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Gute Geschäfte

US-amerikanische Großbanken wie Goldman Sachs und JPMorgan waren eines der Feindbilder in der Finanzkrise. Längst verdienen die Geldinstitute wieder wie zu besten Zeiten. Beide Häuser verzeichnen satte Gewinne, wie die vorgestellten Quartalszahlen zeigen.

Von Marcus Pindur | 16.01.2013
    JPMorgan-Chef Jamie Dimon muss kürzertreten. Das Direktorium der größten amerikanischen Bank beschloss, Dimons Bonus für 2012 auf zehn Millionen Dollar zu halbieren. Als Vorstandschef trage Dimon letztlich die Verantwortung für die Verfehlungen, die zu den Verlusten geführt hätten, erklärte die Bank.

    Der Hintergrund: JPMorgan hatte im vergangenen Jahr mit riskanten Absicherungsgeschäften eines Londoner Händlers 6,2 Milliarden Dollar verloren – der sogenannte Londoner Wal hatte ein riesiges Portfolio an verlustreichen Derivaten angehäuft. Das Spekulationsdesaster schadete dem Ruf der Bank. Und führte zu Ermittlungen sowohl des US-Justizministeriums als auch der amerikanischen Börsenaufsicht SEC unter dem Dodd-Frank-Finanzmarktregulierungsgesetz von 2010, das in der Finanzwelt offenbar deutliche Wirkung zeigt. Brad Hintz, Berater der Sanford Bernstein Bank, hält die Bonuskürzung für Jamie Dimon für gerechtfertigt.

    "Jamie Dimon ist an seine Grenzen gekommen. Bei ihm landete die Verantwortung, und er konnte sie nicht von sich weisen, das ist gut. Auf der anderen Seite ist er immer noch Vorstandsvorsitzender. Man hat ihm auf die Finger geklopft, aber man hat immer noch Vertrauen in ihn."

    Die Regulierungsbehörden ordneten an, JPMorgan müsse die Risikokontrolle verbessern. Auch solle die Bank ihre Spitzenmanager finanziell stärker zur Rechenschaft ziehen, hatte die Federal Reserve erst gestern gefordert. Dem sollte wohl mit Dimons Bonuskürzung Genüge getan werden. Auch eine interne Untersuchung bei JP Morgan hatte zutage gefördert, dass Dimon durch schwache Aufsicht eine Mitverantwortung für das Londoner Desaster trage.

    Insgesamt steht JP Morgan nicht glänzend, aber solide da. Im vierten Quartal konnte die Bank dank einer höheren Kreditvergabe ihr Ergebnis steigern. Der Nettogewinn stieg auf 5,69 Milliarden Dollar – verglichen mit 3,73 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum, teilte die Bank heute mit. Je Aktie lag das Ergebnis bei 1,39 Dollar.

    Viel besser dagegen das Ergebnis von Goldman Sachs. 2012 verdiente die weltgrößte Investmentbank prächtig, wenn sie auch vom Rekordgewinn aus dem Jahr 2009 noch weit entfernt ist. 2012 stieg der Überschuss um 191 Prozent auf 7,3 Milliarden Dollar, die Erträge legten um 19 Prozent auf 34 Milliarden Dollar zu. Pro Aktie lag das Ergebnis bei 14,13

    Goldman Sachs verdiente das meiste Geld nicht mit Investment Banking, sondern im Kreditgeschäft. Darüber hinaus hat Goldman-Sachs-Chef Llyod Blankfein der Bank eine strikte Kostenkontrolle auferlegt. Mit den Zahlen übertraf die Bank die Erwartungen deutlich.

    Anders als vor der Krise gab Goldman Sachs den Zuwachs nicht überwiegend an die Investmentbanker weiter. Die Löhne und Boni stiegen 2012 in Anführungsstrichen "nur" um sechs Prozent – immer noch doppelt so viel wie die amerikanischen Durchschnittslöhne.