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Hörbare Erleichterung

Technik. – Bewohner von Altbauten können ein Lied davon singen: Trittschall kann eine ziemliche Belästigung darstellen. Maßnahmen zu seiner Eindämmung gibt es viele, doch lässt sich ihr Effekt nur schwer im vorhinein bestimmen. Ingenieure vom Institut für Bauakustik der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen (RWTH) entwickeln ein computergestütztes System, das den Effekt solcher Maßnahmen hörbar machen kann.

16.09.2004
    Normen sollen bei Neubauten verhindern, dass sich Nachbarn selbst bei der kleinsten Bewegung belauschen können. Bei Altbauten stellt es sich schwieriger dar, hier kann der Akustiker zwar auch den Geräuschpegel im Nachbarraum messen. Ob die im Belästigungsfall empfohlene Dämmung allerdings den gewünschten Effekt hat, bleibt der Erfahrung des Experten überlassen. Oft ist das Resultat anders als erwartet. RWTH-Experte Rainer Thaden und seine Kollegen vom Institut für Bauakustik haben einen Algorithmus entwickelt, der Schallschutz- bzw. Trittschalldämmung hörbar macht. Thaden: "Wir können bei zwei aneinander gekoppelten Räumen für jede Wand die Eigenschaften festlegen und diese Software rechnet einem dann aus, wie viel Schall durch welche Wand, also zum Beispiel durch die Direktwand, durch die linke Trennwand, die rechte Wand, hindurchgeht." In einem weiteren Schritt wird das Resultat dann hörbar gemacht.

    Aufgrund dieses Eindrucks kann sich der Kunde dann für die angenehmer klingende Lösung entscheiden, etwa statt eines Estrichs, eine Korkisolierung wählen. Selbst für Experten ist der sinnliche Eindruck hilfreicher als jede noch so exakte Messkurve. Das Team um Rainer Thaden kann mit seiner Software über 1500 potentielle Schallquellen und deren entsprechende Dämmung hörbar machen, angefangen von lauter Musik, über Feuerwehrsirenen oder eben auch Trittschall. Natürlich ist dieser Algorithmus auch für geplante Bauprojekte nutzbar. Die Arbeit aus Aachen ist ein wichtiger Schritt für neue europäische Normen, da viele Gebäude erst nachträglich mit einer besseren Trittschalldämmung ausgestattet werden können.

    [Quelle: Michael Stang]