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Hackerattacke
Öffentliche Meinung könnte manipuliert werden

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat die Parteien im Bundestag vor Cyberangriffen gewarnt. Nach Informationen von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" stecken russische Hacker dahinter. Der Verdacht: Vor der Bundestagswahl könnte die öffentliche Meinung manipuliert werden.

Von Andreas Braun | 20.09.2016
    Hände tippen auf einer Computertastatur.
    Welches Ziel hatten die Hacker, die Rechner von Parteien und Abgeordnete angegriffen haben? (imago/STPP)
    Der Absender sah aus, als kämen die Nachrichten von der NATO. Tatsächlich stammten sie von Hackern, die nach Einschätzung von Sicherheitsbehörden von russischen Geheimdiensten gesteuert werden. Die Mails enthielten Links, die angeblich zu Informationen über das Erdbeben in Italien und zum Putschversuch in der Türkei führen sollten. Sie verlinkten aber auf eine Seite, die Schadsoftware verbreitet.
    Nach Informationen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung informierten die NATO und der Bundesnachrichtendienst am Mittwoch, den 7. September das Cyber-Abwehrzentrum des Bundes über die Hackerattacke. Auch das Bundesamt für Verfassungsschutz warnte vor den Mails. Nach einer Bewertung informierte das BSI schnell die betroffenen Personen und Parteien.
    Alle Parteien im Bundestag informiert
    "Wir hatten Sorge, dass einfach Gefahr in Verzug ist. Wir haben jetzt dort einen Warnhinweis bekommen, es gab Angriffe dagegen. Und dann geht es ja darum, dass man auch schnell handelt, dass wir nicht lange abwarten. Von daher war es auch wichtig, dass wir am Freitagmittag alle Parteien, die im Bundestag vertreten sind, darüber informiert haben", erklärt Arne Schönbohm, Präsident des BSI.
    Ziele waren unter anderem die SPD-Bundestagsfraktion, die Bundesgeschäftsstelle der Linken und der Jungen Union, Bundestagsabgeordnete, darunter die Fraktionsvorsitzende der Linken, Sahra Wagenknecht, sowie Spitzenpolitiker der CDU Saar. Der Angriff scheiterte jedoch zumindest im Bereich des Bundestags, da die Verwaltung den Zugriff auf die Server mit der Schadsoftware aus dem Netz des Bundestags bereits im Juli gesperrt hatte.
    Das Vorgehen ist offenbar typisch für die Gruppe mit dem Namen APT28. Sie soll westlichen Behörden seit 2007 bekannt sein. Ihr wird auch der Angriff auf Server des Deutschen Bundestags im vergangenen Jahr zugerechnet. Dabei flossen erhebliche Datenmengen ab. Erst als die Bundestags-IT abgeschaltet wurde, konnte der Angriff gestoppt werden.
    Flächendeckende Angriffe
    In der Bundesregierung und im BSI wird die neue Attacke sehr ernst genommen. Man befürchtet, dass sensible Informationen gesammelt werden sollen, um damit etwa die Meinungsbildung vor der Bundestagswahl zu manipulieren, erklärt Arne Schönbohm.
    "Man kann hier die Sorge haben, dadurch, dass das anscheinend so flächendeckend passiert ist, also nicht einzelne Personen nur herausgegriffen worden sind, dass es hier auch vorbereitende Maßnahmen gibt für Angriffe, um später die Informationen zu verwerten."
    Ähnliche Vorwürfe gibt es in den USA nach einem Hackerangriff auf die demokratische Partei. Auch der soll von Russland ausgegangen sein.
    In der Sendung "Informationen am Abend" wurde eine Kurzversion des Beitrages gesendet.