Monika Seynsche: Herr Winkelheide, wie funktioniert diese Behandlungsmethode überhaupt?
Martin Winkelheide: Man kennt diese Therapie bereits von der Behandlung von Blut- und Lymphdrüsenkrebs. So ähnlich funktioniert das auch bei Autoimmunerkrankungen. Das heißt, zuerst werden Stammzellen aus dem Blut entnommen und gereinigt. Dann wird das alte Immunsystem abgetötet mit Hilfe von Medikamenten. Anschließend erhält der Patient die entnommenen Stammzellen wieder zurück und es bauen sich das Blutsystem und auch das Immunsystem neu auf. Das ist das grundsätzliche Konzept.
Seynsche: Welche Erfahrungen hat man damit gesammelt?
Winkelheide: Man hat sehr lange Jahre schon Erfahrung bei der Behandlung von Krebserkrankungen. Seit zehn Jahren ungefähr werden auch besonders schwere Formen von Autoimmunerkrankungen so behandelt. Aber man muss sagen, es ist bislang ein experimentelles Verfahren. Weltweit sind weniger als 1000 Patienten so behandelt worden.
Seynsche: Wie erfolgreich verlief die Methode bei diesen Patienten?
Winkelheide: In den meisten Fällen geht es schon gut, aber es gibt natürlich auch Risiken, die kennt man auch von der Krebstherapie. Wenn das alte Immunsystem abgetötet ist und die Stammzellen gegeben worden sind, muss sich die Körperabwehr neu aufbauen, und dafür braucht sie Zeit. Und genau in dieser Zeit sind die Patienten sehr anfällig für Infektionen. Das können ganz banale Infektionen sein. In dem Fall sind sie aber fast immer lebensgefährlich, denn das Immunsystem kann sich gegen einen Erreger nicht wehren. Wenn die Patienten gut isoliert werden, man gut aufpasst und alle Hygienemaßnahmen einhält, wird das in der Regel gut gehen - das heißt, es sind seltene Komplikationen. Aber wenn es schief geht, dann ist das immer lebensbedrohlich. Man sagt, das Risiko einer Stammzelltransplantation an großen medizinischen Zentren liegt unter fünf Prozent, dass dabei etwas schief geht.
Seynsche: Was passiert denn, wenn es schief geht?
Winkelheide: Das ist immer eine lebensbedrohliche Situation. Auf der anderen Seite muss man schauen, funktioniert es denn immer, dass das Immunsystem richtig und korrekt aufgebaut wird? Da sagen die Forscher, prinzipiell sei der Beweis angetreten, dass das Immunsystem tatsächlich vergessen kann, also dass das alte, fehlerhafte Immunsystem untergeht und das neue Immunsystem quasi auf Null gestellt ist und auch tatsächlich ganz neu lernen kann und auch dann die körpereigenen Strukturen nicht angreift. Mit dieser Therapie können Patienten also tatsächlich geheilt werden und sie kommen dann auch ohne Medikamente aus. Man hat jetzt Erfahrungen über sieben, acht Jahre, es gibt tatsächlich Patienten, die kommen acht Jahre lang ohne Medikamente aus. Man kann also sagen, sie sind für die erste Zeit geheilt.
Seynsche: Sie sagen, es gibt Patienten, die ohne Medikamente auskommen. Das heißt aber auch, es gibt einige, bei denen das nicht funktioniert. Wissen Sie, warum?
Winkelheide: Das wissen die Forscher überhaupt nicht. Das ist ein eher seltenes Ereignis, dass das Immunsystem zwar neu aufgebaut wird, aber trotzdem wieder anfängt, körpereigene Strukturen anzugreifen - so dass die Krankheit wieder auftaucht. Woran das liegt, kann man überhaupt noch nicht erklären. Aber zum Glück kommt das sehr selten vor.
Seynsche: Sie sagten, es ist eine Behandlungsmethode mit relativ vielen Risiken, man weiß noch nicht genau, wo es genau hingeht. Gibt es denn Alternativen, kann man diese Krankheiten anders behandeln?
Winkelheide: Man würde natürlich erst einmal versuchen, die Patienten konventionell zu behandeln, das heißt, das Immunsystem zunächst abzudämpfen. Das macht man mit Kortison ähnlichen Substanzen oder indem man Botenstoffe, die Entzündungen auslösen, im Körper blockiert - etwa den TNF-alpha. Das funktioniert normalerweise auch recht gut, und man würde die Stammzelltransplantation wirklich nur Patienten empfehlen, wo diese Therapie nicht mehr funktioniert und die anders keine Alternative mehr haben. Denn diese schweren Autoimmunerkrankungen können auch tödlich enden. Woran man im Moment forscht, ist, dass man nicht das ganze Immunsystem ersetzt, also eine Stammzelltransplantation macht, sondern man versucht, die Mitspieler, die an dem Entzündungsgeschehen beteiligt sind, besser zu verstehen und die Zellen zu fördern, die die Entzündungsreaktion besonders abdämpfen. Aber man kennt noch nicht alle Mitspieler, man kennt noch nicht alle Stoffe, die diese Entzündung auslösen.
Martin Winkelheide: Man kennt diese Therapie bereits von der Behandlung von Blut- und Lymphdrüsenkrebs. So ähnlich funktioniert das auch bei Autoimmunerkrankungen. Das heißt, zuerst werden Stammzellen aus dem Blut entnommen und gereinigt. Dann wird das alte Immunsystem abgetötet mit Hilfe von Medikamenten. Anschließend erhält der Patient die entnommenen Stammzellen wieder zurück und es bauen sich das Blutsystem und auch das Immunsystem neu auf. Das ist das grundsätzliche Konzept.
Seynsche: Welche Erfahrungen hat man damit gesammelt?
Winkelheide: Man hat sehr lange Jahre schon Erfahrung bei der Behandlung von Krebserkrankungen. Seit zehn Jahren ungefähr werden auch besonders schwere Formen von Autoimmunerkrankungen so behandelt. Aber man muss sagen, es ist bislang ein experimentelles Verfahren. Weltweit sind weniger als 1000 Patienten so behandelt worden.
Seynsche: Wie erfolgreich verlief die Methode bei diesen Patienten?
Winkelheide: In den meisten Fällen geht es schon gut, aber es gibt natürlich auch Risiken, die kennt man auch von der Krebstherapie. Wenn das alte Immunsystem abgetötet ist und die Stammzellen gegeben worden sind, muss sich die Körperabwehr neu aufbauen, und dafür braucht sie Zeit. Und genau in dieser Zeit sind die Patienten sehr anfällig für Infektionen. Das können ganz banale Infektionen sein. In dem Fall sind sie aber fast immer lebensgefährlich, denn das Immunsystem kann sich gegen einen Erreger nicht wehren. Wenn die Patienten gut isoliert werden, man gut aufpasst und alle Hygienemaßnahmen einhält, wird das in der Regel gut gehen - das heißt, es sind seltene Komplikationen. Aber wenn es schief geht, dann ist das immer lebensbedrohlich. Man sagt, das Risiko einer Stammzelltransplantation an großen medizinischen Zentren liegt unter fünf Prozent, dass dabei etwas schief geht.
Seynsche: Was passiert denn, wenn es schief geht?
Winkelheide: Das ist immer eine lebensbedrohliche Situation. Auf der anderen Seite muss man schauen, funktioniert es denn immer, dass das Immunsystem richtig und korrekt aufgebaut wird? Da sagen die Forscher, prinzipiell sei der Beweis angetreten, dass das Immunsystem tatsächlich vergessen kann, also dass das alte, fehlerhafte Immunsystem untergeht und das neue Immunsystem quasi auf Null gestellt ist und auch tatsächlich ganz neu lernen kann und auch dann die körpereigenen Strukturen nicht angreift. Mit dieser Therapie können Patienten also tatsächlich geheilt werden und sie kommen dann auch ohne Medikamente aus. Man hat jetzt Erfahrungen über sieben, acht Jahre, es gibt tatsächlich Patienten, die kommen acht Jahre lang ohne Medikamente aus. Man kann also sagen, sie sind für die erste Zeit geheilt.
Seynsche: Sie sagen, es gibt Patienten, die ohne Medikamente auskommen. Das heißt aber auch, es gibt einige, bei denen das nicht funktioniert. Wissen Sie, warum?
Winkelheide: Das wissen die Forscher überhaupt nicht. Das ist ein eher seltenes Ereignis, dass das Immunsystem zwar neu aufgebaut wird, aber trotzdem wieder anfängt, körpereigene Strukturen anzugreifen - so dass die Krankheit wieder auftaucht. Woran das liegt, kann man überhaupt noch nicht erklären. Aber zum Glück kommt das sehr selten vor.
Seynsche: Sie sagten, es ist eine Behandlungsmethode mit relativ vielen Risiken, man weiß noch nicht genau, wo es genau hingeht. Gibt es denn Alternativen, kann man diese Krankheiten anders behandeln?
Winkelheide: Man würde natürlich erst einmal versuchen, die Patienten konventionell zu behandeln, das heißt, das Immunsystem zunächst abzudämpfen. Das macht man mit Kortison ähnlichen Substanzen oder indem man Botenstoffe, die Entzündungen auslösen, im Körper blockiert - etwa den TNF-alpha. Das funktioniert normalerweise auch recht gut, und man würde die Stammzelltransplantation wirklich nur Patienten empfehlen, wo diese Therapie nicht mehr funktioniert und die anders keine Alternative mehr haben. Denn diese schweren Autoimmunerkrankungen können auch tödlich enden. Woran man im Moment forscht, ist, dass man nicht das ganze Immunsystem ersetzt, also eine Stammzelltransplantation macht, sondern man versucht, die Mitspieler, die an dem Entzündungsgeschehen beteiligt sind, besser zu verstehen und die Zellen zu fördern, die die Entzündungsreaktion besonders abdämpfen. Aber man kennt noch nicht alle Mitspieler, man kennt noch nicht alle Stoffe, die diese Entzündung auslösen.