Fund in australischer Höhle
Heilritual der Aborigines reicht 12.000 Jahre zurück

Forschende in Australien haben eine historische Entdeckung gemacht: Ihren Analysen zufolge ist ein Heilritual der australischen Ureinwohner, der Aborigines, mehr als 12.000 Jahre alt - und von hunderten Generationen quasi unverändert weitergegeben worden.

    Eine felsige Landschaft in Australien vor blauem Himmel.
    In einer Höhle der australischen Aborigines haben Forschende Hinweise auf ein altes Heilritual der Ureinwohner entdeckt (Archivbild). (picture alliance / Newscom / Rafael Ben Ari)
    Als Beweis führen die Forschenden zwei leicht verbrannte und von Fett überzogene Holzstäbe an, die in einer Höhle im Südosten Australiens gefunden wurden, wie aus einer in der Fachzeitschrift "Nature Human Behaviour" veröffentlichten Studie hervorgeht. Die Entdeckung zeige, dass das Heilritual seit dem Ende der letzten Eiszeit mündlich überliefert worden sein müsse, heißt es dort.
    Die Holzstäbe waren an Feuerstellen in einer Höhle entdeckt worden, die in einem Gebiet liegt, das seit Langem vom Aborigine-Stamm der Gunaikurnai bewohnt wird. Den Forschern zufolge waren die leicht verkohlten Enden der Stöcke speziell zugeschnitten worden, um sie ins Feuer zu stecken. Zudem waren beide Gegenstände mit menschlichem oder tierischem Fett überzogen. Mithilfe der sogenannten Radiokarbonmethode konnte festgestellt werden, dass einer der Stäbe 11.000, der andere 12.000 Jahre alt ist.

    Heilritual der Aborigines

    Der Fund passt zu einem Heilritual, das in den 1880er-Jahren von dem australischen Anthropologen Alfred Howitt erwähnt wurde. Er studierte die Kultur der Aborigines und schrieb in seinen Notizen von einem Ritual, bei dem die Medizinleute der Gunaikurnai einen Gegenstand des kranken Menschen an das Ende eines mit Fett bestrichenen Stocks banden. Dieser wurde dann in den Boden gestoßen und darunter ein Feuer entzündet.
    Die Entdeckung der Stäbe sei eine "einzigartige Gelegenheit, die Memoiren der Vorfahren zu lesen", erklärte der Aborigine-Älteste Russell Mullett. Die australischen Ureinwohner hatten den australischen Kontinent vor etwa 60.000 Jahren besiedelt. Nach der Ankunft der ersten britischen Siedler im späten 18. Jahrhundert wurden sie vielerorts unterdrückt und diskriminiert. Bis heute kämpfen sie um Gleichberechtigung.
    Diese Nachricht wurde am 02.07.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.