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Astrid Himberger und Anja Keber | 26.05.2002
    Jedes fünfte auf dem Weltmarkt gehandelte Umweltprodukt kommt aus Deutschland.



    478 Milliarden Euro werden im Jahr weltweit für den Umweltschutz ausgegeben.



    10tausend Unternehmen in Deutschland befassen sich mit Umwelttechnologie.



    Deutschland steht im Umwelttechnologiebereich an der Weltspitze - kurz hinter Japan und kurz vor den USA.

    Vergangenen Mittwoch ließ eine Entscheidung aus Brüssel die Herzen deutscher Umweltschützer höher schlagen. Die EU-Kommission hat keine Einwände mehr gegen die deutschen Gesetze zur Förderung des so genannten Ökostroms. Hintergrund der Entscheidung waren zwei Entschlüsse der rot-grünen Regierung im Jahr 2000. Seitdem gelten in Deutschland das so genannte Erneuerbare-Energien-Gesetz und das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz.

    EEG und KWK verpflichten die Netzbetreiber dazu Kraftwerke zur Produktion von grünem Strom ans Stromnetz anzuschließen und den Ökostrom bevorzugt abnehmen. Den Erzeugern wird die umweltfreundliche Energie dabei zu Mindestpreisen vergütet, die über dem Marktpreis für Strom liegen. Ein Großteil der Netzbetreiber sind Stadtwerke die immer noch den Kommunen gehören.

    Diese Regelungen sehen vor, dass für Strom ein Aufpreis bezahlt werden muss, der dann zur Förderung alternativer Energien verwendet wird.

    Darin sahen Energieverbände eine unerlaubte staatliche Beihilfe und hofften auch Brüssel von ihrer Meinung zu überzeugen. Doch die EU sieht das anders. Wettbewerbs-Kommissar Mario Monti erlaubt nun weiterhin die finanzielle Förderung des Ökostroms und hat damit dem Umweltschutz den Vorzug gegeben vor dem Wettbewerb.

    Bereits in den vergangenen Monaten hatte die deutsche EU-Haushaltskommissarin Michaele Schreyer mehrfach angedeutet, Brüssel werde seine Bedenken gegen die deutsche Gesetzgebung fallen lassen. Die Akzeptanz der deutschen Regelung wurde seit dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes - kurz EuGH - im März vergangenen Jahres immer wahrscheinlicher. Der EuGH hatte entschieden, dass die deutschen Mindestabnahmepreise für Ökostrom keine unerlaubte Beihilfe darstellen. Bei diesem Urteil zu einer deutschen Vorgänger-Regelung, dem sogenannten Stromeinspeisegesetzt, ging es um Vergütungen, die ein privater Netzbetreiber an private Stromerzeuger zahlen musste. Öffentliche Versorger waren nicht beteiligt. Für die Wettbewerbsexperten um Kommissar Mario Monti war dieses Urteil dennoch entscheidend. Da private und öffentliche Unternehmen in den Gesetzten gleich behandelt würden, gab die Behörde ihre Bedenken gegen die deutsche Förderpolitik nun endgültig auf. Die Europäische Union stärkt damit eine Branche, die ohnehin kräftig zulegt. Die Zeiten, in denen Befürworter von Windenergie, Solarenergie und Co als linke Spinner betitelt wurden, sind längst passé.

    Das sieht man auch an dem steigenden Anteil des Ökostroms. In Deutschland werden nach Berechnungen des Internationalen Wirtschaftsforums "Regenerative Energien" in diesem Jahr immerhin acht Prozent des Strombedarfs über erneuerbare Energiequellen bestritten. Insgesamt würden in diesem Jahr mehr als 40 Milliarden Kilowattstunden Strom aus Wind-, Solar-, Wasser- und Bioenergie erzeugt. Und das ist eine kräftige Steigerung: von gut zehn Prozent gegenüber 2001.

    Während viele deutsche Unternehmen konjunkturgebeutelt Mitarbeiter entlassen mussten, stieg die Zahl der Beschäftigten im Bereich Erneuerbare Energien an. Norbert Hüttenhölscher, der Geschäftsführer der Energieagentur Nordrhein-Westfalen sieht jetzt auch das Bewusstsein gestärkt, dass regenerative Energien kein Spielzeug sind für Öko-Freaks:

    Nur dann, wenn man mit der Nutzung der unerschöpflichen Energiequellen die Umwelt entlastet und auch Geld verdienen kann, werden wir zu einem nachhaltigen Erfolg und zu einer langfristigen Existenz der unerschöpflichen Energiequellen kommen. Nur wenn man mit den unerschöpflichen Energiequellen die Umwelt entlasten und Geld verdienen kann, dann werden sie sich langfristig auf dem Markt auch wirklich durchsetzen. Und neue Geschäftsfelder erschließen kann, mit denen viele Unternehmen heute Geld verdienen können.

    Beispiel Wind: Nach einer Statistik vom Bundesverband Wind-Energie arbeiteten 2001 knapp 45tausend Menschen in diesem Bereich, im Jahr zuvor waren es nur 27tausend. Das Bildungszentrum für Erneuerbare Energien in Husum bietet bereits Lehrgänge an für Servicetechniker von Windenergieanlagen, denn langsam geht der Branche der qualifizierte Nachwuchs aus. Der Umsatz legte ebenfalls zu: 2,2 Milliarden Euro setzten die deutschen Windenergieanlagenhersteller im vergangenen Jahr um.

    Auch weltweit steht die Branche nicht schlecht da: Unter den zehn weltweit größten Turbinenherstellern befinden sich mehrere deutsche Unternehmen. Erfreuliche Zahlen kommen auch aus dem Bereich Solarenergie: Das Bundesamt für Wirtschaft prognostiziert die jährlich in Deutschland installierte Fläche verglaster Sonnenkollektoren in diesem Jahr auf 1,4 Millionen Quadratmeter - ein Zuwachs von rund 40 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr.

    Den Grundstein für Deutschlands kompetentes Auftreten in Sachen Umwelttechnologie legten die Bundesländer schon vor einigen Jahren, indem sie Förderprogramme und Gründerzentren ins Leben riefen. In Bayern wurde beispielsweise vor vier Jahren das Kompetenzzentrum Umwelt Augsburg und Schwaben, kurz Kumas gegründet. Es lockte viele Jungunternehmer an aus diversen Bereichen der Kreislaufwirtschaft. Egon Beckord, Geschäftsführer von Kumas:

    Wir möchten primär die Unternehmen oder die Verwaltungen oder die politischen Vertreter, auch wissenschaftliche Vertreter, die Umwelttechnologie know-how haben, zusammenführen. Im Sinne einer Netzwerkbildung. Wir haben 135 Mitglieder, das hört sich auf Anhieb nicht viel an, doch wenn man sieht, wer das ist, dann ist doch eine ganze Menge an Potenzial im Förderverein vertreten. Ich darf mal sagen, in Schwaben flächendeckend sind alle Landkreise und Städte vertreten, die IHK genauso wie die wissenschaftlichen Einrichtungen. Zum Beispiel an die Universität, genauso wie die drei Fachhochschulen, Augsburg, Kempten oder Neu-Ulm. Und was mich besonders freut, sind die vielen Unternehmen. Etwa 90 Unternehmen sind bereits aktiv in diesem Kumas-Netzwerk dabei. Und das sind Unternehmen von Kleinstunternehmen, Existenzgründer bis hin zu Großunternehmern mit einigen tausend Beschäftigten.

    Kumas bietet Seminare und Kontakte. Für die täglichen Probleme wurde das Umwelttechnologische Gründerzentrum - UTG ins Leben gerufen. Das UTG wird getragen vom Freistaat Bayern, der Industrie- und Handelskammer für Augsburg und Schwaben und der Stadt Augsburg. Im Haus des Gründerzentrums finden Einsteiger günstige Räume und Beratung, erklärt Geschäftsführer Alfred Kailing:

    Ein Gründerzentrum, so wie wir es hier betreiben, hat einige Vorteile für junge Unternehmen. Zum einen können wir den Unternehmen einigermaßen günstige Konditionen bieten, was die Miete betrifft. Das bedeutet letztendlich auch, dass die Mieter letztendlich nur die Fläche wirklich mieten, die sie auch nötig haben. Gemeinflächen stellen wir ihnen frei zur Verfügung: Besprechungsräume und soziale Räume. Auf der anderen Seite gibt es den Vorteil, dass wir hier ein Team haben, das professionell dazu in der Lage ist, die Unternehmen auch zu betreuen. Also: wir vermieten nicht nur, wir betreuen die Unternehmen. Mit entsprechendem Sachverstand in den unterschiedlichsten Bereichen, sei es in der Finanzierungsfrage, sei es in technischen Fragen. Gleichzeitig sind unsere Gesellschafter, die dahinter stehen, die IHK und die Handwerkskammer, mit ihrem gesamten Beraterstab einzusetzen, um diesen Unternehmen Hilfestellung zu geben. Und der große Vorteil, den wir jetzt sehen, ist, dass ein Netzwerk entsteht. Dass Unternehmen jetzt miteinander arbeiten und damit Chancen am Markt haben die sie alleine gar nicht hätten.

    UTG und Kumas sind nicht die einzigen Einsteigerhilfen, die es in Deutschland gibt. Auch die Energieagentur NRW, von der bereits die Rede war , hilft jungen Unternehmen. Sie wurde 1990 durch das nordrhein-westfälische Ministerium für Wirtschaft und Mittelstandt, Energie und Verkehr gegründet. Die Agentur soll Informationen und Hilfestellungen zur ökonomischen Energieverwendung geben. Zielgruppe sind in erster Linie kleine und mittelständische Unternehmen. Norbert Hüttenhölscher, der Geschäftsführer, erklärt, was er für eine Firma tun kann:

    Wir helfen dieser Firma und anderen, indem wir zum Beispiel Marktrecherchen durchführen. Anhand unserer Datenbanken wissen wir sehr genau, ob es Firmen in der Umgebung dieser neuen Firma gibt, die sich mit einer ähnlichen Thematik und Aufgabe beschäftigen. Wir versuchen auf diese Weise den Markt und die Marktaussichten für die Firma zu erkunden. Insbesondere geben wir uns besonders sehr viel Mühe bei der Nutzung der unerschöpflichen Energiequellen. Denn dort haben wir mit unseren Datenbanken eine besonders gute Marktübersicht. Außerdem wir versuchen Fördergelder verfügbar zu machen, in dem wir helfen bei Antragstellungen usw. Wir bieten Weiterbildungen für die Mitarbeiter dieser Firma, in technischen und Marketingfragestellungen. Wir versuchen also dem Unternehmer hier in den wichtigen ersten Monaten Unterstützung anzubieten.

    Und so können Unternehmen aus der Umwelttechnik im Inland Erfahrungen sammeln und diese ins Ausland verkaufen. Ein ähnliches Beispiel kommt auch aus Sachsen. Hier wird die Universität Dresden vom Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit bei einem vielversprechenden Projekt unterstützt. Anett Werner, Diplomingenieurin für Bioverfahrenstechnik arbeitet an einer Methode, die es erlauben soll, den Fettgehalt im Wasser zu messen. Das ist wichtig für die Auswahl jeweils passender Abwasseraufbereitungsmethoden:

    Der Biosensor kann Fette in Flüssigkeiten messen. Wir haben uns als großes Ziel gesetzt, Fette im Abwasser zu detektieren. Diese Fette im Abwasser bereiten große Probleme bei der Reinigung des Abwassers. Wenn das Abwasser auf der Kläranlage ankommt und es sind sehr viele Fette enthalten, dann haben die Klärwärter und alle die damit zu tun große Probleme. Die großen Fettfrachten im Abwasser zu erkennen, das ist die Aufgabe des Biosensors.

    Noch zwei Jahre wird es dauern, bis der Biosensor von Anett Werner marktreif ist. Seit 18 Monaten wird bereits daran geforscht. Diese Zeiträume wären ohne staatliche Unterstützung noch viel länger. Aber, es könnte sich lohnen:

    Das ist weltweit einsetzbar, das ist zum Beispiel auch auf Schiffen einsetzbar. Dort entstehen auch sehr viele Abwässer. Und nach neuesten Vorschriften ist es nicht mehr erlaubt, dass diese Abwässer ins Meer eingeleitet werden dürfen. Und auch dort muss eine Abwasserbehandlung durchgeführt werden, auch dort müssen dann Fette detektiert werden, um die Abwasserreinigung effektiver zu gestalten.

    Mit der Wasserwirtschaft beschäftigt sich auch das Technologie Transfercenter Wasser - kurz TTW - in Hof. Die Geschäfte mit dem kostbaren Nass gelten als zukunftsträchtig und werden daher von Politik und Wirtschaft äußerst ernst genommen. Zwar sind 71 Prozent der Erdoberfläche von Wasser bedeckt, doch lediglich drei Prozent davon sind Süßwasserreserven. In vielen Ländern der Erde ist Wasserknappheit die tägliche Realität und somit sind Lösungen gefragt, die eine ausreichende Trinkwasserversorgung gewährleisten können. Katja Sigel, Geoökologin beim TTW:

    Wasser ist Lebenselement, Grundstoff Nummer eins. Wasser ist direkt liiert mit Armut, Wirtschaft und Sozialem, eine der wichtigsten Ressourcen, die wir überhaupt haben. Die Prognosen für den Wassermarkt sind sehr gut, man geht aus von 200 Milliarden US Dollar pro Jahr

    Man ist sehr sicher, dass Wasser ein wichtiges Thema der Zukunft ist.


    Das war einer der Gründe, warum das bayerische Umweltministerium Anfang 1999 das TTW ins Leben rief. Hier soll deutschen in der Wasserwirtschaft tätigen Firmen geholfen werden, im Ausland Fuss zu fassen. Das TTW bietet Einsteigerseminare an und knüpft für die Unternehmen Kontakte. In diesen Genuss gekommen ist beispielsweise die Firma Steinbacher Consult aus Neusäß. Sie führte zwei Machbarkeitsstudien durch: Die Wasserversorgung und die Abwasseraufbereitung in einer Stadt in Rumänien. Rudolf Gürtler ist Koordinator des Projekts:

    TTW konnte insoweit helfen: Solche Länder wie Rumänien verfügen nicht über ausreichende finanzielle Mittel, um ihre Projekte voranzutreiben und daher war es für uns sehr wichtig, dass im Rahmen dieses TTW Programms diese zwei Projekte in Turno Severin - das ist eine Stadt im Südwesten Rumäniens - diese Mittel finanziert worden sind. Diese Studien sind im Prinzip vom bayerischen Staat beziehungsweise vom Wasserwirtschaftsamt Hof mitfinanziert worden.

    Rumänien ist nicht das einzige Land, das auf deutsche Umwelttechnologie angewiesen ist. Denn um Mitglied der Europäischen Union zu werden, müssen die Beitrittsländer im Umweltbereich an die 300 EU-Richtlinien umsetzen. Und das kostet alles Geld, Geld, das die Länder nicht selbst aufbringen können. Deshalb rechnen die Kandidaten mit den Fördermitteln der EU aus dem sogenannten ISPA Programm.

    ISPA steht für "Instrument for Structural Policies for Pre-Accession" und ist als Strukturanpassungsfonds einer der größten Fördertöpfe der Union. Davon profitiert beispielsweise Ungarn, wie Ilona Boda zu berichten weiß, parlamentarische Staatssekretärin im Umweltministerium in Budapest:

    Zur Zeit bekommen wir jährlich 44 Millionen Euro von ISPA. Nach dem Beitritt rechnen wir mit einer höheren Unterstützung für die baldige Erfüllung auch jener Umweltschutzdirektiven der EU welche den größten Aufwand verlangen.

    Insgesamt schüttet ISPA jährlich 1 Milliarde Euro aus. Das sind Gelder, die nicht nur den Beitrittsländern zu gute kommen, sondern auch deutschen Umwelt-Firmen als Starthilfe dienen. Denn ohne finanzielle Unterstützung hätte sich zum Beispiel die Firma Gelsenwasser gar nicht nach Ungarn getraut. Dort arbeitet das Unternehmen im Wasser- und Abwasserbereich. Gunda Röstel, ehemalige Grünenpolitikerin und jetzt Frontfrau bei Gelsenwasser, erzählt vom Ostgeschäft :

    Wir haben vor einem Jahr erfolgreich ein Projekt im Norden von Ungarn abschließen können, wo wir für ca. 150 000 Einwohner in einer gemeinschaftlichen Betriebsführungsgesellschaft Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung zur Zufriedenheit erledigen konnten. Dort wir haben in relativ kurzer Zeit soviel Vertrauen erworben, dass wir inzwischen weitere Umlandgemeinden haben, die vor der Tür stehen und sagen: wir machen mit.

    Im Vergleich zu Ungarn, sieht es mit Umweltprojekten deutscher Firmen in Polen schlecht aus. Das Land war zwar lange ein Musterkandidat unter den Beitrittsländern, doch derzeit ist die EU nicht gut auf Warschau zu sprechen. Denn die Brüsseler Fördergelder werden nicht abgerufen. Im ISPA-Fonds bleiben die Euros liegen.

    Es ist ein Skandal, sagen Beobachter. Denn nicht nur die ISPA Gelder liegen brach, sondern auch die Mittel aus dem Förderprogramm "Phare" (sprich: engl. fair) warten auf ihre Abholer. Die EU hatte Warschau bereits aus diesem Topf 100 Millionen Euro zugesagt. Bleibt das Geld noch länger in Brüssel, wird Polen seinen Anspruch darauf wohl ganz verlieren. Der deutsche Botschafter in Polen, Frank Elbe, windet sich, wenn er auf dieses Thema angesprochen wird:

    Diese Diskussion wird in Polen zur Zeit sehr kritisch geführt, dass in der Tat einige der sogenannten Vorbeitrittshilfen nicht in dem Maße abgerufen worden sind, wie das zu erwarten gewesen wäre. Und die Polen gehen mit dieser Frage sehr selbstkritisch um, und üben Kritik an denjenigen Regierungsstellen, die das zu verantworten haben.

    Eine schlechte Ausgangssituation für deutsche Unternehmen, die in Polen im Umweltbereich Geld verdienen wollen. Daher orientieren sich viele Firmen weiter östlich, wie das Entsorgungsunternehmen Otto, das in der Ukraine und Russland Mülleimer verkauft. Alleine im Ballungsraum Moskau leben schätzungsweise 12 Millionen Menschen. Und die verursachen täglich eine Menge Müll. Müll, den Dieter Ecke gerne beseitigt:

    Wir wollen unseren Kunden Lösungen anbieten, weil das Problem der Reorganisation der Müllentsorgung steht dort überall. Wir können Müllwagen liefern, wir können die entsprechenden Container dazu liefern. Wir überlegen auch, ob man nicht Lösungen findet, wie man bspw. lokale schon vorhandene Müllwagen umrüsten kann, damit die europäischen DIN Container bedient werden können.

    Zurück nach Deutschland: Hier hat die Politik gerade einen neuen Technologieschub ausgelöst. Was auch immer man von der Einführung des Dosenpfandes halten mag, große Teile der Wirtschaft freuen sich.

    Denn die Rücknahme der Dosen, Glas- und Kunststoffflaschen bedarf einer neuen Technologie. Es müssen neue Automaten, neue Dosen und neue Rücknahmesysteme erfunden werden. Die derzeit erfolgsversprechendste Idee hat wohl die Münchner Firma Gisecke und Devrient. Zunächst hat man eine Art Button entwickelt, der rechteckig ist, aussieht wie ein Strichcode und auf die Getränkeverpackung aufgedruckt wird. Peter Kalscheuer erklärt, wie das System funktioniert- die so genannte DSM Box - in den neuen Rücknahmeautomaten :

    Dieser Code ist noch sehr variabel einsetzbar. Dieser Code zeigt erst mal die Zugehörigkeit zu einer Fraktion, also hier haben wir eine große Aluminiumdose, die den Pfandwert in unserem Beispiel 50 Cent, das ist die Ausnahme, üblicherweise sind es 25 Cent enthält. Und wir können hieraus auch die Materialfraktionen sicher herleiten und vor allen Dingen auch den Pfandwert wieder auszahlen an den Bürger.

    Giesecke und Devrient ist mit der Einführung des Dosenpfandes und mit den damit verbundenen neuen Geschäftsfeldern recht zufrieden. Die Technologie des Münchner Unternehmens kann nicht nur zur Wiedererkennung einer Dose genutzt werden, sondern lässt auch andere Anwendungen zu im Bereich der Kreislaufwirtschaft - denn unterschiedliche Materialien und Qualitäten müssen auch andernorts erkannt werden, um sie zu trennen zur späteren Verwertung. Und mit solchen Ideen können deutsche Firmen auch in Zukunft ganz vorne dabei sein. Der Markt für Umwelttechnologien wächst weiter. Nach den Berechnungen der Tübinger Unternehmensberatung Helmut Kaiser betrug der Umsatz auf dem weltweiten Umwelttechnologiemarkt im Jahr 2000 rund 478 Milliarden Euro. In 10 Jahren sollen es bereits 744 Milliarden Euro sein.