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IAEO-Bericht liefert Antworten
Wie militärisch war Irans Atomprogramm tatsächlich?

Der Iran behauptete jahrelang, die Kernenergie nur in Kraftwerken nutzen zu wollen, der Westen dagegen war überzeugt: Die reichern Uran an, um Atombomben zu bauen. Wie nah war das Regime in Teheran seinerzeit eigentlich wirklich an der eigenen Atombombe? Ein neuer Bericht soll Aufklärung bringen.

Von Dagmar Röhrlich |
    Die Einschätzung der Internationalen Atomenergieorganisation IAEO ist deutlich:
    "Wenn Sie den jüngsten Bericht des Generaldirektors lesen, hat der Iran tatsächlich einen koordinierten Plan verfolgt, um Nuklearwaffen zu entwickeln - und zwar bis 2003."
    Begonnen hatten diese Arbeiten bereits in den 1980er Jahren, erklärt Laura Rockwood vom Vienna Center for Disarmament and Non-Proliferation.
    "Der Iran hat die IAEO über 20 Jahre hinweg betrogen und eine Reihe von nuklearen Aktivitäten ohne deren Wissen durchgeführt."
    Bis 2003 ging es vor allem um Forschung und Machbarkeitsstudien. Der IAEO-Report listet unter anderem folgende Aktivitäten auf:
    "2002 bis 2003: Der Iran soll im Nuklearbereich einsetzbare Zünder entwickeln."
    Nach Erkenntnissen der IAEO liefen auch Forschungen an sogenannten Neutroneninitiatoren, die die Kernspaltung in Gang bringen und die Detonation verstärken.
    "2002 bis 2003: Vorbereitung auf einen Nukleartest."
    Laut IAEO existieren offenbar Studien zu den notwendigen Sicherheitsvorkehrungen.
    "2002 bis 2003: Es laufen Forschungen zum Einbau einer Nuklearwaffe in eine Rakete."
    Diese koordinierten Arbeiten endeten 2003, erklärt Leonard Spector vom James Martin Center for Nonproliferation Studies in Washington DC:
    "Nach 2003 liefen die militärischen Aktivitäten im Rahmen des iranischen Atomprogramms nur noch begrenzt weiter. Man beschäftigte sich in Computeranalysen mehr mit dem Waffendesign als mit der Herstellung und dem Testen von Komponenten für Kernwaffen."
    Zwar blieb das iranische Atomprogramm nach Einschätzung der IAEO immer unvollständig und fragmentarisch. Aber zwischen 2003 und 2009 gab es eine Entwicklung, die Leonard Spector und anderen Experten große Sorgen bereitet hatte:
    "Der Iran errichtete eine geheime Anlage zur Produktion von waffenfähigem Uran, die erst 2009 entdeckt wurde. Die Zentrifugen zur Urananreicherung waren die Schlüsselkomponente, die die Experten nervös gemacht hat. Hat man genügend gut funktionierende Zentrifugen, kann man sehr schnell waffenfähiges Uran produzieren."
    Der Iran hatte seinerzeit hunderte (?) solcher Zentrifugen aufgestellt.
    "Das legt nahe, dass es die Absicht gab, irgendwann Nuklearwaffen zu bauen."
    Seit 2009 sieht die IAEO allerdings keine Anzeichen mehr für Aktivitäten, die der Entwicklung von Atomwaffen dienen. Wie es aussieht, hat der Iran sein militärisches Atomprogramm tatsächlich eingestellt.