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Heiße Texte statt SMS

Wer sparen will, der könnte beim Handy auf den dummen Gedanken kommen, statt eines teuren Telefonates eine billige Kurznachricht zu verschicken - doch die sind unverhältnismäßig teuer. In England nutzt ein neuer Anbieter dazu die wesentlich günstigere Datenübertragung.

Von Tobias Armbrüster |
    Auch in Großbritannien sind SMS eine teure Art der Kommunikation, eine einzige Text-Message kann bis zu 16 Cent kosten. Mit Hotxt könnte sich das ändern: Alles was britische SMS-Schreiber dafür brauchen ist ein WAP-fähiges Handy – und sie müssen bereit sein einen 1,50 Euro pro Woche an Grundgebühr zu zahlen. Dafür können sie dann so viele Textbotschaften schreiben wie sie wollen. Zu der Grundgebühr kommt noch einmal ein Betrag für die mobile Internet-Verbindung hinzu, aber auch der bewegt sich nur zwischen einem und zwei Cent pro Message. Der Gründer von Hotxt ist der Unternehmer Doug Richards, er sagt, mit diesem Service können SMS-Schreiber die teuren Mobilfunk-Firmen einfach austricksen.

    "Ein hotext sieht genauso aus wie eine normale SMS-Nachricht. Aber unsere Botschaften werden nicht über die normale Handy-Verbindung geschickt, sondern über eine GPRS-Verbindung, also übers Internet. Damit für die Kunden dabei keine hohen Kosten entstehen, komprimiert unsere Software die Datenpakete im Handy, bevor die Nachrichten verschickt werden. Damit umgehen wir sozusagen die Mobilfunk-Betreiber, die ihre SMS-Dienste so teuer verkaufen. "

    Hotxt ist vor allem für Leute interessant, die viele SMS schreiben, also vor allem für die unter 25jährigen, die gelten in der Industrie als so genannte "heavy users". Wer in Großbritannien mehr als zehn SMS pro Tag verschickt, kann mit Hotxt bis zu 500 Euro pro Jahr sparen, selbst bei zwei SMS pro Tag sind im Jahr schon einhundert Euro an Ersparnis drin. Britische Zeitungen schreiben bereits, Hotxt könnte für SMS das sein, was Skype fürs Telefonieren ist – genau wie Skype verlege Hotxt den Datenverkehr ins Internet – und mache so das Preismodell der bisherigen Anbieter kaputt.

    Ähnlich wie bei Skype muss man auch für Hotxt zuerst ein kleines Programm aufs Handy laden. Zwischen einer SMS und einer Hotxt-Nachricht gibt es dann allerdings einige Unterschiede: ein Hotxt kann 460 Zeichen lang sein, mehr als doppelt so lang wie eine SMS, und man sendet eine Hotxt-Nachricht nicht an eine Handy-Nummer, sondern an einen Nickname, einen Spitznamen, den kann sich jeder User selbst aussuchen. Dieses System wiederum hat Vor- und Nachteile. Der Nachteil: Empfangen können diese Botschaften nur Leute, die Hotxt ebenfalls auf ihrem Handy haben, das heißt dieser Service wird erst dann interessant, wenn wirklich viele Leute mitmachen, ähnlich wie Skype. Der Vorteil: Spitznamen lassen sich leichter merken als Handynummern - und der Service erlaubt es außerdem, eingehende Nachrichten von bestimmten Personen zu blockieren, wenn sie einem auf die Nerven gehen. Der britische Medienjournalist John Arlidge ist einer der ersten Nutzer von Hotxt.

    "Ich glaube, Hotxt wird ganz einfach zur Folge haben, dass SMS insgesamt billiger werden und dass die Leute sehr viel mehr SMS schreiben. Schon heute benutzen viele ihr Handy weniger fürs Telefonieren als fürs Eintippen von Textbotschaften. Wenn bei SMS jetzt die Preise fallen, werden einigen Leute wahrscheinlich die Daumen abfallen vom vielen Texten."

    Hotxt hat tatsächlich einige Features, die diesen Service gerade bei Teenagern sehr beliebt machen könnten. Man kann damit beispielsweise eine Nachricht an 25 Leute gleichzeitig schicken, und so eine Gruppenkonferenz im Freundeskreis abhalten - und muss trotzdem nicht für 25 SMS-Texte bezahlen, sondern immer nur für eine einzige. Die Mitarbeiter von Hotxt in Cambridge haben eineinhalb Jahre gebraucht, um die Technologie auf die Beine zu stellen. Zunächst einmal haben sie einen Server aufgebaut, der Millionen von Text-Nachrichten verarbeiten und sofort weiterschicken kann. Aber das eigentliche Problem lag woanders, sagt Doug Richards.

    "Die größte Herausforderung für uns besteht immer noch darin, dass es Tausende von unterschiedlichen Mobiltelefonen gibt, alle mit ihrer eigenen Software, alle konfiguriert für ihren eigenen Provider. Im Vergleich zur Welt des Personal Computer ist das ein regelrechter Software-Dschungel. Wir müssen nun diese vielen Mobiltelefone dazu bringen, dass sie alle unser Text-Programm verstehen und über unser System miteinander kommunizieren, das ist die wirklich harte Arbeit."

    Die Hotxt-Software funktioniert noch immer nicht auf allen Handy-Modellen, aber daran wird gearbeitet. Wenn der Service in Großbritannien erfolgreich läuft, soll Hotxt im Laufe des Jahres auch in Deutschland angeboten werden.