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Hännes Heyer vor einem Jahr gestorben
Der Fotograf der Südsternwarte

Ein Vierteljahrhundert lang war Hans Hermann Heyer, genannt Hännes, Fotograf der Europäischen Südsternwarte ESO. Bei zahllosen Reisen nach Chile hat er legendäre Bilder der Observatorien La Silla und Paranal gemacht, sowie von vielen Teleskopen und Instrumenten.

Von Dirk Lorenzen | 19.11.2018
    Ein Meisterwerk im stockfinsteren Tunnel: Hännes Heyer (rechts des Rades zwischen zwei Blitzen schemenhaft zu erkennen) hat dieses Foto mit Licht gemalt
    Ein Meisterwerk im stockfinsteren Tunnel: Hännes Heyer (rechts des Rades zwischen zwei Blitzen schemenhaft zu erkennen) hat dieses Foto mit Licht gemalt (ESO/Heyer)
    Hännes Heyer war kein Astronom und hat nicht mit Fernrohren den Kosmos beobachtet, sondern mit dem Fotoapparat die Welt der Astronomen am Boden. Mit seinen Bildern prägte er die Wahrnehmung von Europas Himmelsforschung.
    Viele Aufnahmen etwa die eines Vollmondaufgangs über den Anden oder die aus dem Tunnel des Very Large Telescope-Interferometers auf Paranal sind Ikonen der Südsternwarte.
    Hännes Heyer (1958-2017) auf seinem Boot vom Typ Hilding
    Hännes Heyer (1958-2017) auf seinem Boot vom Typ Hilding (W. Kühn)
    Gespür für wunderbare Geschichten
    Das Foto im stockdunklen, rund hundert Meter langen Tunnel wurde minutenlang belichtet und die technische Einrichtung gezielt mit Blitzen beleuchtet – ein Meisterwerk.
    Mit einem Gespür für die wunderbaren Geschichten, die nicht sofort sichtbar sind, hat Hännes Heyer nicht nur nach oben geblickt. Bei einer Fahrt durch die Atacama-Wüste fiel ihm eine Möwe am Boden auf, zwanzig Kilometer vom Pazifik entfernt.
    Er fand, heftig attackiert vom Vogel, das Gelege. So entstand das grandiose Foto eines Möwen-Eis in einer Sandkule – mit der Silhouette des Cerro Paranal im Hintergrund.
    Grandioser Eindruck aus der Atacama: Ein Möwenei in der Wüste, im Hintergrund der Berg Paranal
    Grandioser Eindruck aus der Atacama: Ein Möwenei in der Wüste, im Hintergrund der Berg Paranal (ESO/Heyer)
    Ende zweitausendzwölf hat Hännes Heyer die ESO verlassen. Die immer schneller und oberflächlicher werdende neue Welt der Bilder und Kommunikation war nicht mehr seine Sache.
    Heute vor einem Jahr ist Hännes Heyer im Alter von nur 59 Jahren in Angeln südlich von Flensburg gestorben. An ihn erinnern seine himmlischen Bilder.