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Gut muss nicht teuer sein

E-Books sind auf der Frankfurter Buchmesse wie schon im Vorjahr ein großes Thema. Ohne ein spezielles Lesegerät geht jedoch gar nichts. Der Markt ist noch klein, doch schon umkämpft. Immer mehr Anbieter drängen mit neuen E-Book-Readern in den Verkauf.

Von Stefan Römermann |
    In den USA sind E-Book-Lesegeräte längst ein Verkaufsschlager. Besonders beliebt ist dort der knapp 300 Euro teure Kindle vom Online-Buchhändler Amazon, erklärt Andreas Hentschel vom Computermagazin Chip.

    "Wir haben den gerade zum Testen in der Redaktion gehabt. Das ist ein wirklich sehr wertiges Gerät. Wenn man es in die Hand nimmt, dann merkt man schon: Es ist sehr sehr leicht, es ist sehr dünn. Und dazu kommt eben noch, dass dieses Display einfach sehr gut ist von der Auflösung und auch von der Umschaltzeit. Der Seitenaufbau passiert also sehr, sehr schnell. Technisch gesehen absolut topp."

    Das Besondere am Amazon Kindle ist der eingebaute Internet-Zugang per Wlan oder UMTS. Damit kann man innerhalb von wenigen Augenblicken drahtlos neue Bücher auf den Kindle laden. Allerdings hat der Komfort seinen Preis. Denn der Kindle setzt auf ein eigenes, spezielles Dateiformat, mit dem Amazon Bücher anderer E-Book-Händler aussperrt.

    "Wenn ich jetzt in einem anderen Laden als bei Amazon ein E-Book kaufe, dann liegen die standardmäßig im sogenannten E-Pub-Format vor. Das ist ein offenes Format, auf das man sich mal geeinigt hat als Standard für elektronische Bücher. Das unterstützt der Amazon Kindle nicht. Das heißt: Wenn ich etwas in einem anderen Buchladen eingekauft habe, kann ich es dann möglicherweise auf dem Kindle gar nicht lesen."

    Eine Alternative zum Kindle bieten Lesegeräte von anderen Herstellern, die sich statt dessen an den gängigen E-Pub-Standard halten. Marktführer ist derzeit der Sony-Reader, den es in zwei Varianten gibt: Ein günstiges Pocket-Gerät im Westentaschen-Format für rund 170 Euro, 270 Euro kostet dagegen der E-Book-Reader mit einem berührungsempfindlichen Bildschirm, erklärt Michael Wolf von der Stiftung Warentest.

    "Was eigentlich eine ziemlich gute Bedienung ermöglicht, allerdings hat das Display von diesem teureren Sony Reader den großen Nachteil, dass es sehr stark spiegelt und deshalb bei sehr hellem Umgebungslicht, also im Sonnenschein, nur schwer lesbar ist."

    Neben den beiden großen Herstellern Amazon und Sony haben inzwischen noch eine ganze Reihe kleinerer Firmen E-Book-Lesegeräte auf den Markt gebracht. Die sind oft günstiger - und zum Teil sogar besser als Kindle und Sony-Reader:

    "Unsere beiden Testsieger zum Beispiel, Booken und Iriver, das sind Anbieter, die man jetzt, wenn man sich nicht mit der Materie vorher befasst hat, wahrscheinlich noch nicht gehört hat. Das heißt also nicht: Bloß weil man die Marke noch nie gehört hat, müssen das schlechte Geräte sein."

    Dies gilt auch für die neuen preiswerten Reader, mit denen in diesem Lese-Herbst auch große Buchhändler in den E-Book-Markt einsteigen. So bietet beispielsweise Thalia seinen Oyo schon für 140 Euro an, und Weltbild verspricht sogar einen Preis von unter 100 Euro. Wer nur gelegentlich E-Bücher lesen möchte, kann auch zum Tablet-Computer iPad von Apple greifen. Allerdings wurde das iPad nicht in erster Linie als E-Book-Reader auf dem Markt gebracht. Und das merkt man dem Gerät mit seinem schicken Farbdisplay auch an, erklärt Technikexperte Wolf.

    "Das bedeutet auch, dass es deutlich mehr Strom verbraucht als die Displays, die in den E-Book-Readern verbaut sind. Und das schlägt sich natürlich in der Akkulaufzeit nieder. Also während die reinen E-Book-Reader viele Tage mit einer Akkuladung funktionieren, ist beim iPad nach 9 bis 10 Stunden Schluss."