Herbert Büning: Guten Tag.
Burgwinkel: Ist Brückenkurs nicht bloß eine nette Umschreibung für Nachhilfekurs?
Büning: Nein, so kann man das nicht sehen. Sicherlich wird in gewisser Hinsicht nachgeholfen, aber da der Brückenkurs nur fünf mal zwei, also zehn Stunden umfasst in der Semestervorwoche, kann man natürlich nicht sämtliche Defizite der Elementarmathematik beheben. Man kann höchstens wieder Anstöße geben, dass gewisse Dinge ins Gedächtnis zurückgerufen werden.
Burgwinkel: Ich schließe aus dem, was Sie sagen, dass die Elementarmathematik den Abiturienten fehlt.
Büning: Ja, das kann man wohl sagen. Wir haben an der FU einen Test gemacht, den wir in den letzten 20 Jahren regelmäßig alle vier, fünf Jahre im Rahmen des Brückenkurses gemacht haben, und beim letzten Test waren 72 Prozent durchgefallen, hatten also weniger als die Hälfte der Aufgaben richtig gerechnet und das sind ganz elementare Aufgaben: Bruchrechnen, wie man es in der sechsten Klasse schon macht, Wurzeln, Potenzen, einfache Gleichungen, Klammerrechnung. Das ist schon erschreckend, dass praktisch drei Viertel der Studierenden so große Defizite in diesem Elementarbereich haben, die eigentlich bis zur zehnten Klasse bekannt sein müssten.
Burgwinkel: Eigentlich müssten ja dann alle diverse Brückenkurse besuchen, so schrecklich, wie das Urteil ausfällt, das sie eben ausgesprochen haben. Aber Ihre Kurse sind ja eigentlich für eine ganz bestimmte Klientel gedacht.
Büning: Eigentlich nur für unseren Fachbereich Wirtschaftswissenschaft, weil wir natürlich auch in diesem Studium einige Kenntnisse an Mathematik voraussetzen. Betriebs- und Volkswirte, da steht auch die Mathematik in vielen Bereichen im Vordergrund, aber ich könnte mir vorstellen, dass das nicht nur auf diesen Fachbereich beschränkt ist. Auch bei den Naturwissenschaftlern, den Soziologen, den Sozialwissenschaften generell werden Kenntnisse der Elementarmathematik vorausgesetzt. Der Umgang mit Zahlen spielt einfach nahezu in jedem Fach eine Rolle.
Burgwinkel: Möchten Sie über die Gründe spekulieren, warum die Abiturienten heute dazu nicht mehr in der Lage sind?
Büning: Das ist eine gute Frage. Ich glaube, dass ich das so kurz am Telefon nicht beantworten kann, das ist sicherlich ein großes gesellschaftliches Problem. Es rücken zu viele Schüler aufs Gymnasium, dann später als Studenten an die Universität, es sind ja fast 40 Prozent eines Jahrgangs. Ich weiß nicht, ob man ihnen da immer einen Gefallen mit tut, denn wir merken ja selbst an der Uni, dass die Leute auch nicht ganz glücklich sind, selbst wenn sie mit dem Abitur zu uns kommen. Aber es ist auch wieder die Frage, welche Berufschancen haben dann Nichtabiturienten? Wenn man Haupt- oder Realschüler ist, Sie wissen ja selbst, wie schwer es ist, einen Beruf oder Ausbildungsplatz zu finden. Vielen scheint Abitur den Einstieg in einen Beruf zu ermöglichen.
Burgwinkel: Allerdings wenn dann nachher ein Studium wie in ihrem Fall Wirtschaftswissenschaften ergriffen wird, man kommt mit der nötigen Elementarmathematik nicht zur Rande, bricht sein Studium ab, dann ist einem ja letztlich auch nicht geholfen. Aber eine Lösung wären doch dann Eingangstestes?
Büning: Der Test ist freiwillig, wir wollen nur das Eingangswissen überprüfen. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass für die einzelnen Studienfächer - in Bayern gibt es schon einige Bereiche, habe mir sagen lassen, wo dann Eingangstestes gemacht werden -, dass man einfach prüft, ob ein Student oder eine Studentin überhaupt für das Fach, das er studiert, geeignet ist. Das ist natürlich ein Riesenaufwand, man muss auch die Fragen standardisieren, damit man bei den einzelnen Tests vergleichen kann, aber der Brückenkurs ist ja nur einer, der die Mathematikkenntnisse überprüft. Allerdings hat das keine Relevanz. Wenn einer im Brückenkurs durchgefallen ist, kann er trotzdem blendend mit seinem Studium beginnen. Dieser Test ist völlig freiwillig, aber 80, 90 Prozent nehmen teil, weil sie ahnen oder merken, dass sie nicht viel Ahnung haben in der Elementarmathematik, aber es ist keine Pflichtveranstaltung und auch kein Aussortierverfahren.
Burgwinkel: Dann sind die Zahlen, die Sie vorhin genannt haben, von 72 Prozent ja noch viel erschreckender, wenn sie diesen Kurs gemacht haben und es dann immer noch nicht verstanden haben! Legen Sie denn dem ein oder anderen nahe, er möge doch etwas anderes studieren?
Büning: Ich will natürlich die Mathematik auch nicht überbewerten, denn BWL und VWL sind ja nicht nur Mathematik. Es werden zwar gewisse mathematische Kenntnisse gebraucht, aber ich wage es nicht, wegen des Brückenkurses jemanden auszusortieren, das wäre auch überzogen. Denn manche kriegen die Kurve ja doch noch und beseitigen die Defizite.
Burgwinkel: Ist Brückenkurs nicht bloß eine nette Umschreibung für Nachhilfekurs?
Büning: Nein, so kann man das nicht sehen. Sicherlich wird in gewisser Hinsicht nachgeholfen, aber da der Brückenkurs nur fünf mal zwei, also zehn Stunden umfasst in der Semestervorwoche, kann man natürlich nicht sämtliche Defizite der Elementarmathematik beheben. Man kann höchstens wieder Anstöße geben, dass gewisse Dinge ins Gedächtnis zurückgerufen werden.
Burgwinkel: Ich schließe aus dem, was Sie sagen, dass die Elementarmathematik den Abiturienten fehlt.
Büning: Ja, das kann man wohl sagen. Wir haben an der FU einen Test gemacht, den wir in den letzten 20 Jahren regelmäßig alle vier, fünf Jahre im Rahmen des Brückenkurses gemacht haben, und beim letzten Test waren 72 Prozent durchgefallen, hatten also weniger als die Hälfte der Aufgaben richtig gerechnet und das sind ganz elementare Aufgaben: Bruchrechnen, wie man es in der sechsten Klasse schon macht, Wurzeln, Potenzen, einfache Gleichungen, Klammerrechnung. Das ist schon erschreckend, dass praktisch drei Viertel der Studierenden so große Defizite in diesem Elementarbereich haben, die eigentlich bis zur zehnten Klasse bekannt sein müssten.
Burgwinkel: Eigentlich müssten ja dann alle diverse Brückenkurse besuchen, so schrecklich, wie das Urteil ausfällt, das sie eben ausgesprochen haben. Aber Ihre Kurse sind ja eigentlich für eine ganz bestimmte Klientel gedacht.
Büning: Eigentlich nur für unseren Fachbereich Wirtschaftswissenschaft, weil wir natürlich auch in diesem Studium einige Kenntnisse an Mathematik voraussetzen. Betriebs- und Volkswirte, da steht auch die Mathematik in vielen Bereichen im Vordergrund, aber ich könnte mir vorstellen, dass das nicht nur auf diesen Fachbereich beschränkt ist. Auch bei den Naturwissenschaftlern, den Soziologen, den Sozialwissenschaften generell werden Kenntnisse der Elementarmathematik vorausgesetzt. Der Umgang mit Zahlen spielt einfach nahezu in jedem Fach eine Rolle.
Burgwinkel: Möchten Sie über die Gründe spekulieren, warum die Abiturienten heute dazu nicht mehr in der Lage sind?
Büning: Das ist eine gute Frage. Ich glaube, dass ich das so kurz am Telefon nicht beantworten kann, das ist sicherlich ein großes gesellschaftliches Problem. Es rücken zu viele Schüler aufs Gymnasium, dann später als Studenten an die Universität, es sind ja fast 40 Prozent eines Jahrgangs. Ich weiß nicht, ob man ihnen da immer einen Gefallen mit tut, denn wir merken ja selbst an der Uni, dass die Leute auch nicht ganz glücklich sind, selbst wenn sie mit dem Abitur zu uns kommen. Aber es ist auch wieder die Frage, welche Berufschancen haben dann Nichtabiturienten? Wenn man Haupt- oder Realschüler ist, Sie wissen ja selbst, wie schwer es ist, einen Beruf oder Ausbildungsplatz zu finden. Vielen scheint Abitur den Einstieg in einen Beruf zu ermöglichen.
Burgwinkel: Allerdings wenn dann nachher ein Studium wie in ihrem Fall Wirtschaftswissenschaften ergriffen wird, man kommt mit der nötigen Elementarmathematik nicht zur Rande, bricht sein Studium ab, dann ist einem ja letztlich auch nicht geholfen. Aber eine Lösung wären doch dann Eingangstestes?
Büning: Der Test ist freiwillig, wir wollen nur das Eingangswissen überprüfen. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass für die einzelnen Studienfächer - in Bayern gibt es schon einige Bereiche, habe mir sagen lassen, wo dann Eingangstestes gemacht werden -, dass man einfach prüft, ob ein Student oder eine Studentin überhaupt für das Fach, das er studiert, geeignet ist. Das ist natürlich ein Riesenaufwand, man muss auch die Fragen standardisieren, damit man bei den einzelnen Tests vergleichen kann, aber der Brückenkurs ist ja nur einer, der die Mathematikkenntnisse überprüft. Allerdings hat das keine Relevanz. Wenn einer im Brückenkurs durchgefallen ist, kann er trotzdem blendend mit seinem Studium beginnen. Dieser Test ist völlig freiwillig, aber 80, 90 Prozent nehmen teil, weil sie ahnen oder merken, dass sie nicht viel Ahnung haben in der Elementarmathematik, aber es ist keine Pflichtveranstaltung und auch kein Aussortierverfahren.
Burgwinkel: Dann sind die Zahlen, die Sie vorhin genannt haben, von 72 Prozent ja noch viel erschreckender, wenn sie diesen Kurs gemacht haben und es dann immer noch nicht verstanden haben! Legen Sie denn dem ein oder anderen nahe, er möge doch etwas anderes studieren?
Büning: Ich will natürlich die Mathematik auch nicht überbewerten, denn BWL und VWL sind ja nicht nur Mathematik. Es werden zwar gewisse mathematische Kenntnisse gebraucht, aber ich wage es nicht, wegen des Brückenkurses jemanden auszusortieren, das wäre auch überzogen. Denn manche kriegen die Kurve ja doch noch und beseitigen die Defizite.