Berlin Alexanderplatz, am Fuße des Fernsehturms. Käthe Wenzel holt ein silbernes, nierenförmiges Gerät aus ihrer Tasche. Ein Gerät mit einem Loch, aus dem ein Pinsel ragt. Die 35-Jährige drückt einen Knopf, der Haarstängel vibriert.
Wenzel rückt nun mit dem Elektro-Apparat Passanten zu Leibe. Buchstäblich.
" Deutschland ist ja auf dem Weg in die Servicegesellschaft. Und das ist der ultimative Service: Bauchpinseln. Sind Sie diese Woche schon gebauchpinselt worden? "
Passantin: "Nein! "
Die Objektkünstlerin klärt die verwunderte Frau auf: Die Kuschel-Installation solle Berufstätige inspirieren, über ihre Erfahrungen mit Komplimenten zu berichten. Passantin Jenny Mchawea nickt: Ich kenn mich aus, sagt sie sofort, ich bin nämlich Personalrätin.
Passantin:" Die Kollegen sind überall unzufrieden, weil die Chefs nicht genug loben. Die lassen nur ihren Frust ab, weil sie selber gefrustet sind und jeder ist unzufrieden. "
Wenzel: " Aber dass alle Leute unzufrieden sind, hat das mit den Einsparungen, mit den Umstrukturierungen am Arbeitsmarkt zu tun? "
Passantin: " Ich denke mir, das ist ein gesellschaftliches Problem, was gerade hier so abgeht. Die Alten werden rausgedrängt, die will man nicht, man muss - wenn man alt ist - aber länger arbeiten. Und die Jungen kriegen keine Arbeit und sind neidisch. Und man wird nicht gelobt von den Chefs, es gibt keinen Zusammenhalt, eigentlich nicht miteinander - gegeneinander. "
Der Pinsel-Vibrator stimuliert die Passanten: Schüler berichten, dass sie bei Lehrern "herumschleimen", um gute Noten zu bekommen. Eine Frau erzählt, sie habe ihrer Tochter aus Spaß geraten, mit ihrem Chef ins Bett zu gehen - das fördere die Karriere. Auch Maschinenerfinderin Käthe Wenzel muss manchmal Süßholz raspeln. Die studierte Kunsthistorikerin verdient nämlich ihr Geld mit Dozentenjobs an Hochschulen. Und Unis lassen sich offenbar ebenfalls gerne bauchpinseln.
" Ich bewerbe mich um einen Lehrauftrag und dann sage ich denen natürlich, was an ihrer Uni so toll ist, was daran so speziell ist. Meinetwegen, das ist eine Privat-Uni in Deutschland, davon gibt's nicht viele. Und das sind die einzigen, die sich trauen würden, diesen experimentellen Kurs, den ich ihnen anbieten würde, zu machen. Keine staatliche Uni würde das machen. Die sind viel zu verkrustet. Ich brauche ein junges, innovatives Unternehmen wie euch. Und mit euch kann absolut so was Modernes, Experimentelles machen. "
Die meisten Passanten kommen ins Erzählen, wollen sich aber nicht bepinseln lassen. Einige gehen aber zumindest mit ihren Händen auf Tuchfühlung.
" Das kitzelt! "
Künstlerin Wenzel fragt auch bei Politikern an, ob sie über Verbalstreicheleien in ihrem Berufsalltag berichten wollen. Ein konservativer Bundestags-Abgeordneter war neulich ganz irritiert von der haarigen Kunst.
" Konservativer Abgeordneter, da hat der Referent noch mal angerufen. Und ich hab sehr viel über den kunsttheoretischen Hintergrund erzählt, bis ich verstanden habe, dass die Besorgnis gar nicht darum ging, ob das jetzt künstlerisch fundiert ist oder nicht, sondern es ging darum, ob der Abgeordnete jetzt seinen Bauch entblößen soll oder nicht. Und da habe ich gesagt: Keine Sorge, muss keiner. Kann - muss nicht. "
Lisa Glauer ist mit von der Pinsel-Partie. Die ausgebildete Malerin hat zusammen mit Käthe Wenzel den "Jellibelly-Bauchpinselmaschinen-Service" gegründet. Die Aktionskünstlerinnen filmen ihre Begegnungen, laden die Videos bei YouTube hoch und zeigen sie in einer Ausstellung. Für ihr nächstes Karriere-Projekt basteln sie Knöpfe mit angeklebten Haaren.
" Und zwar spielt es darauf an, dass Untersuchungen zeigen, dass Frauen im Prinzip nicht männlich genug auftreten, wenn sie um ihr Gehalt verhandeln. Und wir haben uns gedacht, dass wir anhand dieser Haarknöpfe Brusthaare simulieren, so ein bisschen Testosteronausdruck, Männlichkeit. "
Wenzel: " Also der Vorteil gegenüber natürlich gewachsener Brustbehaarung ist natürlich, dass man das dann natürlich wieder abnehmen kann. "
Das Berliner Künstler-Duo fühlt sich von der zumeist positiven Reaktion der Passanten -natürlich - gebauchpinselt. Auch wenn einige die Streichelmaschine nicht mit Arbeitsplatz, sondern eher mit Schlafzimmer in Verbindung bringen.
" Das kitzelt! Na ja, dann macht mal weiter mit euerm Sex! "
Wenzel rückt nun mit dem Elektro-Apparat Passanten zu Leibe. Buchstäblich.
" Deutschland ist ja auf dem Weg in die Servicegesellschaft. Und das ist der ultimative Service: Bauchpinseln. Sind Sie diese Woche schon gebauchpinselt worden? "
Passantin: "Nein! "
Die Objektkünstlerin klärt die verwunderte Frau auf: Die Kuschel-Installation solle Berufstätige inspirieren, über ihre Erfahrungen mit Komplimenten zu berichten. Passantin Jenny Mchawea nickt: Ich kenn mich aus, sagt sie sofort, ich bin nämlich Personalrätin.
Passantin:" Die Kollegen sind überall unzufrieden, weil die Chefs nicht genug loben. Die lassen nur ihren Frust ab, weil sie selber gefrustet sind und jeder ist unzufrieden. "
Wenzel: " Aber dass alle Leute unzufrieden sind, hat das mit den Einsparungen, mit den Umstrukturierungen am Arbeitsmarkt zu tun? "
Passantin: " Ich denke mir, das ist ein gesellschaftliches Problem, was gerade hier so abgeht. Die Alten werden rausgedrängt, die will man nicht, man muss - wenn man alt ist - aber länger arbeiten. Und die Jungen kriegen keine Arbeit und sind neidisch. Und man wird nicht gelobt von den Chefs, es gibt keinen Zusammenhalt, eigentlich nicht miteinander - gegeneinander. "
Der Pinsel-Vibrator stimuliert die Passanten: Schüler berichten, dass sie bei Lehrern "herumschleimen", um gute Noten zu bekommen. Eine Frau erzählt, sie habe ihrer Tochter aus Spaß geraten, mit ihrem Chef ins Bett zu gehen - das fördere die Karriere. Auch Maschinenerfinderin Käthe Wenzel muss manchmal Süßholz raspeln. Die studierte Kunsthistorikerin verdient nämlich ihr Geld mit Dozentenjobs an Hochschulen. Und Unis lassen sich offenbar ebenfalls gerne bauchpinseln.
" Ich bewerbe mich um einen Lehrauftrag und dann sage ich denen natürlich, was an ihrer Uni so toll ist, was daran so speziell ist. Meinetwegen, das ist eine Privat-Uni in Deutschland, davon gibt's nicht viele. Und das sind die einzigen, die sich trauen würden, diesen experimentellen Kurs, den ich ihnen anbieten würde, zu machen. Keine staatliche Uni würde das machen. Die sind viel zu verkrustet. Ich brauche ein junges, innovatives Unternehmen wie euch. Und mit euch kann absolut so was Modernes, Experimentelles machen. "
Die meisten Passanten kommen ins Erzählen, wollen sich aber nicht bepinseln lassen. Einige gehen aber zumindest mit ihren Händen auf Tuchfühlung.
" Das kitzelt! "
Künstlerin Wenzel fragt auch bei Politikern an, ob sie über Verbalstreicheleien in ihrem Berufsalltag berichten wollen. Ein konservativer Bundestags-Abgeordneter war neulich ganz irritiert von der haarigen Kunst.
" Konservativer Abgeordneter, da hat der Referent noch mal angerufen. Und ich hab sehr viel über den kunsttheoretischen Hintergrund erzählt, bis ich verstanden habe, dass die Besorgnis gar nicht darum ging, ob das jetzt künstlerisch fundiert ist oder nicht, sondern es ging darum, ob der Abgeordnete jetzt seinen Bauch entblößen soll oder nicht. Und da habe ich gesagt: Keine Sorge, muss keiner. Kann - muss nicht. "
Lisa Glauer ist mit von der Pinsel-Partie. Die ausgebildete Malerin hat zusammen mit Käthe Wenzel den "Jellibelly-Bauchpinselmaschinen-Service" gegründet. Die Aktionskünstlerinnen filmen ihre Begegnungen, laden die Videos bei YouTube hoch und zeigen sie in einer Ausstellung. Für ihr nächstes Karriere-Projekt basteln sie Knöpfe mit angeklebten Haaren.
" Und zwar spielt es darauf an, dass Untersuchungen zeigen, dass Frauen im Prinzip nicht männlich genug auftreten, wenn sie um ihr Gehalt verhandeln. Und wir haben uns gedacht, dass wir anhand dieser Haarknöpfe Brusthaare simulieren, so ein bisschen Testosteronausdruck, Männlichkeit. "
Wenzel: " Also der Vorteil gegenüber natürlich gewachsener Brustbehaarung ist natürlich, dass man das dann natürlich wieder abnehmen kann. "
Das Berliner Künstler-Duo fühlt sich von der zumeist positiven Reaktion der Passanten -natürlich - gebauchpinselt. Auch wenn einige die Streichelmaschine nicht mit Arbeitsplatz, sondern eher mit Schlafzimmer in Verbindung bringen.
" Das kitzelt! Na ja, dann macht mal weiter mit euerm Sex! "