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Hochwasser, Stürme und Dürren

Sintflutartige Regenfälle, Gewitterstürme oder Tornados - Wissenschaftler gehen davon aus, dass außergewöhnliche Wetterereignisse durch den Klimawandel zunehmen werden. Die genauen Auswirkungen diskutierten die Klimaforscher auf dem Extremwetterkongress in Bremerhaven.

Von Christina Selzer |
    Der Klimawandel wird die Lebensqualität in den deutschen Großstädten verschlechtern. Das glauben die Organisatoren des Extremwetterkongresses in Bremerhaven und haben deshalb das Thema in den Mittelpunkt gestellt. Die Zahl der heißen Sommertage mit Temperaturen über 25 Grad wird den Prognosen zufolge in den Metropolen deutlich steigen, sagt etwa Paul Becker vom Deutschen Wetterdienst.

    "Wir müssen schauen, was in den Städten passiert. Immerhin leben 50 Prozent der Menschen in der Stadt. Wir haben anhand von Modellen Temperaturentwicklungen ausgerechnet, als Beispiel haben wir die Stadt Frankfurt genommen und geguckt, wie sich die Stadt im Klimawandel entwickelt."

    Die Städte kühlen nachts weniger ab. Das hat Folgen für die Gesundheit, vor allem für ältere Menschen.

    "Das Stadtklima unterscheidet sich erheblich vom Klima draußen: Es ist wärmer, es gibt auch etwas mehr Niederschlag."

    Im Sommer müssen Großstädte vermehrt mit Starkregen rechnen, deren Wassermengen größer sind als die Kapazitäten der Kanalisation. Ballungsräume stehen vor großen Herausforderungen. Stadtplaner und Umweltbehörden müssten sich heute schon darum kümmern, wie der Klimawandel das Leben in den Großstädten in den kommenden Jahrzehnten verändern werde, sagt Paul Becker vom Deutschen Wetterdienst: Das bedeute, ein verträgliches Stadtklima zu schaffen. Mehr Grünflächen, mehr freie Plätze zwischen Gebäuden. Auch Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung appelliert an die Kommunen, sich dem Klimawandel anzupassen, das heißt: sich auf extreme Wetterereignisse vorzubereiten, um bei starken Stürmen oder anderen Wetterkatastrophen teure Schäden an Gebäuden und Infrastruktur zu vermeiden.

    "Die Kommunen sind gut beraten, sich frühzeitig auf Klimaschutz einzustellen, zum Beispiel indem sie stärker den öffentlichen Nahverkehr fördern, auf Elektroautos, die Sanierung von Altbauten und auf erneuerbare Energien setzen. Das setzt ja auch Signale."

    In Bremerhaven ging es auch um den aktuellen Report des Weltklimarates, der nach Berechnungsfehlern in den vergangenen Wochen in die Kritik geraten war. Trotz der Fehler dürften die Warnungen des Reports aber nicht entwertet werden, darin sind sich die Wissenschaftler einig. Eine exakte Vorhersage, wie sich Wetter und Klima in Zukunft weltweit entwickeln, könne es nicht geben, so der Kieler Klimaforscher Mojib Latif. Kein Modell sei perfekt. Er warnte davor, den Klimawandel in Frage zu stellen.

    "Das haben wir ja gerade in diesem Winter erlebt. Alle reden von der globalen Erwärmung, und dann kommt - zack - so ein Winter, und dann fragen sich viele: Was ist denn hier los?"

    Latif befasst sich seit Jahren mit dem El-Nino-Phänomen. Im tropischen Pazifik kommt es regelmäßig zu Veränderungen bei den Oberflächentemperaturen. In den El-Nino-Phasen kehren sich Verhältnisse um, und das hat weltweiten Einfluss auf Luftdruck, Niederschläge und den Meeresspiegel. Trockenheit in Australien, und viel Regen an der Westküste Südamerikas entstehen zur gleichen Zeit, so Latif. Seine These: El Nino hat sogar Anteil am kalten Winter in Europa.

    "El Nino ist ja so ein Beispiel für Klimaschwankungen im tropischen Pazifik. Der Januar war extrem warm, weltweit betrachtet. Wir dürfen nicht nur verengt Deutschland sehen, sondern müssen das global sehen. Lassen sie sich nicht ins Bockshorn jagen, wenn es mal kalt ist, das heißt nicht, dass die globale Erwärmung ausfällt, es kann auch mal zehn Jahre lang kalte Winter geben, das ist normal."

    In Bremerhaven diskutieren die Wetterexperten noch bis morgen Nachmittag über neue Methoden, mit denen sich schwere Stürme, Hagelschlag oder Überschwemmungen präziser vorhersagen lassen. Der Weltklimarat rechnet damit, dass diese extremen Wetterereignisse zunehmen werden.