Diese Produktion ist eine Bekundung und trägt Verkündigungscharakter. Appell ist schon der Titel, der wohl weniger auf expressionistischen Ausdruckswillen verweist als auf den aktuellen iranischen Schrei nach Freiheit vom Mullahregime und an die Opfer erinnert, die insbesondere auch die Frauen des Landes bringen müssen. Der Name im Titel erinnert an eine im vergangenen Jahr auf offener Straße von "Sicherheitskräften" ermordete Studentin. Die Absichten und Aussichten des Textes stimmen punktgenau mit den aktuellen Kulturförderungsrichtlinien der amtlichen und halbamtlichen Kulturförderungsbürokratien überein. So geht das und mit von der Partie war die Siemens-Musikstiftung.
Der grundgenährt frauenbewegte Text von Nadja Kayali und Angelika Messner wurde von Komponist Mashayekhi mit wechselhaftem Soundtrack versehen. Er entwickelt sich aus der Adaption traditioneller orientalischer Musik, entwickelt eine homophone und heterophone Lineatur, bedient sich aber beim Orchestergewebe verschiedener Muster der westlichen Avantgarde (und wahrscheinlich am massivsten bei den Partituren Ligetis). Dass sie dergestalt kompiliert, ist guter Brauch der Theatermusik und weiter nicht der Rede wert. So geht das eben.
Die Handlung des Stückes "Neda – Der Ruf" rekurriert auf den altpersischen Dichter Nizami. Dem, so das Libretto, tritt einer seiner Fans aus dem Hochadel die Sklavin Apak aus seinem Harem ab. Die spricht erklärtermaßen auf Männer nicht an; Nizami – verkörpert von dem tatsächlich sehr soft wirkenden Marco Vassalli – behandelt jene nun mit der stolzen und entschiedenen Stimme der zierlichen Anja Meyer ausgestattete Apak mit Sanftmut, Verständnis und Respekt.
Des Poeten Verzweiflung ist groß, als sie an einer Vergiftung stirbt - mutmaßlich haben die Mehrheits-Männer sie zur Strecke gebracht. Den Kummer über ihren Tod sucht Nizami durch Schreiben zu betäuben und zu bewältigen: zu ihrem Gedächtnis literarisiert er Figuren wie die Amazonenkönigin Nuschabe, die keine Männer an ihrem Hof duldete und auf den König wartete, der ihr gewachsen ist - Eva Schneidereit singt ihre Partie jetzt mit vergnüglicher Wucht und praller Pracht. Des Dichters Fantasie entspringt auch jene Chinesenprinzessin Turandot, die ihre Freier umbringen lässt, bis endlich der kommt, der Hintersinn und Struktur ihrer Fragerei durchschaut und sie dann mit dem, was er für Liebe hält, zur Raison bringt.
Regisseurin Carin Marquardt inszeniert das alles sehr holzschnittartig – überhaupt erinnert die Produktion mitunter an das Lehrstück- und Agitprop-Theater eines vergangenen Jahrhunderts. So geht das und vielleicht liegt auch eine leise Ironisierung des ideologischen Werkgehalts darin.
"Wohin gehen wir Frauen mit unseren Geschichten?" fragt der Chor der Frauen, nachdem er Allah hinlänglich intensiv anrief. Die Antwort liegt auf der Hand: Zur Siemens-Musikstiftung und ans Theater Osnabrück. Dem tragen "die Frauen", so die offizielle Verlautbarung, "ihre Hoffnungen, Wünsche, aber auch ihre Enttäuschungen und ihre Wut über die Situation der Frauen zu. Wünsche und Wut, die bis heute nicht an Aktualität verloren haben."
Der grundgenährt frauenbewegte Text von Nadja Kayali und Angelika Messner wurde von Komponist Mashayekhi mit wechselhaftem Soundtrack versehen. Er entwickelt sich aus der Adaption traditioneller orientalischer Musik, entwickelt eine homophone und heterophone Lineatur, bedient sich aber beim Orchestergewebe verschiedener Muster der westlichen Avantgarde (und wahrscheinlich am massivsten bei den Partituren Ligetis). Dass sie dergestalt kompiliert, ist guter Brauch der Theatermusik und weiter nicht der Rede wert. So geht das eben.
Die Handlung des Stückes "Neda – Der Ruf" rekurriert auf den altpersischen Dichter Nizami. Dem, so das Libretto, tritt einer seiner Fans aus dem Hochadel die Sklavin Apak aus seinem Harem ab. Die spricht erklärtermaßen auf Männer nicht an; Nizami – verkörpert von dem tatsächlich sehr soft wirkenden Marco Vassalli – behandelt jene nun mit der stolzen und entschiedenen Stimme der zierlichen Anja Meyer ausgestattete Apak mit Sanftmut, Verständnis und Respekt.
Des Poeten Verzweiflung ist groß, als sie an einer Vergiftung stirbt - mutmaßlich haben die Mehrheits-Männer sie zur Strecke gebracht. Den Kummer über ihren Tod sucht Nizami durch Schreiben zu betäuben und zu bewältigen: zu ihrem Gedächtnis literarisiert er Figuren wie die Amazonenkönigin Nuschabe, die keine Männer an ihrem Hof duldete und auf den König wartete, der ihr gewachsen ist - Eva Schneidereit singt ihre Partie jetzt mit vergnüglicher Wucht und praller Pracht. Des Dichters Fantasie entspringt auch jene Chinesenprinzessin Turandot, die ihre Freier umbringen lässt, bis endlich der kommt, der Hintersinn und Struktur ihrer Fragerei durchschaut und sie dann mit dem, was er für Liebe hält, zur Raison bringt.
Regisseurin Carin Marquardt inszeniert das alles sehr holzschnittartig – überhaupt erinnert die Produktion mitunter an das Lehrstück- und Agitprop-Theater eines vergangenen Jahrhunderts. So geht das und vielleicht liegt auch eine leise Ironisierung des ideologischen Werkgehalts darin.
"Wohin gehen wir Frauen mit unseren Geschichten?" fragt der Chor der Frauen, nachdem er Allah hinlänglich intensiv anrief. Die Antwort liegt auf der Hand: Zur Siemens-Musikstiftung und ans Theater Osnabrück. Dem tragen "die Frauen", so die offizielle Verlautbarung, "ihre Hoffnungen, Wünsche, aber auch ihre Enttäuschungen und ihre Wut über die Situation der Frauen zu. Wünsche und Wut, die bis heute nicht an Aktualität verloren haben."