn der Gründer des Guggenheim Museums, Solomon S. Guggenheim für sich entdeckte und 1930 die ersten der hundertfünfzig Arbeiten kaufte, die die Sammlung des Guggenheim Museums heute umfasst. Was schmückt, gefällt, deshalb ist es durchaus legitim wie in der Neuen Galerie die ornamentalen Qualitäten Kandinskys hervorzuheben. Nur wirkt die Auswahl der Werke zufällig, es mangelt an Licht und an Raum. Das Geistige in der Kunst, nach dem Wassily Kandinsky sein Leben lang suchte, ist da schwer zu finden.
Neue Galerie, New York: "Vasily Kandinsky: From Blaue Reiter to the Bauhaus, 1910-1925". Bis 15. Februar 2014.
"Kandinsky hatte von Anfang an das Ziel, etwas zu machen, das über die Staffeleimalerei hinausging, etwas, das uns miteinbezieht und umhüllt und uns verwandelt."
Wassily Kandinsky, 1866 in Moskau geboren, 1944 in Frankreich gestorben, gilt als Schöpfer des ersten abstrakten Aquarelles der Kunstgeschichte. Viele seiner Werke tragen der Musik entlehnte Titel wie "Improvisation" oder "Fuge". "Komposition Nummer Fünf" zum Beilspiel ist eine beinahe zweimal drei Meter grosse Leinwand von 1911 in Beige-, Rauchblau- und Rottönen mit einem schwarzen Kringel, der sich quer über die Fläche zieht. Dieses Bild ist in dieser Ausstellung neben Werken von Kandinskys Gefährten des Blauen Reiters zu sehen, von Franz Marc, August Macke und Paul Klee, jener Gruppe von Künstlern also, die vor dem Ersten Weltkrieg zu den wichtigsten Wegbereitern der deutschen Moderne gehörten.
Das Herzstück der Ausstellung bildet jedoch die Rekonstruktion von Wandbildern, die Wassily Kandinsky 1922 an der Juryfreien Kunstschau in Berlin zeigte. Kandinsky war im selben Jahr als Lehrer für Wandmalerei ans Bauhaus gekommen und liess das Werk von seinen Studenten nach seinen Skizzen ausführen. Es sind fünf Wände voller Formen und Farben, die an Explosionen im All erinnern.
Die Stelle an einer neuen Kunstschule wie dem Bauhaus sei für Kandinsky eine wunderbare Gelegenheit gewesen, so Jill Lloyd:
"Am Bauhaus wollte man von Anfang an sämtliche Künste in einem Gesamtkunstwerk vereinen. Das entsprach Kandinskys Wunsch, die Malerei in die Architektur zu integrieren und die Architektur durch die Malerei zu verwandeln."
Weshalb die Wandbilder in dieser Ausstellung anders als auf den Fotografien der Originale einen halben Meter über dem Boden enden, leuchtet nicht ganz ein. Kandinskys Schaden wird’s freilich nicht sein. Er ist ein Liebling amerikanischer Sammler, spätestens seit ihn der Gründer des Guggenheim Museums, Solomon S. Guggenheim für sich entdeckte und 1930 die ersten der hundertfünfzig Arbeiten kaufte, die die Sammlung des Guggenheim Museums heute umfasst. Was schmückt, gefällt, deshalb ist es durchaus legitim wie in der Neuen Galerie die ornamentalen Qualitäten Kandinskys hervorzuheben. Nur wirkt die Auswahl der Werke zufällig, es mangelt an Licht und an Raum. Das Geistige in der Kunst, nach dem Wassily Kandinsky sein Leben lang suchte, ist da schwer zu finden.
Neue Galerie, New York: "Vasily Kandinsky: From Blaue Reiter to the Bauhaus, 1910-1925". Bis 15. Februar 2014.