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Hörspiel und Feature

Das Hörspiel war schon einmal sein Metier. Beim ehemaligen Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart betreute Ekkehard Skoruppa als Dramaturg schwerpunktmäßig das Krimi-Programm - dann wechselte er beim Südwestrundfunk in das Programm-Management für die Kulturwelle SWR 2. Nun kehrt er zu seinen Ursprüngen zurück, als frisch gebackener Hörspielchef des Baden-Badener Senders, wenn auch mit erweitertem Aufgabenbereich: Skoruppa wird über das Hörspiel hinaus auch für die Literatur- und Bildungsangebote von SWR 2 verantwortlich sein.

Frank Olbert |
    Frank Olbert: Am Anfang direkt mal eine ganz gemeine Frage. Ich habe im letzten Hörspielkalender Matthias Spranger gefragt, in welchem Zustand er denn den SWR verlässt. Was glauben Sie , was er geantwortet hat?

    Ekkehard Skoruppa: Die Frage ist gar nicht gemein. Sicher hat er gesagt: in einem guten Zustand. Und da hat er auch Recht. Das Hörspiel im Südwestrundfunk steht gut da. Es wird in der ARD bei den Kollegen anerkannt. Aber was mir noch wichtiger ist: es wird bei den Hörern anerkannt. Es wird gehört. Ich kann nicht sagen, dass ich da irgendeinen Zustand unbedingt bessern müsste. Mir würde es schon reichen, wenn die Traditionslinien und das, was bei Matthias Spranger entwickelt wurde in ähnlicher qualitätvoller Weise fortgesetzt wird.

    Olbert: Was sind denn die Traditionslinien des SWR-Hörspiels?

    Skoruppa: Da fällt einem natürlich in erster Linie der Wettbewerb um den Karl-Sczucka-Preis ein. Das sind also audioartistische Stücke, die einmal im Jahr prämiert werden. Dann gibt es eine große literarische Tradition, die aus beiden Häusern stammt, aus denen der SWR hervorgegangen ist, aus dem Süddeutschen Rundfunk und dem Südwestfunk. Es gibt auch immer wieder neue, junge Autoren, die wir an Land gezogen haben und die große und gute Stücke geschrieben haben. Und man darf natürlich die großen Literaturadaptionen nicht vergessen, denen ich mit Aufmerksamkeit gegenüberstehe, die ich aber nicht grundsätzlich ablehne.

    Olbert: Das heißt, es geht auch darum, das Originalhörspiel zu fördern?

    Skoruppa: Das wird immer eine Aufgabe einer Hörspielabteilung bleiben, die nicht nur ein Zweitverwerter sein will. Und da ist auch noch einiges zu tun. Das hat Matthias Spranger schon versucht und das versuchen die Kollegen hier in Baden-Baden weiterhin, zumal man den Eindruck haben kann, dass für junge Autoren das Hörspiel nicht mehr die Relevanz hat, wie es vielleicht mal in den Fünfziger-, Sechziger Jahren gewesen ist. Da war es ja auch ein ganz großer ökonomischer Faktor für die Autoren. Ich habe mit vielen jüngeren Autoren zu tun und ich denke, die drängen wirklich mehr in die Verlage und auf den Buchmarkt. Das, was zwischen zwei Buchdeckeln steht, ist ihnen – glaube ich – wichtiger und bedeutender, als das, was an zwei Ohren gerät.

    Olbert: Auf der anderen Seite scheint das Interesse am Hörspiel in den letzten Jahren stark gewachsen zu sein – Stichwort Hörbuch: Da werden große Absatzzahlen erreicht. Aber auch das Hörspiel im Radio oder auf öffentlichen Veranstaltungen erfreut sich einer großen Beliebtheit.

    Skoruppa: Das stimmt. Die Hörbuchentwicklung ist erfreulich, wenngleich ganz große Zahlen – das muss man der Ehrlichkeit halber sagen – nur von einigen Spitzentiteln erreicht werden. Aber das ist natürlich eine relevante Geschichte: Wir sind nicht nur im Radio, in dem flüchtigen Medium präsent, sondern vermehrt und mit Beständigkeit auch in den Buchhandlungen. Und die öffentlichen Veranstaltungen zum Hörspiel oder mit Hörspielen haben eine enorme Entwicklung genommen. Beides zeigt das Interesse am Hörspiel und ich sehe das sehr positiv. Ich glaube, das ist ein Signal, dass auch noch für eine weitere gute Entwicklung sorgen kann.