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Henkel trotzt der Flaute

Henkel plant einen großen Sprung nach vorn. Durch die Konzentration auf seine Topmarken wie Persil und Henkel und Expansionspläne in den Schwellenländern sollen die Geschäfte deutlich wachsen. Die Gewinnziele der Düsseldorfer sind ehrgeizig.

Von Andreas Kolbe | 16.11.2012
    Die Rezession in Südeuropa scheint Henkel nichts anhaben zu können. Der Konsumgüter und Klebstoffhersteller aus Düsseldorf ist dank guter Geschäfte in wachstumsstarken Schwellenländern auf dem Weg zu neuen Rekorden.

    "In essence: It was the best quarter ever for Henkel."

    Das beste Quartal in der Unternehmensgeschichte, freut sich Henkel-Chef Kasper Rorsted. Knapp 4,3 Milliarden Euro Umsatz, mehr als eine halbe Milliarde Euro Gewinn. Rorsted meldet somit Vollzug: Von jedem Euro Umsatz bleiben inzwischen 14 Cent Gewinn im Unternehmen. Dieses Renditeziel hatte der sportliche Däne bei seinem Amtsantritt vor vier Jahren ausgegeben. Nun legt er nach: Bis 2016 soll Henkel weiter kräftig wachsen:

    "Wir glauben, dass unsere drei Konzernsparten noch gehöriges Potenzial haben. Mit der gegenwärtigen Struktur können wir das Wachstum signifikant beschleunigen. Wir können auch unsere Profitabilität noch deutlich steigern. Egal, ob es Wasch- und Reinigungsmittel sind, Kosmetik oder Klebstoffe."

    20-10-10 das sind die neuen Zielmarken bis 2016: 20 Milliarden Euro Umsatz, 10 Milliarden – also die Hälfte davon – in den wachstumsstarken Schwellenländern. Und 10 Prozent Zuwachs beim Gewinn pro Jahr. Erreicht werden soll das mit einer noch stärkeren Konzentration auf die Top-Marken im Konzern, unter anderem Persil, Schwarzkopf oder den Industriekleber Loctite.

    So hatte Rorsted das Markensammelsurium des Traditionskonzerns in den vergangenen Jahren bereits von 1000 auf 400 zusammengestrichen. Jetzt sollen noch einmal 100 unrentable Marken aufgegeben werden.

    Außerdem strebt der Konzern nicht nur mit seinen Waschmitteln und Klebstoffen in die Schwellenländer Asiens oder Südamerikas. Auch die Entwicklung neuer Produkte will Henkel dahin verlagern. Sieben neue Entwicklungszentren seien geplant, unter anderem im indischen Pune, in Sao Paulo, Johannesburg und Moskau.

    Um die Geschäfte voranzubringen, sei man aber auch wieder zu Übernahmen bereit, sagt Henkel-Chef Rorsted, nachdem der Konzern die milliardenschwere Übernahme des amerikanischen Klebstoffkonzerns National Starch 2008 verdaut habe:

    "In den nächsten vier Jahren werden wir aktiv rausgehen und Firmen übernehmen. Unsere Bilanz ist gesund. Wir haben Nettoschulden von etwa 600 Millionen Euro. Vor vier Jahren waren es noch vier Milliarden Euro. Das heißt, zusätzlich zu unserem organischen Wachstum werden wir rausgehen und Firmen kaufen, die uns helfen in unseren Märkten zu wachsen."

    In welchen Bereichen sich Henkel mit Zukäufen verstärken will, ließ Rorsted allerdings offen. Man werde zuschlagen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet.