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Hochrisikospiele
Stadt Bremen fordert Kostenbeteiligung

Muss sich der reiche Deutsche Fußball an den hohen Kosten für Polizeieinsätze rund um Fußballspiele beteiligen? Diese Frage beschäftigt aktuell die Gerichte.

Von Holger Dahl | 19.11.2017
    Polizisten nach dem Spiel des Regionalligisten SV Waldhof Mannheim gegen SF Lotte im Mai 2016.
    Polizeieinsatz im Fußballstadion (dpa / picture alliance / Ronald Wittek)
    Die Sicht der Deutschen Fußball-Liga und ihres Präsidenten Reinhard Rauball ist klar: "Die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, das ist ausschließlich Sache des Staates."
    Das bestreitet das Land Bremen nicht. Innensenator Ulrich Mäurer geht es um den erhöhten Aufwand bei sogenannten Hochrisikospielen. Die Position der DFL empfindet er als schwierig: "Ich würde fast sagen: Arroganz, die da mitspielt."
    Rund 80 Millionen Euro Polizeikosten pro Saison
    Nimmt man die Bundesliga-Saison 2016/17 als Maßstab, stellt das WDR Hintergrundmagazin "Sport Inside" eine interessante Rechnung auf. Auf Grundlage der offiziellen Zahlen der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze ZIS gab es mehr als 1,4 Millionen Polizei-Arbeitsstunden - nur in der 1. Und 2. Liga. Das entspricht 1092 Planstellen. Guido von Cyrson, Leiter der Polizeidirektion West in Hannover zu den Auswirkungen.
    "Letztlich bindet das meine Kräfte die denn im Alltag nicht zu Verfügung stehen /dementsprechend weniger Straftaten aufklären, weniger präsent sind. Alles, was zu unseren Aufgaben dazu gehört"
    Auf Grundlage von der Polizeigewerkschaft bestätigter Stundensätze für Polizeibeamte entstehen bundesweit rund 80 Millionen Euro Polizeikosten pro Saison. Momentan wird das mit öffentlichen Mitteln bezahlt. Die Diskussion über eine Beteiligung der Klubs und der DFL an den Kosten läuft seit fast zehn Jahren – nun befeuert durch die Forderungen aus Bremen, der Fußball möge gerade für die Kosten bei Hochrisikospielen einen eigenen Finanzbeitrag leisten.
    "DFL nutzt ihren besonderen Status aus"
    "Jeder andere der eine Großveranstaltung hier im Weserstadion organisiert den würden wir natürlich auch an diesen Kosten beteiligen aber die DFL hat einen besonderen Status in dieser Republik und das nutzen sie einfach aus."
    Sagt Bremens Innensenator Mäurer und erhält Widerstand von DFL-Präsident Rauball.
    "Wenn sich am Hauptbahnhof so genannte Fans Schlägereien liefern, dann hat das mit der Verantwortung der DFL nicht im entferntesten was zu tun."
    Ein Fall für die Justiz. In erster Instanz, vor dem Landgericht, erlitt Bremen kürzlich eine Niederlage. Aber nur auf den ersten Blick, sagen Experten wie der renommierte Ökonom Rudolf Hickel.
    "Ich gehe davon aus, dass die DFL durch das Urteil schon sehr aufgescheucht ist, sehr hektisch ist, weil in dem Urteil durchaus einige Ansatzpunkte drin sind, die in der zweiten Instanz dazu genutzt werden können vielleicht dann doch das Urteil so zu sprechen, dass man sagt in einer gewissen Weise wie auch immer ist die DFL an den Kosten an den erhöhten Polizeikosten bei Risikospielen zu beteiligen, weil der Staat, so ist die Erklärung, der Staat mit seiner Sicherheitsaufgabe sozusagen für den Normalbetrieb zuständig ist aber nicht für die Hochrisikospiele."
    81% der Deutschen fänden eine Beteiligung richtig
    Die Diskussion ist also nicht beendet – Sport Inside hat eine repräsentative Umfrage bei infratest dimap in Auftrag gegeben.
    Die Frage: Fänden Sie es richtig, dass sich die Vereine bzw. die Deutsche Fußball-Liga (DFL) an den zusätzlichen Polizeikosten bei Risikospielen beteiligen? Nur 13 Prozent der Deutschen antworteten mit "Nein", 81 Prozent aber mit "Ja".