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Holzschutzmittel

Alle Jahre wieder, wenn die Tage länger und wärmer werden, dann überkommt viele die Lust am Ausbessern und Renovieren. Da wird gestrichen und lackiert oder tapeziert. Und alle Jahre wieder kommen dann auch die Warnungen der Verbraucherschutzverbände, beim Kauf von Lacken, Farben und Öle auf die Inhaltsstoffe zu achten zum Wohle der eigenen Gesundheit und zum Umweltschutz. Oft zu recht, denn noch immer finden sich in den Baumarktregalen problematische Mittel. Das hat sich jetzt auch wieder gezeigt bei einer Untersuchung des BgVV, des Bundesinstitutes für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin, das sich mit den Holzschutzmitteln beschäftigt hat.

Von Sigrid Müller |
    Vor fünf Jahren sah es so aus, als hätten sich die staatlichen Umwelt- und Verbraucherschützer durchgesetzt. 1997 gab es auf Initiative des Bundesumweltministeriums ein Reihe von Treffen mit Industrieverbänden zum Thema sichere Holzschutzmittel. Was dabei herauskam, erklärt Hans Reifenstein vom Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin, BgVV in Berlin:

    Aufgrund dieser Zusammenkünfte gab es eine Selbstverpflichtung, dass alle Holzschutzmittel, die bislang noch keiner Bewertung unterlagen, zukünftig auch bewertet werden sollten. Also die Prüfung der biologischen Wirksamkeit, der gesundheitlichen Unbedenklichkeit und der Umweltverträglichkeit dieser Produkte.

    Für diese Qualitätskontrolle gab es schon damals auch von der Industrie anerkannte Verfahren, zum Beispiel das so genannte "RAL" Siegel. Ende vergangenen Jahres machten Mitarbeiter des BgVV dann die Probe aufs Exempel. Sie besuchten Bau - und Heimwerkermärkte und suchten in den Regalen nach Holzschutzmitteln mit dem RAL Gütesiegel.

    Die Ergebnisse waren sehr ernüchternd. Zunächst mal, dass wir in den Baumärkten kaum Holzschutzmittel gefunden haben, die ein RAL Gütezeichen tragen. Dann konnte der Wirkstoffgehalt in den seltensten Fällen ermittelt werden und auch verschiedene Kennzeichnungen dieser Produkte waren sehr unzureichend.

    So schmückten sich etliche Mittel mit dem Hinweis "gesundheitlich unbedenklich" oder hatten den Aufdruck "umweltfreundlich". In der Selbstverpflichtung von 1997 hatte die Industrie versprochen, solche Begriffe nicht mehr zu verwenden. Besonders ärgerlich fanden die staatlichen Verbraucherschützer, dass etliche Holzschutzmittel auch für den Innenbereich empfohlen wurden. Ebenfalls ein klarer Verstoß gegen die Selbstverpflichtung, meint Hans Reifenstein:

    Wir fordern grundsätzlich diese Produkte nur außen anzuwenden. Wenn die auch Innen verwendet werden, ist es möglich, dass langfristig aus dem behandelten Holz Wirkstoffe aus dem Holzschutzmittel ausdampfen können und in die Raumluft gelangen und der Bewohner kann langfristig mit diesen Stoffen belastet werden.

    Fazit des BgVV: die Selbstverpflichtung der Industrie funktioniert nicht. Das bestreitet der Verband der Holschutzmittelhersteller. Seine Begründung : alle Mitglieder des Verbandes hätten inzwischen für ihre Produkte das geforderte RAL Gütesiegel. Für die vorgefundenen Mängel machen die Hersteller vor allem den Handel verantwortlich. Der ordere nicht unbedingt die teuren Produkte mit dem RAL Siegel, sondern fülle seine Regale mit den wesentlich preiswerteren Mitteln aus dem sogenannten "grauen Markt". Diesen Schwarzen Peter lassen sich die Baumärkte nicht so gerne zuschieben. Dazu Stephan Botschen, Projektleiter Ökologe der Firma Obi:

    Alle bioziden Mittel, die wir in den Obi-Märkten führen und ich denke auch in der ganzen Branche der Großen, tragen das RAL Gütezeichen. Diese Produkte machen aber vom Gesamtangebot nur einen kleinen Teil aus. Die weitaus meisten Produkte, die wir alle führen sind ohne Biozide und das ist auch absolut richtig so.

    Dass es in der Branche Anstengungen in die richtige Richtung gibt, bestreiten auch die staatlichen Verbraucherschützer in Berlin nicht. Doch ihrer Meinung nach muss von Industrie und Handel noch viel mehr getan werden. Darüber soll es jetzt noch einmal Gespräche geben. Grundsätzlich raten Verbraucherschützer allen Hausbesitzern zur absoluten Vorsicht beim Einsatz von Holzschutzmitteln. Nur Fachfirmen sollten tragende Bauteile gegen Insektenfraß und Pilzbefall behandeln. Auch bei Holzschutzlasuren ist es für den Heimwerker ratsam das Kleingedruckte ganz genau lesen, meint Hans Reifenstein vom BgVV:

    Er sollte auf jeden Fall die Hände lassen von Holzschutzlasuren, die Biozide enthalten. Die haben im Wohnraum absolut nichts zu suchen.

    Weitere Informationen:

    BgVV Pressedienst 29/2001: Warten auf das Biozidgesetz www.bgvv.de/presse

    Öko-Test-Magazin, Heft 4/2002 Holzschutzlasuren für außen www.oekotest.de