"Make No Noise" erzählt eine dramatische Geschichte. Von Schuld, Verletzung, Folter und Tod. Wie Täter und Opfer vom traumatischen Geschehen gelähmt sind und versuchen, wieder ins Leben zurückzufinden. Der Schrecken ist die Vorgeschichte dieser Oper. In Erinnerungssequenzen wird das Unheil rekapituliert. Der mühsame, qualvolle und schließlich gelingende Prozess der Heilung aber ist ihr eigentliches Thema. Insofern will Miroslav Srnkas erstes abendfüllendes Musiktheater aus dem Drama herausführen. Das ist kein leichtes künstlerisches Unterfangen für eine Gattung, die eher auf die hoffnungslosen Konflikte und deren Gefühlschaos angelegt ist. So eröffnet Srnka dann auch kräftig sein 90-minütiges Werk. Zerrissen, zerhackt, schmerzverzerrt wie die Seelen und Körper der Protagonisten schreit das kammermusikalisch besetzte Orchester scharf und spitz geschliffene Lautkaskaden heraus. Gegen die brutale Formlosigkeit im Innern versucht Hanna ihren Alltag in eine äußere Ordnung zu zwängen. Ordentlich stellt sie die Plastikdosen ihres Mittagessens in der Fabrikpause auf einem Stuhl zusammen. Ihre Hörgeräte hat die fast taube Frau wieder angestellt, auf den Hohn eines Arbeitskollegen wegen ihrer abweisenden Art kann sie nur stotternd reagieren. Was Hanna erlebt hat, erfahren wir erst am Ende der nächsten Szene. Da ist sie längst aus der Fabrik gefeuert worden und hat eine Stelle als Krankenschwester auf einer Bohrinsel angenommen. Von Soldaten wurde Hanna einst vergewaltigt und gefoltert. Hunderte Schnittwunden auf ihren Brüsten fügten ihr die Peiniger zu und streuten Salz hinein. Das erzählt Hanna auf der Bohrinsel ihrem Patienten Joseph. Der ist selbst ein Versehrter, verbrannt, zeitweilig blind, schuldig am Selbstmord seines besten Freundes, mit dessen Frau er ein Verhältnis hatte. Und hier sind wir im Zentrum der Oper angelangt: Die Verletzten finden Vertrauen und Zuneigung zu einander und schieben sich gegenseitig aus der Finsternis. Musikalisch haben sich die schroffen Töne des Anfangs schon längst in fließendere, wärmere und hellere Klänge verwandelt.
Mit Glocken, Harfe und Akkordeon entwirft Miroslav Srnka ein Idyll, das musikalisch und psychologisch durchaus motiviert ist. Es verleiht Hanna die Kraft zu einer Therapie für Folteropfer. Joseph folgt ihr, am Ende sind die beiden froh, in der gemeinsamen Wohnung nebeneinander zu sitzen. Gesungen und gespielt werden die beiden Hauptrollen von den jungen Künstlern Laura Tatulescu und Holger Falk intensiv und technisch sicher. Auch das Ensemble Modern unter der musikalischen Leitung des Ersten Kapellmeisters der Bayrischen Staatsoper Christopher Ward bringen die filigrane Partitur mit Leichtigkeit zum Klingen. Und die Inszenierung von Matthew Lutton schafft mit wenigen Stuhl-Requisiten zwischen dem rechts und links auf zwei Podien verteilten Orchester eine naturalistische Direktheit. Dennoch bleibt die Aufführung insgesamt etwas leblos, farblos, stumpf. Das liegt vor allem an der Musik. Sie verharrt an der Oberfläche. Ein Violinensolo in Moll begleitet eine Reminiszenz, lautmalerische Wellenbewegungen zeichnen das Meer, sanfte Harfenklänge zur Behandlung des Kranken, Obertonschichtungen mit Streicherflageolett zum seelischen Frieden, chromatisch aufsteigendes Orchestertutti für die Spannung wie im Film. Auch wenn dabei immer wieder sehr schöne und subtil gestaltete Klanginseln auftauchen, so entsteht nicht der Eindruck, dass hier ein musikalisches Material für die lange Strecke einer Oper richtig durchgearbeitet worden ist. Möglicherweise bietet aber auch das Libretto zu wenig Substanz für die akustische Seelenkunde geplagter Menschen. Ein starker Auftakt für die Münchner Opernfestspiele ist die Genesungsgeschichte von "Make no Noise" nicht. Vielleicht wird es die Heilungsgeschichte in Olivier Messiaens Oper über den "Heiligen Franziskus von Assisi" am Freitag richten, wenn der Künstler Hermann Nitsch mit seinem blutigen Mysterientheater zupackt.
Mit Glocken, Harfe und Akkordeon entwirft Miroslav Srnka ein Idyll, das musikalisch und psychologisch durchaus motiviert ist. Es verleiht Hanna die Kraft zu einer Therapie für Folteropfer. Joseph folgt ihr, am Ende sind die beiden froh, in der gemeinsamen Wohnung nebeneinander zu sitzen. Gesungen und gespielt werden die beiden Hauptrollen von den jungen Künstlern Laura Tatulescu und Holger Falk intensiv und technisch sicher. Auch das Ensemble Modern unter der musikalischen Leitung des Ersten Kapellmeisters der Bayrischen Staatsoper Christopher Ward bringen die filigrane Partitur mit Leichtigkeit zum Klingen. Und die Inszenierung von Matthew Lutton schafft mit wenigen Stuhl-Requisiten zwischen dem rechts und links auf zwei Podien verteilten Orchester eine naturalistische Direktheit. Dennoch bleibt die Aufführung insgesamt etwas leblos, farblos, stumpf. Das liegt vor allem an der Musik. Sie verharrt an der Oberfläche. Ein Violinensolo in Moll begleitet eine Reminiszenz, lautmalerische Wellenbewegungen zeichnen das Meer, sanfte Harfenklänge zur Behandlung des Kranken, Obertonschichtungen mit Streicherflageolett zum seelischen Frieden, chromatisch aufsteigendes Orchestertutti für die Spannung wie im Film. Auch wenn dabei immer wieder sehr schöne und subtil gestaltete Klanginseln auftauchen, so entsteht nicht der Eindruck, dass hier ein musikalisches Material für die lange Strecke einer Oper richtig durchgearbeitet worden ist. Möglicherweise bietet aber auch das Libretto zu wenig Substanz für die akustische Seelenkunde geplagter Menschen. Ein starker Auftakt für die Münchner Opernfestspiele ist die Genesungsgeschichte von "Make no Noise" nicht. Vielleicht wird es die Heilungsgeschichte in Olivier Messiaens Oper über den "Heiligen Franziskus von Assisi" am Freitag richten, wenn der Künstler Hermann Nitsch mit seinem blutigen Mysterientheater zupackt.