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Hochschulquartett: Pleitegeier über Unis

"Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld?" heißt es in einem bekannten Karnevalsschlager aus dem Jahr 1949. Hatte sich die Politik bis zur Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen im Mai mit Vorschlägen, wie denn die Milliardendefizite in den öffentlichen Kassen behoben werden könnten, zurückgehalten, so liegen nunmehr die konkreten Sparziele des Bundes auf dem Tisch.

    Wissenschaft und Bildung werden ausdrücklich von den Kürzungen ausgenommen. Diese positive Nachricht täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass für die Regelfinanzierung der Hochschulen ausschließlich die Bundesländer zuständig sind. Und hier sind Überraschungen anderer Art möglich – und werden auch von vielen Hochschulleitungen befürchtet.
    So dachte schon vor vielen Wochen Hessens scheidender Ministerpräsident Roland Koch laut über Sparmaßnahmen im Bildungswesen nach – und realisierte Kürzungen in den Etats der Hochschulen seines Bundeslandes. Und die Landesregierung Schleswig-Holsteins erwägt, in Lübeck das Medizinstudium zu streichen - und stellt de facto damit die Existenz der dortigen Universität infrage. Offenbar existieren in der Politik Tendenzen, kostenintensive Studiengänge zu streichen und somit vom Modell der weitverbreiteten "Volluniversität", die ein breites Spektrum an Fakultäten und Studiengängen bereithält, abzurücken. Die Folgen sind auch wirtschaftlicher Natur, denn Schließungen von Studiengängen und Kürzungen könnten in strukturschwachen Regionen wirtschaftliche "Erdbeben" auslösen, weil der regionale Wirtschaftsfaktor "Hochschule" gefährdet wird. Diese Diskussionen stehen im Gegensatz zum sogenannten "Hochschulpakt", mit welchem bis 2020 die Leistungsfähigkeit der Hochschulen in Deutschland gesichert werden sollte.

    Wie wird sich also die Hochschullandschaft in der Verantwortung der Bundesländer unter dem Vorzeichen von drastischen Einsparungen ändern? Benötigt Deutschland so viele Hochschulen und Universitäten? Ist eine "Volluniversität" noch zeitgemäß? Entpuppen sich die finanziellen Zusicherungen an Wissenschaft und Bildung nur als haltlose Versprechen?
    Über das Thema "Pleitegeier über Unis – wie eng wird es für das Hochschulsystem?" diskutieren:

    • Prof. Jürgen Hesselbach, Präsident der TU-Braunschweig,
    • Prof. Dieter Lenzen, Präsident der Universität Hamburg,
    • Dr. Jörg Dräger, Geschäftsführer des "Centrums für Hochschulentwicklung" (CHE)"
    sowie
    • Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz, ehemaliger Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt, designierter Präsident der Humboldt-Universität zu Berlin.

    Die Gesprächsleitung haben Michael Kröher (manager magazin) und Christian Floto (Deutschlandfunk).