"Per te Dei genitrix nobis est vita perdita data...Durch dich, Gottesmutter, ist uns das verlorene Leben wiedergegeben....". Im "Graduel" der Aliénor de Bretagne ist immer wieder von Maria die Rede. Der fromme Gesang des 14. Jhdts. empfängt die Besucher des Braccio di Carlo Magno. Braccio di Carlo Magno, der Arm Karls des Grossen, heißt jenes lang gezogene Gebäude, das sich, steht der Rombesucher vor der Fassade, linkerhand des Petersdoms erhebt. Seit einigen Jahren organisiert hier der Vatikan Kunstausstellungen zu religiösen Themen. Vor 150 Jahren, am 8. Dezember 1854 veröffentlichte Papst Pius IX. das Dogma von der unbefleckten Empfängnis.
Der Text gab einem seit Jahrhunderten existierenden Volksglauben den offiziellen Segen der Amtskirche. Einem Volksglauben, der immer auch seinen Ausdruck in der Kunst fand, erklärt Giovanni Morello, Kunsthistoriker und Kurator der Ausstellung:
"Das Konzil von Trento im 16. Jahrhundert legte Regeln fest, die die Ikonographie der unbefleckten Empfängnis definierten. Regeln, die Symbole betreffen, die schon seit dem frühen Christentum in Gebrauch waren. Unsere Ausstellung zeigt, wie diese Ikonographie entstand. In rund 1.000 Jahren, ausgehend von Maria als Frau der Apokalypse bis hin zu Malern wie Murillo, die den Höhepunkt der Marienmalerei darstellen."
Bis zum Jahr 1.000 wurde die Gottesmutter fast immer als Frau der Apokalypse dargestellt. Die Ausstellung zeigt farbige Darstellungen der romanischen Kunst - wie zum Beispiel eine ergreifende Miniatur aus der Stadtbibliothek im französischen Valenciennes: Maria mit der Strahlenkrone schwebt am Himmel und scheint ein siebenköpfiges Monster zu besiegen. Diese Art der Darstellung bezieht sich auf das 12. Kapitel der Apokalypse. Darin ist die Rede von einem Zeichen, das am Himmel erscheint, eine, Zitat, "Frau mit Licht gekleidet". Maria als heller Hoffnungsschimmer wird so zum Gegenpart des Dunkels, des Bösen und der Verdammung. Eine Symbolik, die die gesamte Ikonographie dieses Sujets bestimmt: immer ist Maria Lichtgestalt. Giovanni Morello:
"Einige der ausgestellten Werke heben den einen oder den anderen Aspekt dieser Ikonographie hervor, zum Beispiel die Lichtkrone oder den Lichtkranz, der den gesamten Körper der Jungrau umgibt, wie bei der mehrfarbigen Darstellung im Messbuch des Mattia Corvino aus dem 15. Jahrhundert: der Körper von Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm ist ganz von Strahlen umgeben. Ihr Kopf hingegen von zwölf goldenen Sternen. Eine Symbolik, die sich im 16. und 17. Jahrhundert mit dem wachsenden Interesse der Maler für die Figur Marias verändert."
Während der Renaissance wird die Jungfrau künstlerisch zur Himmelskönigin erhoben. Wie beispielsweise auf dem Ölbild Maria mit den Propheten von Luca und Francesco Signorelli von 1521. Im unteren Bildfeld stehen und knien die Propheten. Maria hingegen schwebt auf einer Wolke aus Engeln. Gott neigt sich vom oberen Bildrand her zu ihr herab. Die Symbolik der Himmelskönigin wird besonders deutlich beim Übergang zum Barock - so etwa auf dem Bild von Filippo Bellini von 1587: Maria ist wie eine römische Adlige gekleidet, in ein prachtvolles Gewand, und hat auf dem Kopf eine wie aus Gold wirkende Krone. Im Barock wird sie vor allem als in sich gekehrte und gar nicht triumphierende Frau dargestellt. Guercino malte sie 1656 als keusch die Augen senkende und die Hände über die Brust verschränkende Frau. Sie wirkt schüchtern und devot - das Image der barocken Muttergottes ist geboren, der Frau als devotes Subjekt einer von Männern dominierten Kirche. Eine Ikonographie, die vor den Meistern des 17. und 18. Jahrhunderts immer wieder hervorgehoben wird, von Piazetta und Tiepolo, von Murillo, Ribera und Luca Giordano. Eine Interpretation der Jungfrau Maria, meint Giovanni Morello, die vor allem nach der Verkündigung des Dogmas der unbefleckten Empfängnis im 19. Jahrhundert. ins Kitschige abrutsche - wie auf dem süßlichen Bild "Immacolata Concezione" des Francesco Scaramuzza von 1859:
"Vor allem die seit dem 19. Jahrhundert beliebten Marienskulpturen repräsentieren hervorragend dieses Abrutschen in eine zu süßliche, kitschige Interpretation des Sujets. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass sich heute so gut wie keine Künstler mehr mit der Ikonographie der unbefleckten Empfängnis beschäftigen."
Der Text gab einem seit Jahrhunderten existierenden Volksglauben den offiziellen Segen der Amtskirche. Einem Volksglauben, der immer auch seinen Ausdruck in der Kunst fand, erklärt Giovanni Morello, Kunsthistoriker und Kurator der Ausstellung:
"Das Konzil von Trento im 16. Jahrhundert legte Regeln fest, die die Ikonographie der unbefleckten Empfängnis definierten. Regeln, die Symbole betreffen, die schon seit dem frühen Christentum in Gebrauch waren. Unsere Ausstellung zeigt, wie diese Ikonographie entstand. In rund 1.000 Jahren, ausgehend von Maria als Frau der Apokalypse bis hin zu Malern wie Murillo, die den Höhepunkt der Marienmalerei darstellen."
Bis zum Jahr 1.000 wurde die Gottesmutter fast immer als Frau der Apokalypse dargestellt. Die Ausstellung zeigt farbige Darstellungen der romanischen Kunst - wie zum Beispiel eine ergreifende Miniatur aus der Stadtbibliothek im französischen Valenciennes: Maria mit der Strahlenkrone schwebt am Himmel und scheint ein siebenköpfiges Monster zu besiegen. Diese Art der Darstellung bezieht sich auf das 12. Kapitel der Apokalypse. Darin ist die Rede von einem Zeichen, das am Himmel erscheint, eine, Zitat, "Frau mit Licht gekleidet". Maria als heller Hoffnungsschimmer wird so zum Gegenpart des Dunkels, des Bösen und der Verdammung. Eine Symbolik, die die gesamte Ikonographie dieses Sujets bestimmt: immer ist Maria Lichtgestalt. Giovanni Morello:
"Einige der ausgestellten Werke heben den einen oder den anderen Aspekt dieser Ikonographie hervor, zum Beispiel die Lichtkrone oder den Lichtkranz, der den gesamten Körper der Jungrau umgibt, wie bei der mehrfarbigen Darstellung im Messbuch des Mattia Corvino aus dem 15. Jahrhundert: der Körper von Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm ist ganz von Strahlen umgeben. Ihr Kopf hingegen von zwölf goldenen Sternen. Eine Symbolik, die sich im 16. und 17. Jahrhundert mit dem wachsenden Interesse der Maler für die Figur Marias verändert."
Während der Renaissance wird die Jungfrau künstlerisch zur Himmelskönigin erhoben. Wie beispielsweise auf dem Ölbild Maria mit den Propheten von Luca und Francesco Signorelli von 1521. Im unteren Bildfeld stehen und knien die Propheten. Maria hingegen schwebt auf einer Wolke aus Engeln. Gott neigt sich vom oberen Bildrand her zu ihr herab. Die Symbolik der Himmelskönigin wird besonders deutlich beim Übergang zum Barock - so etwa auf dem Bild von Filippo Bellini von 1587: Maria ist wie eine römische Adlige gekleidet, in ein prachtvolles Gewand, und hat auf dem Kopf eine wie aus Gold wirkende Krone. Im Barock wird sie vor allem als in sich gekehrte und gar nicht triumphierende Frau dargestellt. Guercino malte sie 1656 als keusch die Augen senkende und die Hände über die Brust verschränkende Frau. Sie wirkt schüchtern und devot - das Image der barocken Muttergottes ist geboren, der Frau als devotes Subjekt einer von Männern dominierten Kirche. Eine Ikonographie, die vor den Meistern des 17. und 18. Jahrhunderts immer wieder hervorgehoben wird, von Piazetta und Tiepolo, von Murillo, Ribera und Luca Giordano. Eine Interpretation der Jungfrau Maria, meint Giovanni Morello, die vor allem nach der Verkündigung des Dogmas der unbefleckten Empfängnis im 19. Jahrhundert. ins Kitschige abrutsche - wie auf dem süßlichen Bild "Immacolata Concezione" des Francesco Scaramuzza von 1859:
"Vor allem die seit dem 19. Jahrhundert beliebten Marienskulpturen repräsentieren hervorragend dieses Abrutschen in eine zu süßliche, kitschige Interpretation des Sujets. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass sich heute so gut wie keine Künstler mehr mit der Ikonographie der unbefleckten Empfängnis beschäftigen."