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Hobby als Magazin

Aus einer Seminararbeit an der Hochschule München ist der Verlag Lieschen Montag entstanden. Designstudenten haben im letzten Sommersemester 16 individuelle Magazine umgesetzt. Jedes Heft illustriert ein Hobby. Dieses Jahr gibt es eine zweite Edition zum Thema "Mann/Frau".

Von Andi Hörmann |
    "Das Lustige an unserem Namen ist, dass er überhaupt keinen Sinn hat."

    Lieschen Montag - ein Mädchenname, ein Wochentag. Per Brainstorming auf einen Zettel gekritzelt, per Zufallsprinzip aus dem Hut gezogen.

    "Es klingt schon ein bisschen so nach Landpomeranze, aber ich finde es irgendwie ganz süß."

    Lieschen Montag ist ein Self-Publishing-Projekt von 16 Bachelor-Studenten an der Hochschule München. Ein Verlag für kunstvoll gestaltete Magazine von angehenden Kommunikationsdesignern. Dieses kleine, freigeistige Start-up-Unternehmen ist aus einem Seminar im Sommer 2012 entstanden. Einzige Vorgabe der Dozenten war das Thema der ersten Magazin-Reihe: Hobby. Jeder der Kursteilnehmer hat dazu sein eigenes Heft gestaltet.

    "Am Anfang war für uns diese Vorgabe 'Hobby' erst mal ein kleiner Schock. Weil es hört sich schon ein bisschen unsexy an. Man denkt sofort an Briefmarken und Stricken und so weiter. Aber je mehr wir dann recherchiert haben und uns das Thema zu eigen gemacht haben, desto cooler wurde es eigentlich. Weil es ist einfach was, was komplett von der Pflicht entfernt ist. Das ist ja das schöne am Hobby, dass es auch komplett absurd und sinnlos sein kann."

    Über Sinn und Unsinn der monothematischen Hefte lässt sich kaum streiten. Angeln, Imkern, Fahrradfahren sind zwar eher klassische Vorlieben der Freizeitgestaltung, doch der persönliche Zugang der Magazin-Macher und die subjektive Heft-Ästhetik zieht den Leser schon beim ersten Durchblättern in den Bann.

    "Alles handgemacht, alles selbst gefaltet. Und es steckt sehr, sehr viel Herzblut drin."

    Die Form dominiert den Inhalt - erlaubt ist was gefällt: Aufwendige Risograph- und Siebdruck-Technik oder die einfache Schwarz-Weiß-Kopie, Fanzine-Ästhetik mit Sticker für Guerilla-Aktionen oder aufreizendes Hochglanz-Magazin mit trashigem Gimmick. Luca Feigs, 23, hat sich zum Beispiel mit dem Rennrad ihres Vaters auseinandergesetzt: eine Modestrecke, ein Poster, eine Bauanleitung. Das Fahrrad: ein Lifestyle-Objekt.

    "Wir hatten einfach die absolute Freiheit. Wir konnten komplett entscheiden, was da rein kommt und wie es aussehen wird. Deswegen ist es so wahnsinnig persönlich für jeden einzelnen von uns. Dadurch, dass wir alle Designer sind, sehen sie halt auch ganz gut aus."

    Die einzelnen Ausgaben der ersten Lieschen-Montag-Edition mit den 16 Heften zum Thema "Hobby" gibt es zwischen zehn und 20 Euro auf Bestellung - online, on demand. Die digitale Nachfrage bestimmt das analoge Angebot. Lukrativ ist das weniger - eher Leidenschaft, eben eine Liebhaberei.

    "Das einzige, wobei ich vielleicht in Anführungszeichen Verlust mache, ist die Arbeit, die da drin steckt. Aber da ich das so wahnsinnig gerne mache, ist das überhaupt nicht schlimm. Und ich freue mich natürlich total, wenn jemand so ein Magazin erwerben will von mir. Das zeigt mir einfach, dass ihm das gefällt, was ich mache. Das gibt einem wahnsinnig viel."

    Mit ihrer verknoteten, aufgetürmten, feuerroten Ponyfrisur ist die 26-jährige Agnes Bachmaier die schrillste Magazin-Gestalterin bei Lieschen Montag. Sie könnte gerade ihrem eigenen Hobby-Magazin entsprungen sein: "Stella Anatium - The Ducks Have Landed". Ein Heft über den Geheimbund der Donaldisten - comichaft illustriert, die Hymne inklusive.

    "Und lieg ich dereinst auf der Bahre Dann denkt auch an meine Guitarre Und gebt sie mir mit in mein Grab."

    Lieschen Montag, Magazin/Verlag, Traum/Wirklichkeit - die Grenzen verschwimmen.

    "Ich bin auch einer - eine Donaldistin. Ein Lieschen."

    Dieses Jahr entstehen bei Lieschen Montag, diesem kleinen, unabhängigen Verlag mit viel Liebe zum Detail, Magazine zum Thema "Mann/Frau". Agnes Bachmaier bleibt musikalisch.

    "Mein neues Magazin wird verschiedene Musiker aus München porträtieren. Ich werde die alle fragen nach einem Song, der sich speziell um das Thema Mann/Frau dreht. Das kann das klassische Liebeslied sein. Kann aber auch etwas ganz anderes sein. Einfach so ein bisschen hinter die Worte und den Song schauen, dabei aber auch die Band porträtieren."