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Hightech-Hilfe zur Selbsthilfe

Züchtungsforschung. – Von der Gentechnik wird gemeinhin angenommen, dass sie eine große Rolle in der Landwirtschaft spielen wird – sei es zum Guten oder Bösen. Doch der Hauptschauplatz ist die entwickelte Welt, denn nur dort können die Landwirte die modernen Leistungen auch bezahlen. Eine internationale in Wien erkundete jetzt das Potential der Gentechnik für die Landwirtschaft der Entwicklungsländer.

    Die UN-Ernährungsorganisation FAO und die ebenfalls zur UN gehörende internationale Atomenergiebehörde
    IAEA traten gemeinsam als Veranstalter auf und unterhalten sogar eine gemeinsame Forschungsabteilung, die das Potential der Gentechnik für die Entwicklungsländer erkunden soll. Insofern wurde der technisch-wissenschaftliche Fortschritt der Industrieländer auf der Konferenz "Biotechnologien versprechen Fortschritt für ärmere Farmer" durch die Brille der Entwicklungsländer geprüft. Dort ist man zwar neuen Technologien gegenüber durchaus aufgeschlossen, besteht jedoch auf der Berücksichtigung der eigenen Interessen. John Gibson vom Züchtungsforschungs-Institut im kenianischen Nairobi erklärt: "Sie wollen nicht, dass ihnen die entwickelten Länder etwas diktieren, sondern sie wollen selbst entscheiden, was sie einsetzen und was sie tun."

    Von vier Gruppen von Technologien versprachen sich die in Wien versammelten Vertreter der Entwicklungsländer Nutzen für ihre eigene Landwirtschaft. So müssten Impfstoffe und Medikamente gegen Tierkrankheiten entwickelt werden, die gerade in tropischen und subtropischen Gegenden vorkommen. Als zweiten interessanten Bereich identifizierten die Regierungsvertreter und Fachleute die Identifizierung herkömmlicher Haustierrassen mit Hilfe molekularer Methoden, die dann auch zu einer Bewahrung der Rassenvielfalt beitragen könnten. Die Züchtung von resistenteren oder ertragreicheren Rassen mit Hilfe von genetischen Markern wurde als drittes Zielgebiet herausgestellt, während das vierte die genetische Manipulation von Darmbakterien und Futterpflanzen umfasst. Bei allen Anstrengungen betonten die Vertreter jedoch, dass es in Zukunft zu einer umgekehrten Vorgehensweise kommen müsse, als es bislang der Fall gewesen sei. Bisher wurden oft Technologien, die in den Industrieländern entwickelt wurden, umstandslos in Entwicklungsländern eingeführt. Künftig, so die Forderung in Wien, solle es erst eine Problemanalyse vor Ort geben und dann erst die geeignete Technologie ausgewählt werden. Überdies machten sich die Vertreter für einen wirklichen Technologietransfer stark.

    [Quelle: Grit Kienzlen]