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Hühnermobil

Wir haben sehr viel Schulterklopfen bekommen, wir haben auch den ökologischen Förderpreis bekommen, aber leider haben wir trotz sehr intensiver Bemühungen bisher keinen Cent gewinnen können, durch Tierschutzvereine, durch staatliche Institutionen etc. Da werden wir leider völlig im Stich gelassen.

Von Ludger Fittkau |
    Wir haben sehr viel Schulterklopfen bekommen, wir haben auch den ökologischen Förderpreis bekommen, aber leider haben wir trotz sehr intensiver Bemühungen bisher keinen Cent gewinnen können, durch Tierschutzvereine, durch staatliche Institutionen etc. Da werden wir leider völlig im Stich gelassen.

    Max Weiland ist genervt. Denn trotz aller Begeisterung, die sein moderner mobiler Hühnerstall für bis zu 1200 Tiere landauf, landab bisher auslöst: Geld, um seinen Stall weiterentwickeln und marktreif machen zu können, hat er für sein Patent noch nicht bekommen. Dabei hat nicht nur die Auszeichnung auf der Grünen Woche durch Ministerin dem erfinderischen Bauern aus Witzenhausen bestätigt: Sein mobiler Hühnerstall schont Wiesen, Grundwasser und hält die Tiere gesund:

    Innovation und neu ist, dass wir so einen Stall so leicht bauen konnten, dass wir ihn eben für die heutige Zeit angemessen bauen konnten, fahrbare Ställe gibt es schon sehr lange. Aber nicht ausreichend isoliert, zu schwer, zu umständlich zu misten, da haben wir uns im Grunde innovativ betätigt, auch dass dieser Stall auf acht Meter Breite fahrbar ist und bei Bedarf zusammenklappbar.

    Doch trotz dieser Innovationen muss Bauer Weiland das Hühnermobil noch perfektionieren, bevor es in Serie geht. Deshalb stellte er bei der privaten Deutschen Bundesstiftung Umwelt in Osnabrück einen Förderantrag – der vor wenigen Tagen abgelehnt wurde. Man könne nur die Innovation, nicht die Entwicklung zur Marktreife fördern, bedauert Franz-Georg Elpers, Pressesprecher der Stiftung auf Anfrage des Deutschlandfunks. Vor vier Jahren hatte aber die gleiche Stiftung das Hühnermobil abgelehnt, weil es angeblich nicht innovativ sei.

    Max Weiland will sich durch die bisher fehlende Unterstützung für sein Hühnermobil nicht entmutigen lassen: Gemeinsam mit seinem Schlosser und den Zulieferfirmen für das Material des Stalls tüftelt er daran, wie seine Erfindung auch ökonomisch für die Hühnerhalter interessant werden kann. Der Stallwagen muss dafür mit modernster Technik ausgestattet werden:

    Hier sieht man die automatischen Futtereinrichtungen, das sind Futterketten, die sechsmal am Tag Futter in Bewegung halten und durchmischen, so dass die Hühner immer frisches Futter drin haben und keine alten Reste drin liegen. Und hier das sind Gruppen- und Familiennester, wo die Hühner ihre Eier legen. Ich habe sie heute morgen noch nicht rausgeholt, deshalb sieht man hier noch reichlich Eier liegen.

    Im fünften Legemonat erreicht Max Weiland mit seinen Hühnern immer noch eine tägliche Eiproduktion von über 80 Prozent - eine Quote, die sich sehen lassen kann – und das bei einer umwelt- und tierschonenden Alternative zur konventionellen Hühnerhaltung:

    Wenn wir bedenken, dass wir allein in Deutschland 38 Millionen Hühner im Käfig haben und die demnächst da auch rausmüssen, dann könnte das nicht nur für Deutschland, sondern auch für ganz Europa ein Haltungssystem sein, das erhebliche Anteile bekommen könnte. Es ist das gewünschte System aus der Sicht der Verbraucher.

    Doch Schulterklopfen reicht eben nicht aus, damit das Hühnermobil sich auch am Markt durchsetzen kann. Erst einmal müssen die Entwicklungskosten bezahlt werden . Max Weiland weiß aber zur Zeit nicht, wie lange er den Schlosser noch bezahlen kann, den er eingestellt hat, um sein Patent zu optimieren:

    Wenn ich ehrlich bin, meine Altersversorgung ist aufgelöst, von daher haben wir uns schon ziemlich engagiert. Und wenn es weiter aus eigener Kasse finanziert werden muss, dann müssen wir jetzt kleinere Schritte tun und die Entwicklung dauert dann ein bisschen länger, ich hoffe, dass wir Unterstützung finden und die Entwicklung geht zügig voran, so dass wir den vielen Landwirten, die auch jetzt am überlegen sind, wie man Hühner halten kann, bei der großen Umstrukturierung, auch eine Alternative bieten können.