Bildung
Hoher Konkurrenzdruck in der Schule prägt Persönlichkeit - Hilfsbereitschaft sinkt nach zwei Jahren

Harter Wettbewerb in der Schule kann die Persönlichkeit junger Menschen langfristig prägen.

    Zu sehen sind mehrere Schulkinder von hinten mit Ranzen, die bei einer Einschulungsfeier in einer Turnhalle sitzen.
    In Zukunft sollen die Daten von Schülern digital erfasst werden. Diese Idee bekommt nicht nur Zuspruch, Datenschützer melden Bedenken an. (picture alliance / Kirchner-Media / Bahho Kara)
    Das berichteten Forscher um den Ökonomen Fabian Kosse von der Universität Würzburg Anfang August im "Journal of the European Economic Association". Nach zwei Jahren unter hohem Konkurrenzdruck sank die Hilfsbereitschaft und das Vertrauen der Schüler deutlich - und zwar nicht nur kurzfristig in der konkreten Wettbewerbssituation. Auch vier Jahre später waren die Effekte noch zu beobachten. "Wir konnten erstmals zeigen, dass sich das weniger soziale Verhalten manifestiert - und zwar nicht nur gegenüber ehemaligen Mitschülern, mit denen sie im direkten Wettbewerb standen, sondern ganz allgemein", sagte Kosse der dpa. Damit verstehe man auch besser, wo die Unterschiede im Sozialverhalten von Erwachsenen eigentlich herkämen. 
    Jungs reagierten grundsätzlich stärker auf Wettbewerb als Mädchen, führte er aus. Wettbewerb sei ja per se erst einmal nichts Schlechtes. Wettbewerbsbasierte Anreizsysteme seien in vielen Bereichen sehr wichtig und könnten dazu führen, dass Menschen sich mehr anstrengen und bessere Leistungen erbringen. Zugleich betonten die Forscher, gerade für schwächere Schüler könne der direkte Wettbewerb mit Klassenkameraden aber kontraproduktiv sein.

    Lösungsvorschlag: Wettbewerb nicht zwischen Schülern, sondern zwischen Schulen organisieren

    Um die unerwünschten Effekte auf das Sozialverhalten zu verringern, schlagen sie vor, den Wettbewerb auf ein anderes Level zu heben: Würde der Wettbewerb nicht zwischen den Schülern einer Schule, sondern zwischen den verschiedenen Schulen einer Region durchgeführt werden, könnte das die Zusammenarbeit zwischen den Jugendlichen sogar verbessern. 
    Für die Feldstudie werteten die Forscher in Chile Bildungsdaten aus und befragten Schüler. Ein von der Regierung des südamerikanischen Landes eingeführtes Programm (Pace) zur Förderung sozial benachteiligter Jugendlicher an ausgewählten Schulen garantiert den besten 15 Prozent der Schüler einen Studienplatz, ohne an der sonst obligatorischen zentralen Aufnahmeprüfung für Universitäten teilnehmen zu müssen.
    Diese Nachricht wurde am 01.10.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.