Massaker an Jüdinnen und Juden
Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem kritisiert neue Tafeln an der Gedenkstätte Jedwabne in Polen

Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel hat sich entsetzt über neue Gedenktafeln in der Nähe eines Denkmals für die jüdischen Opfer eines Massakers in Polen im Zweiten Weltkrieg gezeigt.

    Die "Halle der Namen" der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem erinnert an jeden jüdischen Menschen, der im Holocaust ermordet wurde. (Quelle: picture alliance)
    "Yad Vashem ist zutiefst schockiert und besorgt über die Schändung der historischen Wahrheit und der Erinnerung an der Gedenkstätte Jedwabne", erklärte die Gedenkstätte. Es handele sich um einen "offensichtlichen Versuch, die Geschichte des Massakers an Juden zu verdrehen". Im Dorf Jedwabne im Nordosten Polens hatten polnische Bauern am 10. Juli 1941 während der Besatzung durch Nazi-Deutschland hunderte jüdische Kinder, Frauen und Männer in einer Scheune zusammengetrieben und bei lebendigem Leib verbrannt.
    Eine polnische Historikerkommission kam 2003 zu dem Schluss, dass polnische Dorfbewohner für das Massaker an ihren jüdischen Nachbarn verantwortlich waren, angestiftet von den deutschen Besatzern. Neue Gedenktafeln in der Nähe des Denkmals machen jedoch die Deutschen für das Massaker verantwortlich. Wie die polnische Zeitung "Gazeta Wyborcza" berichtete, wurden auf einem Privatgrundstück neben dem Denkmal sieben Steine mit Schildern in polnischer und englischer Sprache aufgestellt.
    Der polnische Journalist Wojciech Sumlinski erklärte im Onlinedienst X, er habe die Anlage durch ein Crowdfunding finanziert. Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem forderte die polnischen Behörden nun auf, die "anstößige Anlage zu entfernen und sicherzustellen, dass die historische Bedeutung des Ortes bewahrt und respektiert wird". Die Tafeln würden die moralische und historische Verantwortung, die Polen trage, negieren.
    Diese Nachricht wurde am 10.07.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.