Der Contergan-Skandal Anfang der 60er Jahre hat nicht nur Tausende Opfer gefordert. Er hat auch dafür gesorgt, dass das Risiko von embryonalen Fehlbildungen durch Medikamente minimiert wurde. Das damals eingeführte Arzneimittelgesetz verlangt Tests vor jeder Zulassung. Sie schlössen heutzutage weitgehend aus, dass für Ungeborene schädliche Medikamente auf den Markt kommen, sagt Christof Schaefer. Der Arzt leitet das Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie. Das in dieser Form deutschlandweit einmalige Institut berät Ärzte und Schwangere bei Fragen zur Schädlichkeit von Medikamenten. Gleichzeitig erstellt es Fallberichte von Schwangerschaften, um so die Wirkungsweise neuer Arzneimittel zu erfassen. Christof Schaefer und seine Mitarbeiter wissen, selbst wenn ein Risiko bekannt ist, kann es für Schwangere dennoch gefährlich sein. Er nennt ein Beispiel:
"Jede zweihundertste Schwangere leidet unter Epilepsie und muss behandelt werden. Auch in der Schwangerschaft. Und da kommen wir in eine Medikamentengruppe, die primär suspekt ist. Nicht in dem Umfang wie bei Contergan, wo man davon ausging, dass in der Frühschwangerschaft eine Tablette zu 30 Prozent Schädigung erreichen konnte, das heißt, jedes dritte Kind wurde tatsächlich geschädigt. Das gibt es auch heute bei den Anti-Epileptika nicht. Da rechnet man allenfalls mit einer Verdopplung des so genannten Spontanrisikos, heißt, dass dann etwa fünf bis sechs Prozent der Kinder, deren Mütter so ein Mittel in der Frühschwangerschaft genommen haben, eine große Fehlbildung aufweisen."
Das betrifft etwa 200 bis 300 Kinder im Jahr. Aber nicht nur die Einnahme Embryo schädigender Medikamente während der Schwangerschaft ist gefährlich. Sobald Frauen das gebärfähige Alter erreicht haben, sollten sie auf riskante Arzneimittel verzichten, betont der Experte:
"Das klingt einfach, in der Praxis ist es aber häufig schwierig. Ein Beispiel: Die Valproinsäure, ein wirksames Anti-Epileptikum, alt und lange bewährt, aber bekannt, dass es das stärkste Gift unter den Anti-Epileptika für den Embryo ist, sollte eigentlich Mädchen mit einer Epilepsie ab 14 Jahren nicht mehr verschrieben werden. Das ist aber häufig nicht der Fall, so dass dann 17-, 18-jährige Frauen schwanger werden, immer noch unter Valproinsäure, obwohl ein anderes Mittel genauso wirksam sein könnte, das weniger gefährlich für den Embryo wäre."
Die häufigste Ursache für Fehlbildungen des Ungeborenen ist aber nicht einem Medikament zuzuschreiben. Sondern dem Alkohol. Über 500 Kinder werden in Deutschland jährlich geboren, die schwer geschädigt sind, weil die Mütter während der Schwangerschaft regelmäßig Alkohol getrunken haben. Die Zahl derer, die ein Leben lang stark eingeschränkt bleiben, geht in die Tausende. Christof Schaefer fordert deswegen, mit Aufklärungskampagnen verstärkt auf das enorme Risiko von Alkohol hinzuweisen. Am meisten Angst haben Ärzte und Schwangere davor, dass Psychopharmaka gefährlich sein könnten. Fast jede fünfte der insgesamt 13.000 Anfragen im vergangenen Jahr betraf diese Medikamentengruppe, sagt Christof Schaefer:
"Man kann da im Allgemeinen beruhigen und sagen im Gegensatz zu den Anti-Epileptika sind die Anti-Depressiva oder die Neuroleptika Medikamente, die beim Menschen bisher nicht ernsthaft in Verdacht geraten sind, dem Embryo zu schaden. Es gab zwar eine Diskussion, ob eine neue Gruppe von so genannten selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmstoffen – SSRI abgekürzt -, ob die vermehrt Herzfehlbildungen machen bei den Kindern. Aber das ist eine kontroverse Diskussion, wo bisher ein eindeutiger Beleg eines solchen Risikos nicht erbracht werden konnte."
Mit Bedauern stellt der Experte fest, dass selbst Gynäkologen oft nur den Beipackzettel oder die Rote Liste, das deutsche Medikamentenverzeichnis, zu Rate zögen, wenn sie das Risiko einer Verschreibung für ihre schwangeren Patientinnen einschätzen wollen. Schaefer:
"Dort sind häufig sehr kurz gefasste, formelhafte Risikohinweise zur Schwangerschaft, und was wir täglich erleben, mehrfach, ist, dass wenn eine Patientin ein solches Medikament bereits genommen hat, dass dann dieser Warnhinweis automatisch übersetzt wird mit: Es besteht ein hohes Risiko für dieses Kind. Die Schwangerschaft wird dann häufig, obwohl gewünscht und intakt, abgebrochen. Da können wir in den meisten Fällen beruhigen und sagen, dass individuelle Risiko, wenn es denn überhaupt gegeben ist, ist verschwindend gering, und die Schwangerschaft kann ausgetragen werden."
"Jede zweihundertste Schwangere leidet unter Epilepsie und muss behandelt werden. Auch in der Schwangerschaft. Und da kommen wir in eine Medikamentengruppe, die primär suspekt ist. Nicht in dem Umfang wie bei Contergan, wo man davon ausging, dass in der Frühschwangerschaft eine Tablette zu 30 Prozent Schädigung erreichen konnte, das heißt, jedes dritte Kind wurde tatsächlich geschädigt. Das gibt es auch heute bei den Anti-Epileptika nicht. Da rechnet man allenfalls mit einer Verdopplung des so genannten Spontanrisikos, heißt, dass dann etwa fünf bis sechs Prozent der Kinder, deren Mütter so ein Mittel in der Frühschwangerschaft genommen haben, eine große Fehlbildung aufweisen."
Das betrifft etwa 200 bis 300 Kinder im Jahr. Aber nicht nur die Einnahme Embryo schädigender Medikamente während der Schwangerschaft ist gefährlich. Sobald Frauen das gebärfähige Alter erreicht haben, sollten sie auf riskante Arzneimittel verzichten, betont der Experte:
"Das klingt einfach, in der Praxis ist es aber häufig schwierig. Ein Beispiel: Die Valproinsäure, ein wirksames Anti-Epileptikum, alt und lange bewährt, aber bekannt, dass es das stärkste Gift unter den Anti-Epileptika für den Embryo ist, sollte eigentlich Mädchen mit einer Epilepsie ab 14 Jahren nicht mehr verschrieben werden. Das ist aber häufig nicht der Fall, so dass dann 17-, 18-jährige Frauen schwanger werden, immer noch unter Valproinsäure, obwohl ein anderes Mittel genauso wirksam sein könnte, das weniger gefährlich für den Embryo wäre."
Die häufigste Ursache für Fehlbildungen des Ungeborenen ist aber nicht einem Medikament zuzuschreiben. Sondern dem Alkohol. Über 500 Kinder werden in Deutschland jährlich geboren, die schwer geschädigt sind, weil die Mütter während der Schwangerschaft regelmäßig Alkohol getrunken haben. Die Zahl derer, die ein Leben lang stark eingeschränkt bleiben, geht in die Tausende. Christof Schaefer fordert deswegen, mit Aufklärungskampagnen verstärkt auf das enorme Risiko von Alkohol hinzuweisen. Am meisten Angst haben Ärzte und Schwangere davor, dass Psychopharmaka gefährlich sein könnten. Fast jede fünfte der insgesamt 13.000 Anfragen im vergangenen Jahr betraf diese Medikamentengruppe, sagt Christof Schaefer:
"Man kann da im Allgemeinen beruhigen und sagen im Gegensatz zu den Anti-Epileptika sind die Anti-Depressiva oder die Neuroleptika Medikamente, die beim Menschen bisher nicht ernsthaft in Verdacht geraten sind, dem Embryo zu schaden. Es gab zwar eine Diskussion, ob eine neue Gruppe von so genannten selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmstoffen – SSRI abgekürzt -, ob die vermehrt Herzfehlbildungen machen bei den Kindern. Aber das ist eine kontroverse Diskussion, wo bisher ein eindeutiger Beleg eines solchen Risikos nicht erbracht werden konnte."
Mit Bedauern stellt der Experte fest, dass selbst Gynäkologen oft nur den Beipackzettel oder die Rote Liste, das deutsche Medikamentenverzeichnis, zu Rate zögen, wenn sie das Risiko einer Verschreibung für ihre schwangeren Patientinnen einschätzen wollen. Schaefer:
"Dort sind häufig sehr kurz gefasste, formelhafte Risikohinweise zur Schwangerschaft, und was wir täglich erleben, mehrfach, ist, dass wenn eine Patientin ein solches Medikament bereits genommen hat, dass dann dieser Warnhinweis automatisch übersetzt wird mit: Es besteht ein hohes Risiko für dieses Kind. Die Schwangerschaft wird dann häufig, obwohl gewünscht und intakt, abgebrochen. Da können wir in den meisten Fällen beruhigen und sagen, dass individuelle Risiko, wenn es denn überhaupt gegeben ist, ist verschwindend gering, und die Schwangerschaft kann ausgetragen werden."