Etwa vierzig Schüler sind heute zur Nachhilfe gekommen. Sie sitzen in Grüppchen an zusammengestellten Tischen: Teenager zwischen 10 und 17, über Schulbücher und lose Blätter gebeugt, lassen sich von etwas älteren Lehramtsstudenten erklären, was sie im Unterricht nicht verstanden haben. Bei einer jungen Frau mit Kopftuch hakt es zum Beispiel beim politischen System der Bundesrepublik.
"Hier steht die Regierung hängt von der Parlamentsmehrheit ab - also Kanzlerin? Nein die Leute, die du als Bürger wählst, also die Repräsentanten" - "Der Parteien?" - "Genau."
Der 17-jährige Junge am Nebentisch hat Probleme mit Mathematik:
"Guck mal, wenn du einen Kuchen hast, wie viel ist 0,5, davon. Wenig Teile." - "Die Hälfte." "Genau die Hälfte - genau. Hier steht 0.5. Das heißt, du sollst die Hälfte davon nehmen."
Geduldig geht der Lehramtsstudent Tobias Knoop Schritt für Schritt die Rechenaufgaben mit dem Jungen durch. Er nimmt sich Zeit, wundert sich nicht über fehlendes Basiswissen. Am Ende ist die Aufgabe gelöst. Knoop muss sich jetzt um andere, schon wartende Schüler kümmern.
Jeden Tag können die Schüler zwischen 15 und 18 Uhr am Medienhof kostenlosen Nachhilfeunterricht bekommen. Das Projekt, das sich in erster Linie an Schüler nichtdeutscher Herkunft wendet, existiert seit fünf Jahren und wird im Soldiner Kiez - dem sozialen Brennpunkt im Berliner Bezirk Wedding über die Maßen gut angenommen.
"Hier wird man mehr unterstützt als von den Lehrern in unserer Schule. Wenn ich jetzt Hausaufgaben habe und den Stoff nicht verstehe, ist es wirklich sinnvoll, hierher zu kommen","
sagt zu Beispiel die 17-jährige Merwe Ipek. Ihre Freundin Adile Yildrim nickt zustimmend. Auch sie kommt oft nicht mit im Unterricht:
""Zum Beispiel die Lehrerin, die haben es satt, es jedem einzeln zu erklären. Dann quatscht jemand und dann kommen alle nicht mit und dann sagt sie: Interessiert mich nicht, müsst ihr euch nach der Schule erkundigen."
Aber nicht nur für die Schüler ist es eine gute Erfahrung, dass sich hier jemand individuell um ihre Bedürfnisse kümmert und sie ihr Deutsch verbessern können. Auch die Lehramtsstudenten, die neben der Nachhilfe zusätzlich Förderunterricht an den Schulen geben, haben so die Gelegenheit schon während des sehr theoretischen Studiums einen Einblick in die Praxis zu bekommen. Der Lehramtsstudent Selman Erkowan zum Beispiel würde diese frühe Erfahrung eigentlich jedem Lehramtsanwärter ans Herz legen:
"Damit die sich keine Illusion machen was ist dieser Lehramtsberuf. Damit sie begreifen, dass das nicht Hingehen, Unterrichten und Nach-Hause-Gehen ist. Es ist schwierig. Es ist ein anstrengender Beruf und damit sollte man auch rechnen."
Die Studierenden, die für ihren Einsatz zehn Euro pro Unterrichtsstunde bekommen, erhalten außerdem eine Zusatzqualifikation für Deutsch als Zweitsprache. Unterricht für Nichtmuttersprachler muss komplett anders aufgezogen werden, meint Tobias Knoop. Eine Herausforderung:
"Gut situierte Schüler unterrichten kann jeder. Die werden ihren Lebensweg schon machen, aber eben die, die stark benachteiligt sind, finde ich schon auch für die Zukunft wichtig, dass man da den Fokus mehr drauflegt und schaut, was haben auch die Schüler für Ansätze, wo man ihnen helfen kann, dass sie besser klarkommen, und nicht zu sagen, die haben alle keinen Bock und die sind alle zu blöd."
Tobias Knoop hat jetzt schon eine ganze Reihe an Verbesserungsvorschläge, was die Arbeit der Lehrer angeht. So wünscht er sich einen regeren Austausch zwischen jungen und älteren Lehrern, damit auch neue didaktische Ansätze ihren Weg in die Schule finden. Er wünscht sich, dass Qualifizierungen auf dem Gebiet Deutsch als Zweitsprache wie es der Medienhof praktiziert, institutionalisiert werden. Wünsche, die allerdings jetzt schon an der Realität zerschellen: Zwar hat die Mercator-Stiftung die Finanzierung des Förderunterrichts an Schulen verlängert. Für den Medienhof selbst, der neben dem Bildungsprojekt auch Theater- und Computerworkshops anbietet, gibt es ab Ende des Jahres kein Geld mehr.
"Hier steht die Regierung hängt von der Parlamentsmehrheit ab - also Kanzlerin? Nein die Leute, die du als Bürger wählst, also die Repräsentanten" - "Der Parteien?" - "Genau."
Der 17-jährige Junge am Nebentisch hat Probleme mit Mathematik:
"Guck mal, wenn du einen Kuchen hast, wie viel ist 0,5, davon. Wenig Teile." - "Die Hälfte." "Genau die Hälfte - genau. Hier steht 0.5. Das heißt, du sollst die Hälfte davon nehmen."
Geduldig geht der Lehramtsstudent Tobias Knoop Schritt für Schritt die Rechenaufgaben mit dem Jungen durch. Er nimmt sich Zeit, wundert sich nicht über fehlendes Basiswissen. Am Ende ist die Aufgabe gelöst. Knoop muss sich jetzt um andere, schon wartende Schüler kümmern.
Jeden Tag können die Schüler zwischen 15 und 18 Uhr am Medienhof kostenlosen Nachhilfeunterricht bekommen. Das Projekt, das sich in erster Linie an Schüler nichtdeutscher Herkunft wendet, existiert seit fünf Jahren und wird im Soldiner Kiez - dem sozialen Brennpunkt im Berliner Bezirk Wedding über die Maßen gut angenommen.
"Hier wird man mehr unterstützt als von den Lehrern in unserer Schule. Wenn ich jetzt Hausaufgaben habe und den Stoff nicht verstehe, ist es wirklich sinnvoll, hierher zu kommen","
sagt zu Beispiel die 17-jährige Merwe Ipek. Ihre Freundin Adile Yildrim nickt zustimmend. Auch sie kommt oft nicht mit im Unterricht:
""Zum Beispiel die Lehrerin, die haben es satt, es jedem einzeln zu erklären. Dann quatscht jemand und dann kommen alle nicht mit und dann sagt sie: Interessiert mich nicht, müsst ihr euch nach der Schule erkundigen."
Aber nicht nur für die Schüler ist es eine gute Erfahrung, dass sich hier jemand individuell um ihre Bedürfnisse kümmert und sie ihr Deutsch verbessern können. Auch die Lehramtsstudenten, die neben der Nachhilfe zusätzlich Förderunterricht an den Schulen geben, haben so die Gelegenheit schon während des sehr theoretischen Studiums einen Einblick in die Praxis zu bekommen. Der Lehramtsstudent Selman Erkowan zum Beispiel würde diese frühe Erfahrung eigentlich jedem Lehramtsanwärter ans Herz legen:
"Damit die sich keine Illusion machen was ist dieser Lehramtsberuf. Damit sie begreifen, dass das nicht Hingehen, Unterrichten und Nach-Hause-Gehen ist. Es ist schwierig. Es ist ein anstrengender Beruf und damit sollte man auch rechnen."
Die Studierenden, die für ihren Einsatz zehn Euro pro Unterrichtsstunde bekommen, erhalten außerdem eine Zusatzqualifikation für Deutsch als Zweitsprache. Unterricht für Nichtmuttersprachler muss komplett anders aufgezogen werden, meint Tobias Knoop. Eine Herausforderung:
"Gut situierte Schüler unterrichten kann jeder. Die werden ihren Lebensweg schon machen, aber eben die, die stark benachteiligt sind, finde ich schon auch für die Zukunft wichtig, dass man da den Fokus mehr drauflegt und schaut, was haben auch die Schüler für Ansätze, wo man ihnen helfen kann, dass sie besser klarkommen, und nicht zu sagen, die haben alle keinen Bock und die sind alle zu blöd."
Tobias Knoop hat jetzt schon eine ganze Reihe an Verbesserungsvorschläge, was die Arbeit der Lehrer angeht. So wünscht er sich einen regeren Austausch zwischen jungen und älteren Lehrern, damit auch neue didaktische Ansätze ihren Weg in die Schule finden. Er wünscht sich, dass Qualifizierungen auf dem Gebiet Deutsch als Zweitsprache wie es der Medienhof praktiziert, institutionalisiert werden. Wünsche, die allerdings jetzt schon an der Realität zerschellen: Zwar hat die Mercator-Stiftung die Finanzierung des Förderunterrichts an Schulen verlängert. Für den Medienhof selbst, der neben dem Bildungsprojekt auch Theater- und Computerworkshops anbietet, gibt es ab Ende des Jahres kein Geld mehr.