Donnerstag, 25. April 2024

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Hoaxmap
Ausgedachte Straftaten sind keine Seltenheit

Eine junge Frau im Landkreis Rostock schaffte sich mit ihrer Anzeige bei der Polizei eine breite öffentliche Aufmerksamkeit. Sie sei von drei unbekannten Männern sexuell belästig worden. Die Initiative Hoaxmap recherchierte, was wirklich hinter dieser Anzeige steckte.

Karolin Schwarz im Gespräch mit Stefan Fries | 05.04.2017
    Zu sehen ist der Schriftzug "falsch" - der Buchstabe "f" ist im facebook-Design gehalten. Im Hintergrund das stark vergrößerte Logo des Unternehmens.
    Falschmeldung verbreitete sich wie ein Lauffeuer via Facebook (dpa / Fotomontage: DLF)
    Eine 25-Jährige hatte angegeben, auf dem Kirchplatz in Bützow im Landkreis Rostock von drei Männern angesprochen worden zu sein - in einer ihr unbekannten Sprache. Zwei hätten sie festgehalten, der dritte habe sie sexuell belästigt. Die Polizei veröffentlichte die Vorwürfe als Tatsachenbehauptung - und auch die Schweriner Volkszeitung sowie die Facebook-Seite "NonStopNews Rostock" gaben die Vorwürfe so wieder. Allein dieses Posting wurde 540-mal geteilt.
    Bei einer erneuten Vernehmung gab die 25-Jährige zu, den Vorfall erfunden zu haben - aus privaten Gründen. Daraufhin korrigierte die Polizei ihre ursprüngliche Meldung auf Facebook und schrieb: "Leider sind ausgedachte Straftaten keine Einzelfälle für die Polizei. Immer wieder werden Sachverhalte vorgetäuscht, mit teils schwerwiegenden Folgen. Durch solche Vortäuschungen werden unbegründete Ängste in der Bevölkerung geschürt. Zudem wird die Glaubwürdigkeit von tatsächlichen Opfern gemindert."
    Zwar veröffentlichten sowohl die Schweriner Volkszeitung als auch die Facebook-Seite "NonStopNews Rostock" die Korrekturen, aktualisierten allerdings nicht ihre ursprünglichen Berichte, die weiter geteilt werden können. Das sei sehr üblich, sagte im Deutschlandfunk Karolin Schwarz von der Initiative Hoaxmap, die Falschmeldungen im Internet dokumentiert. Auf diese Weise könnten auch falsche Behauptungen fortlaufend durch Rechtspopulisten weiter verbreitet werden.
    Das gesamte Interview können Sie nach der Sendung sechs Monate in unserer Mediathek nachhören.