3000 bis 5000 Patienten in Deutschland leiden an Neurofibromatose. So auch die heute 43jährige Frau aus St. Augustin. Nach der Tumoroperation am letzten noch intakten Hörnerv konnte sie nichts mehr hören. Die Verbindung zwischen Ohr und Gehirn war unterbrochen. Sechs lange Jahre lang war sie – wie sie selber sagt – eine "taube Nuss". Dann kam die Erlösung – im Oktober vergangenen Jahres.
"Also das, was ich gehört habe – nachdem ich sechs Jahre gar nichts gehört habe - war für mich erst mal nur Krach. Es hörte sich alles gleich an, ob Stimmen, Auto, Wasser. Egal. Aber Hauptsache, dass ich überhaupt etwas gehört habe."
Insgesamt fünf Patienten sind bisher mit dem so genannten Mittelhirnimplantat versorgt worden. Das Mittelhirn, das unter der Großhirnrinde liegt, ist für eine Hörprothese besonders gut geeignet. Denn dort laufen die Nervensignale aus den Ohren zusammen, bevor sie zur Großhirnrinde weiter geleitet werden. Erst im Hörzentrum der Großhirnrinde werden uns die Geräusche bewusst. Im Grunde hören wir nicht mit den Ohren, sondern mit dem Gehirn.
"Dieses Implantat ist deswegen einzigartig, weil es erstmals eine elektrische Reizung im Hörgehirn vornimmt. Und zwar im Mittelhirn, wo ein Höreindruck ausgelöst werden kann, wenn man dieses Mittelhirn direkt mit einer Elektrode stimuliert."
Professor Thomas Lenarz, Leiter der Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde in der Medizinischen Hochschule Hannover, hat das Mittelhirnimplantat entwickelt. Es handelt sich dabei um einen winzigen Schlauch aus Kunststoff, der mit 22 Metallelektroden bespickt ist. Dieses Implantat wird bei an einer bestimmten Stelle im Mittelhirn - dem Hörkern - eingestochen:
"Das Gehirn ist weich. Man kann es – salopp formuliert – mit einem Pudding vergleichen, in dem man einen Draht einsticht."
Der Hörkern ist nicht einmal so groß wie eine Erbse. Das Implantat darf deswegen auch nur sechs Millimeter tief in das Gehirn eindringen, ohne das empfindliche Gewebe zu verletzen. Mit den 22 Elektroden können nun die benachbarten Nervenzellen gezielt gereizt werden. Die elektrischen Impulse stammen von einem Gerät außerhalb des Patienten, das mit einem Mikrofon verbunden ist: Letztlich ein ganz normales Hörgerät, das sich die Patienten hinter das Ohr klemmen. Heute – ein Jahr nach dem Eingriff – kann die Patientin wesentlich besser hören als unmittelbar danach.
"Sprachverstehen: Das ist so eine Sache. Wenn die Worte mit Abständen deutlich gesprochen werden, geht es meistens. Es ist ein Mix aus allen Infos, Lippenlesen, das Gehörte, Körpersprache und dazu noch das ungefähre Thema. Die Umweltgeräusche hören sich zum Teil sehr fremd an."
Die Fortschritte beim Hören und Sprachverstehen sind hauptsächlich dem Gehirn zuzuschreiben. Die Patientin hat gelernt, die elektrischen Impulse aus dem Mittelhirnimplantat richtig zu deuten.
"Zwei Dinge dazu. Das eine ist, dass die Patienten an Anfang Geräusche hören, aber jetzt nach einiger Zeit auch Teile der Sprache verstehen können. Es gibt also eine zeitliche Entwicklung, die man mit Lernen gleichsetzen kann. Darüber hinaus muss man natürlich sagen, dass man völliges Neuland betritt. Das heißt also, niemand vorher hat diese Stimulationen ausgeführt. Und wir kennen auch viele Dinge, wie das Mittelhirn beim Menschen wirklich funktioniert, nicht. Also insofern ist das jetzt ein neu eröffnetes Forschungsfeld, in das wir uns hinein begeben. Wenn Sie so wollen: Hören mit dem Gehirn."
Ethische Einwände gegen das Mittelhirnimplantat hatte es nicht gegeben. Solange die Neuroprothesen nicht in das Wesen eingreifen und den Menschen verändern, so Professor Thomas Lenarz, sondern helfen, ausgefallene Funktionen zu ersetzen, sei diese Art von elektronischen Implantaten unbedenklich.
"Also das, was ich gehört habe – nachdem ich sechs Jahre gar nichts gehört habe - war für mich erst mal nur Krach. Es hörte sich alles gleich an, ob Stimmen, Auto, Wasser. Egal. Aber Hauptsache, dass ich überhaupt etwas gehört habe."
Insgesamt fünf Patienten sind bisher mit dem so genannten Mittelhirnimplantat versorgt worden. Das Mittelhirn, das unter der Großhirnrinde liegt, ist für eine Hörprothese besonders gut geeignet. Denn dort laufen die Nervensignale aus den Ohren zusammen, bevor sie zur Großhirnrinde weiter geleitet werden. Erst im Hörzentrum der Großhirnrinde werden uns die Geräusche bewusst. Im Grunde hören wir nicht mit den Ohren, sondern mit dem Gehirn.
"Dieses Implantat ist deswegen einzigartig, weil es erstmals eine elektrische Reizung im Hörgehirn vornimmt. Und zwar im Mittelhirn, wo ein Höreindruck ausgelöst werden kann, wenn man dieses Mittelhirn direkt mit einer Elektrode stimuliert."
Professor Thomas Lenarz, Leiter der Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde in der Medizinischen Hochschule Hannover, hat das Mittelhirnimplantat entwickelt. Es handelt sich dabei um einen winzigen Schlauch aus Kunststoff, der mit 22 Metallelektroden bespickt ist. Dieses Implantat wird bei an einer bestimmten Stelle im Mittelhirn - dem Hörkern - eingestochen:
"Das Gehirn ist weich. Man kann es – salopp formuliert – mit einem Pudding vergleichen, in dem man einen Draht einsticht."
Der Hörkern ist nicht einmal so groß wie eine Erbse. Das Implantat darf deswegen auch nur sechs Millimeter tief in das Gehirn eindringen, ohne das empfindliche Gewebe zu verletzen. Mit den 22 Elektroden können nun die benachbarten Nervenzellen gezielt gereizt werden. Die elektrischen Impulse stammen von einem Gerät außerhalb des Patienten, das mit einem Mikrofon verbunden ist: Letztlich ein ganz normales Hörgerät, das sich die Patienten hinter das Ohr klemmen. Heute – ein Jahr nach dem Eingriff – kann die Patientin wesentlich besser hören als unmittelbar danach.
"Sprachverstehen: Das ist so eine Sache. Wenn die Worte mit Abständen deutlich gesprochen werden, geht es meistens. Es ist ein Mix aus allen Infos, Lippenlesen, das Gehörte, Körpersprache und dazu noch das ungefähre Thema. Die Umweltgeräusche hören sich zum Teil sehr fremd an."
Die Fortschritte beim Hören und Sprachverstehen sind hauptsächlich dem Gehirn zuzuschreiben. Die Patientin hat gelernt, die elektrischen Impulse aus dem Mittelhirnimplantat richtig zu deuten.
"Zwei Dinge dazu. Das eine ist, dass die Patienten an Anfang Geräusche hören, aber jetzt nach einiger Zeit auch Teile der Sprache verstehen können. Es gibt also eine zeitliche Entwicklung, die man mit Lernen gleichsetzen kann. Darüber hinaus muss man natürlich sagen, dass man völliges Neuland betritt. Das heißt also, niemand vorher hat diese Stimulationen ausgeführt. Und wir kennen auch viele Dinge, wie das Mittelhirn beim Menschen wirklich funktioniert, nicht. Also insofern ist das jetzt ein neu eröffnetes Forschungsfeld, in das wir uns hinein begeben. Wenn Sie so wollen: Hören mit dem Gehirn."
Ethische Einwände gegen das Mittelhirnimplantat hatte es nicht gegeben. Solange die Neuroprothesen nicht in das Wesen eingreifen und den Menschen verändern, so Professor Thomas Lenarz, sondern helfen, ausgefallene Funktionen zu ersetzen, sei diese Art von elektronischen Implantaten unbedenklich.