Harald Welzer vs. Ulf Poschardt Müssen wir aufhören zu fliegen?
Fliegen – noch vor zehn Jahren war es der Inbegriff zeitgemäßer Mobilität und Weltläufigkeit. Gesammelte Meilen waren Status-Symbol. Heute dagegen steht Fliegen für klimaschädliches Verhalten schlechthin. Was muss sich jetzt ändern?
Eine zugespitzte Frage, zwei Gäste, zwei konträre Positionen – dazu eine Moderatorin oder ein Moderator und ein weites Themenspektrum, jeden Samstag um 17.05 Uhr. Das ist das Konzept der neuen Sendung. Sind wir zu politisch korrekt? Passen Religion und Aufklärung zusammen? BER und Stuttgart 21 – hat Deutschland das Bauen verlernt? Den Streit wert sind Kunst und Musik, Glaube und Wissenschaft, Lebensstil und politische Kultur. Eine gleich bleibende Debattendramaturgie sorgt für klare Standpunkte, dann folgen echter Austausch, Abwägen und gemeinsames Nachdenken. Im besten Fall wird der Titel so eingelöst, dass wir genau das vorführen: Streit-Kultur.
Flugzeuge gelten als Klimakiller - was folgt daraus für unser Verhalten? (imago / Ulrich Roth)
Müssen wir also aufhören zu fliegen? Oder zumindest Fliegen massiv verteuern?
Harald Welzer, Sozialpsychologe, Direktor der Stiftung "Futurzwei" und Professor für Transformationsdesign an der Universität Flensburg
"Auch wenn wir sagen, wir müssen aufhören zu fliegen, würde es wenig nützen. Wir brauchen einen Kulturwandel, den wir zurzeit aber kaum sehen. Wenn wir Lebensstile und gesellschaftliche Parameter haben, die so eingestellt sind, dass es Menschen für lebensförderlich halten, all das zu machen, was ihnen Werbung und Tourismusindustrie suggerieren, dann muss sich genau das ändern. Wir müssen unseren kompletten Lebensstil überdenken – und brauchen einen kulturellen Wandel."
Der Soziologe und Sozialpsychologe Harald Welzer (imago / Metodi Popow)
Ulf Poschardt, Autor und Chefredakteur der Welt-Gruppe
"Grundsätzliche Verbote sind nicht hilfreich. Die 'Fridays for Future'-Bewegung hat eine wichtige Frage aufgeworfen: Wie können wir das Klima retten, ohne in eine Verbotsdiktatur zu kommen? Wir müssen uns die existentielle Frage stellen, warum die Menschen so ein Bedürfnis nach Mobilität haben."