Elif Senel: Für die Privatuniversität Witten/Herdecke war es wahrscheinlich das schönste Weihnachtsgeschenk für Mitarbeiter und Studenten, das man sich so vorstellen kann. Am 23. Dezember letzten Jahres hat das Wirtschaftsministerium NRW erklärt, dass die drohende Insolvenz der Universität erst mal abgewendet ist - vorerst, denn damit auch weiterhin das Land hinter der Uni steht, muss sie jetzt einige Auflagen erfüllen, unter anderem einen soliden Finanzplan aufstellen, die Verwaltung reformieren und erst mal einen kaufmännischen Geschäftsführer ernennen. Und das hat die Gesellschafterversammlung getan und gestern Abend den Namen bekannt gegeben: Michael Anders heißt er und kennt die Uni Witten/Herdecke schon ganz gut. Guten Tag, Herr Anders!
Michael Anders: Hallo, Frau Senel!
Senel: Sie sind Alumnus der Universität, Sie haben an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät in Witten/Herdecke studiert. Wie ist denn das jetzt für Sie, unter diesen Umständen wieder zurück an diese Universität zu gehen?
Anders: Ach, das ist für mich natürlich auch eine Überraschung gewesen, ich hatte das nicht geplant und als ich gefragt worden bin, hier einzusteigen und mitzuhelfen, die Hochschule wieder flott zu machen, da habe ich spontan gesagt, das ist gut, das passt irgendwie in meinen beruflichen Werdegang. Ich habe selber ja viel Hochschulerfahrung gesammelt in letzter Zeit und ich glaube, das wird eine spannende Zeit werden für uns.
Senel: Genau, Sie waren nämlich auch Geschäftsführer an der Alanus Hochschule Alfter.
Anders: Ja, genau, jetzt die letzten fünf Jahre habe ich als Kanzler dort die staatlich anerkannte auch Privathochschule für Kunst und Gesellschaft aufgebaut, mit aufgebaut mit dem Rektor dort, dem Herrn Professor da Veiga, und das ist eigentlich ganz gut gelaufen und von daher fühle ich mich jetzt auch gut vorbereitet.
Senel: Ja, das sind eigentlich ganz gute Startbedingungen, denn Sie sind ja nicht nur Alumnus und haben vorher auch an einer anderen privaten Hochschule eben gearbeitet, sondern Sie haben auch bei der Software AG Stiftung gearbeitet.
Anders: Ja.
Senel: Und die ist jetzt ein Geldgeber der Uni. Ist das jetzt ein Vorteil?
Anders: Ich denke schon. Ich war ja zehn Jahre in der Software AG Stiftung, eigentlich während den Anfängen der Tätigkeit dieser sehr großen Stiftung, und natürlich stehe ich in engen Arbeitskontakten mit dem Vorstand dort und auch mit den Kollegen. Ich denke, dass das Engagement der Software AG Stiftung sich dadurch auch nach wie vor festigt und vielleicht auch ausbauen lässt, das werden wir sehen.
Senel: Das heißt, Sie können immer mal ein gutes Wort einlegen.
Anders: Ja, ich habe auf jeden Fall, ich sage mal: einen guten Draht und kann mit den Menschen auch ins Gespräch gehen und unsere Nöte in besonderer Weise kundtun.
Senel: Sie sind jetzt auch sofort in medias res gegangen in Ihrem Amt. Am Montag gab es ja ein Treffen im NRW-Wissenschaftsministerium bei Minister Andreas Pinkwart. Wer ist da jetzt alles dabei gewesen und was ist dabei herausgekommen?
Anders: Ja, das war jetzt das zweite Treffen bereits mit dem Ministerium und potenziellen strategischen Partnern, die interessiert sind, in der Hochschule unternehmerisch einzusteigen und mit uns gemeinsam eigentlich die Hochschule nach vorne zu führen. Dieses zweite Treffen am Montag war eigentlich eine Art Zwischenbericht über den Status der Hochschule. Wir haben also versucht, in den letzten Tagen - seit Weihnachten - festzustellen, wo steht die Hochschule, Status quo, welche Bedürfnisse, Liquidität und Ertrag, haben wir, um nachhaltig diese Hochschule zu sichern? Und das haben wir uns am Montag vom Wirtschaftsprüfer angehört und anschließend dann ohne das Ministerium bereits die Verhandlungen mit den potenziellen Förderern begonnen, die wir jetzt in den nächsten drei Wochen so verdichten wollen, dass wir am 22. beim Ministerium ein fertiges Konzept vorlegen können und dann hoffentlich auch das Ministerium wieder dazu bewegen, die Mittel bereitzustellen.
Senel: Über wie viel Geld reden wir denn jetzt für die Sicherheit der Universität?
Anders: Ich gehe davon aus, dass wir zwischen vier und sechs Millionen benötigen werden. Wir haben jetzt die Aufgabe in den nächsten drei Wochen, schon auch mal auf unsere eigenen Kosten zu gucken, jeden Stein umzudrehen und zu sagen: Was können wir eigentlich selber sparen, welche Potenziale haben wir sozusagen, uns selbst mit etwas anderen Kosten aufzustellen? Die andere Seite ist, dass wir natürlich auf der Ertragsebene gucken wollen: Welche Leistungen können wir auf Dauer zusätzlich erbringen, wollen wir in der Weiterbildung stärker werden? Was ist das Thema Studiengebühren, ist das belastbar, können wir da mehr Geld generieren als vorher?
Senel: Stichwort Studiengebühren, die sollen ja erhöht werden. Wie viel kann jetzt ein Semester in Witten/Herdecke kosten, kann man das schon sagen?
Anders: Da würde ich jetzt noch gar nichts zu sagen wollen, weil wir jetzt eben anfangen zu rechnen, und wir verhandeln da auch mit der Studierendengesellschaft, und das würde ich gerne im Rahmen des gesamten Konzeptes eigentlich eher dann quantifizieren.
Senel: Im Dezember hieß es ja, die Universität muss ein komplett neues Geschäftsmodell aufstellen. Wird sich jetzt konkret an der Universität was verändern? Sie haben jetzt gerade schon die Weiterbildungsmaßnahmen angedeutet. Gibt es noch etwas anderes, was sich verändern wird?
Anders: Ich glaube, was sich verändern wird, ist, dass die Hochschule keine Stiftungshochschule im engeren Sinne mehr ist, sondern tatsächlich eine Hochschule, die mit verschiedenen potenziellen strategischen Partnern einen völlig anderen Gesellschafterkreis bekommen wird. In der Verwaltung sehe ich durchaus Reformmöglichkeiten, die wir jetzt ausloten wollen, und inwiefern sich die Hochschule auch durch andere strategische Marktfelder neu aufstellt, das müssen wir jetzt in den nächsten Wochen, denke ich, intensiv bewegen, Kooperationen mit anderen Hochschulen ausloten, und da haben wir viel vor uns jetzt.
Senel: Die Studienfinanzierung war ja immer ein Aushängeschild in Witten/Herdecke. Wird sich da etwas stark verändern?
Anders: Ich hoffe, das bleibt. Ich finde die Studienfinanzierung, die Form, wie Studenten sich hier im Studium engagieren können und später erst die Studiengebühren eigentlich dann über diesen umgekehrten Generationenvertrag bezahlen, die finde ich einmalig für Deutschland. Ich finde, die ist auch erhaltenswert. Wir müssen sehen, ob wir mit diesem Modell unsere Gesamtperformance entwickeln können oder ob wir geringfügig Änderungen vornehmen müssen. Kann ich aber heute noch nichts zu sagen. Ich würde es gern erhalten.
Senel: Eine letzte Frage noch: Das Land NRW hatte ja nicht nur die Förderungssumme von 4,5 Millionen Euro gestoppt, sondern auch drei Millionen Euro zurückgefordert. Was ist jetzt mit dieser Rückforderung?
Anders: Gut, das ist im klassischen Verfahren. Da ist ein Bescheid ergangen, der Rückforderungsbescheid. Gegen den haben wir Klage eingereicht beim Verwaltungsgericht, das ist aber ein übliches Verfahren. Früher konnte man widersprechen gegen solche Bescheide, das geht heute nicht mehr. Das wird jetzt auf richterlichem Wege dann beschieden. Das wird aber sicher seine Zeit dauern.
Senel: Es wird also an Wegen aus der Krise gearbeitet. Michael Anders heißt der neue kaufmännische Geschäftsführer der Privatuniversität Witten/Herdecke, vielen Dank, Herr Anders!
Anders: Ja, vielen Dank auch.
Michael Anders: Hallo, Frau Senel!
Senel: Sie sind Alumnus der Universität, Sie haben an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät in Witten/Herdecke studiert. Wie ist denn das jetzt für Sie, unter diesen Umständen wieder zurück an diese Universität zu gehen?
Anders: Ach, das ist für mich natürlich auch eine Überraschung gewesen, ich hatte das nicht geplant und als ich gefragt worden bin, hier einzusteigen und mitzuhelfen, die Hochschule wieder flott zu machen, da habe ich spontan gesagt, das ist gut, das passt irgendwie in meinen beruflichen Werdegang. Ich habe selber ja viel Hochschulerfahrung gesammelt in letzter Zeit und ich glaube, das wird eine spannende Zeit werden für uns.
Senel: Genau, Sie waren nämlich auch Geschäftsführer an der Alanus Hochschule Alfter.
Anders: Ja, genau, jetzt die letzten fünf Jahre habe ich als Kanzler dort die staatlich anerkannte auch Privathochschule für Kunst und Gesellschaft aufgebaut, mit aufgebaut mit dem Rektor dort, dem Herrn Professor da Veiga, und das ist eigentlich ganz gut gelaufen und von daher fühle ich mich jetzt auch gut vorbereitet.
Senel: Ja, das sind eigentlich ganz gute Startbedingungen, denn Sie sind ja nicht nur Alumnus und haben vorher auch an einer anderen privaten Hochschule eben gearbeitet, sondern Sie haben auch bei der Software AG Stiftung gearbeitet.
Anders: Ja.
Senel: Und die ist jetzt ein Geldgeber der Uni. Ist das jetzt ein Vorteil?
Anders: Ich denke schon. Ich war ja zehn Jahre in der Software AG Stiftung, eigentlich während den Anfängen der Tätigkeit dieser sehr großen Stiftung, und natürlich stehe ich in engen Arbeitskontakten mit dem Vorstand dort und auch mit den Kollegen. Ich denke, dass das Engagement der Software AG Stiftung sich dadurch auch nach wie vor festigt und vielleicht auch ausbauen lässt, das werden wir sehen.
Senel: Das heißt, Sie können immer mal ein gutes Wort einlegen.
Anders: Ja, ich habe auf jeden Fall, ich sage mal: einen guten Draht und kann mit den Menschen auch ins Gespräch gehen und unsere Nöte in besonderer Weise kundtun.
Senel: Sie sind jetzt auch sofort in medias res gegangen in Ihrem Amt. Am Montag gab es ja ein Treffen im NRW-Wissenschaftsministerium bei Minister Andreas Pinkwart. Wer ist da jetzt alles dabei gewesen und was ist dabei herausgekommen?
Anders: Ja, das war jetzt das zweite Treffen bereits mit dem Ministerium und potenziellen strategischen Partnern, die interessiert sind, in der Hochschule unternehmerisch einzusteigen und mit uns gemeinsam eigentlich die Hochschule nach vorne zu führen. Dieses zweite Treffen am Montag war eigentlich eine Art Zwischenbericht über den Status der Hochschule. Wir haben also versucht, in den letzten Tagen - seit Weihnachten - festzustellen, wo steht die Hochschule, Status quo, welche Bedürfnisse, Liquidität und Ertrag, haben wir, um nachhaltig diese Hochschule zu sichern? Und das haben wir uns am Montag vom Wirtschaftsprüfer angehört und anschließend dann ohne das Ministerium bereits die Verhandlungen mit den potenziellen Förderern begonnen, die wir jetzt in den nächsten drei Wochen so verdichten wollen, dass wir am 22. beim Ministerium ein fertiges Konzept vorlegen können und dann hoffentlich auch das Ministerium wieder dazu bewegen, die Mittel bereitzustellen.
Senel: Über wie viel Geld reden wir denn jetzt für die Sicherheit der Universität?
Anders: Ich gehe davon aus, dass wir zwischen vier und sechs Millionen benötigen werden. Wir haben jetzt die Aufgabe in den nächsten drei Wochen, schon auch mal auf unsere eigenen Kosten zu gucken, jeden Stein umzudrehen und zu sagen: Was können wir eigentlich selber sparen, welche Potenziale haben wir sozusagen, uns selbst mit etwas anderen Kosten aufzustellen? Die andere Seite ist, dass wir natürlich auf der Ertragsebene gucken wollen: Welche Leistungen können wir auf Dauer zusätzlich erbringen, wollen wir in der Weiterbildung stärker werden? Was ist das Thema Studiengebühren, ist das belastbar, können wir da mehr Geld generieren als vorher?
Senel: Stichwort Studiengebühren, die sollen ja erhöht werden. Wie viel kann jetzt ein Semester in Witten/Herdecke kosten, kann man das schon sagen?
Anders: Da würde ich jetzt noch gar nichts zu sagen wollen, weil wir jetzt eben anfangen zu rechnen, und wir verhandeln da auch mit der Studierendengesellschaft, und das würde ich gerne im Rahmen des gesamten Konzeptes eigentlich eher dann quantifizieren.
Senel: Im Dezember hieß es ja, die Universität muss ein komplett neues Geschäftsmodell aufstellen. Wird sich jetzt konkret an der Universität was verändern? Sie haben jetzt gerade schon die Weiterbildungsmaßnahmen angedeutet. Gibt es noch etwas anderes, was sich verändern wird?
Anders: Ich glaube, was sich verändern wird, ist, dass die Hochschule keine Stiftungshochschule im engeren Sinne mehr ist, sondern tatsächlich eine Hochschule, die mit verschiedenen potenziellen strategischen Partnern einen völlig anderen Gesellschafterkreis bekommen wird. In der Verwaltung sehe ich durchaus Reformmöglichkeiten, die wir jetzt ausloten wollen, und inwiefern sich die Hochschule auch durch andere strategische Marktfelder neu aufstellt, das müssen wir jetzt in den nächsten Wochen, denke ich, intensiv bewegen, Kooperationen mit anderen Hochschulen ausloten, und da haben wir viel vor uns jetzt.
Senel: Die Studienfinanzierung war ja immer ein Aushängeschild in Witten/Herdecke. Wird sich da etwas stark verändern?
Anders: Ich hoffe, das bleibt. Ich finde die Studienfinanzierung, die Form, wie Studenten sich hier im Studium engagieren können und später erst die Studiengebühren eigentlich dann über diesen umgekehrten Generationenvertrag bezahlen, die finde ich einmalig für Deutschland. Ich finde, die ist auch erhaltenswert. Wir müssen sehen, ob wir mit diesem Modell unsere Gesamtperformance entwickeln können oder ob wir geringfügig Änderungen vornehmen müssen. Kann ich aber heute noch nichts zu sagen. Ich würde es gern erhalten.
Senel: Eine letzte Frage noch: Das Land NRW hatte ja nicht nur die Förderungssumme von 4,5 Millionen Euro gestoppt, sondern auch drei Millionen Euro zurückgefordert. Was ist jetzt mit dieser Rückforderung?
Anders: Gut, das ist im klassischen Verfahren. Da ist ein Bescheid ergangen, der Rückforderungsbescheid. Gegen den haben wir Klage eingereicht beim Verwaltungsgericht, das ist aber ein übliches Verfahren. Früher konnte man widersprechen gegen solche Bescheide, das geht heute nicht mehr. Das wird jetzt auf richterlichem Wege dann beschieden. Das wird aber sicher seine Zeit dauern.
Senel: Es wird also an Wegen aus der Krise gearbeitet. Michael Anders heißt der neue kaufmännische Geschäftsführer der Privatuniversität Witten/Herdecke, vielen Dank, Herr Anders!
Anders: Ja, vielen Dank auch.