Die Welt ist bunt, und das ist schön. Zu bunt soll sie offenbar aber auch nicht sein. Denn in Zeiten, wo Entfernungen ihre Bedeutung verlieren, gewinnt die Differenz kultureller Unterschiede an Bedeutung. So kann man derzeit Zeuge einer gesteigerten Besinnung aufs Eigene werden. "Patriotismus", "Leitkultur" und "kulturelle Identität", das sind die Vokabeln, die dem Unbehagen am Fremden Ausdruck geben. Dieses Unbehagen artikuliert sich derzeit auch in Europa. Das sei nicht erstaunlich, meint der indische Historiker Pradeep Chakkarath. Denn hier erfahre man ganz konkret, was es bedeutet, wenn sich verschiedene Kulturen Tag für Tag über den Weg laufen.
"Es gab in der Geschichte der Menschheit Epochen, wo die Begegnung unterschiedlicher Kulturen längst nicht so dynamisch verlief wie heute. Das liegt daran, dass interkulturelle Kontakte etwas Normales geworden sind, und zwar auch für die Masse der Menschen. Wenn man heute auf die Straße geht, sieht man Menschen aus ganz verschiedenen Kulturen. Das ist eine menschheitsgeschichtlich relativ junge Erfahrung. Und wenn sie im Westen derzeit so viel diskutiert wird, so einfach darum, weil hier viel mehr einander fremde Kulturen aufeinander treffen als etwa in Indien. "
Neben diffusen Eindrücken gründet dieses Unwohlsein aber auch auf der offenbaren Konkurrenz konkreter politischer Werte, etwa den Menschenrechten. Handelt es sich, wenn Politiker westlicher andernorts auf deren Achtung drängen, schon um eine Neuauflage des alten Kulturimperialismus, wie gelegentlich zu hören ist? Nicht unbedingt. Das chinesische Verständnis der Menschenrechte, so der in Taipeh lehrende Philosoph Huang Chun-Chieh, gründe gar nicht auf kulturellen Traditionen. Es habe vielmehr konkrete historische Ursachen.
"China litt durch die Mächte, die es im Laufe der Zeit angriffen. Es musste sich zur Wehr setzen, und so wurde der Wert der Menschenrechte von dem des schlichten Überlebens überlagert. Es kam einzig und allein darauf an, zu überleben. Das war alles. Ich denke aber, dass in Zukunft, wenn China immer reicher wird, sich auch diese Frage regeln lassen wird. Und dass überhaupt die derzeit noch bestehend Konflikte zwischen Ost und West gelöst werden."
Die Differenz in Fragen der Menschenrechte gründet demnach auf Politik, nicht auf Kultur. Im Gegenteil: China, so Huang Chun-Chieh habe kulturelle Traditionen, an die sich die Menschenrechte problemlos anschließen ließen.
"In der konfuzianischen Philosophie ist kein Platz für platonische oder hegelianische Vorstellungen des absoluten Geistes. Ein Humanismus-Konzept ist dort nur in der gegenseitigen Achtung zweier oder noch mehr Menschen denkbar. Er zeigt sich ausschließlich im konkreten Alltag."
Nicht ausgeschlossen aber, dass sich über politische Fragen am leichtesten auf kultureller Grundlage verhandeln lässt. Gerade das Beispiel China könnte zeigen, dass sich globale politische Standards auch in den Begriffen regionaler Traditionen formulieren lassen. Es komme, so der Anthropologe Christoph Antweiler, ganz erheblich auch auf die Sprache an, in der diese Standards definiert werden.
"Lasst uns gewisse Grundwerte finden, die jede Religion oder jede Kultur unterschreiben kann, und lasst jede Kultur ruhig ihre eigene Begründung dafür finden. Und diese Begründung können ganz verschieden sein. Und an diesem Weg könnte man vielleicht ansetzen, dass man nämlich empirisch guckt, was gibt es für Werte in den verschiedenen Kulturen - ich meine jetzt mit den Kulturen nicht nur die Großkulturen, sonder auch die kleinen, dass man guckt, welche Normen und Werte lassen sich da empirisch finden, die sich zuordnen dem, was in den Menschenrechten drinsteht. Und dann wird man vermutlich einen etwas kleineren Kranz als der, der jetzt in den Menschenrechten drinsteht, finden."
Beharrung auf dem Eigenen oder kreativer Umgang mit der Differenz: Das kulturelle Erbe lässt sich im Sinne beider Strategien einsetzen. Es ist demnach weder gut noch schlecht, es ist vielmehr ein Spielball - der Spielball des politischen Willens.
"Es gab in der Geschichte der Menschheit Epochen, wo die Begegnung unterschiedlicher Kulturen längst nicht so dynamisch verlief wie heute. Das liegt daran, dass interkulturelle Kontakte etwas Normales geworden sind, und zwar auch für die Masse der Menschen. Wenn man heute auf die Straße geht, sieht man Menschen aus ganz verschiedenen Kulturen. Das ist eine menschheitsgeschichtlich relativ junge Erfahrung. Und wenn sie im Westen derzeit so viel diskutiert wird, so einfach darum, weil hier viel mehr einander fremde Kulturen aufeinander treffen als etwa in Indien. "
Neben diffusen Eindrücken gründet dieses Unwohlsein aber auch auf der offenbaren Konkurrenz konkreter politischer Werte, etwa den Menschenrechten. Handelt es sich, wenn Politiker westlicher andernorts auf deren Achtung drängen, schon um eine Neuauflage des alten Kulturimperialismus, wie gelegentlich zu hören ist? Nicht unbedingt. Das chinesische Verständnis der Menschenrechte, so der in Taipeh lehrende Philosoph Huang Chun-Chieh, gründe gar nicht auf kulturellen Traditionen. Es habe vielmehr konkrete historische Ursachen.
"China litt durch die Mächte, die es im Laufe der Zeit angriffen. Es musste sich zur Wehr setzen, und so wurde der Wert der Menschenrechte von dem des schlichten Überlebens überlagert. Es kam einzig und allein darauf an, zu überleben. Das war alles. Ich denke aber, dass in Zukunft, wenn China immer reicher wird, sich auch diese Frage regeln lassen wird. Und dass überhaupt die derzeit noch bestehend Konflikte zwischen Ost und West gelöst werden."
Die Differenz in Fragen der Menschenrechte gründet demnach auf Politik, nicht auf Kultur. Im Gegenteil: China, so Huang Chun-Chieh habe kulturelle Traditionen, an die sich die Menschenrechte problemlos anschließen ließen.
"In der konfuzianischen Philosophie ist kein Platz für platonische oder hegelianische Vorstellungen des absoluten Geistes. Ein Humanismus-Konzept ist dort nur in der gegenseitigen Achtung zweier oder noch mehr Menschen denkbar. Er zeigt sich ausschließlich im konkreten Alltag."
Nicht ausgeschlossen aber, dass sich über politische Fragen am leichtesten auf kultureller Grundlage verhandeln lässt. Gerade das Beispiel China könnte zeigen, dass sich globale politische Standards auch in den Begriffen regionaler Traditionen formulieren lassen. Es komme, so der Anthropologe Christoph Antweiler, ganz erheblich auch auf die Sprache an, in der diese Standards definiert werden.
"Lasst uns gewisse Grundwerte finden, die jede Religion oder jede Kultur unterschreiben kann, und lasst jede Kultur ruhig ihre eigene Begründung dafür finden. Und diese Begründung können ganz verschieden sein. Und an diesem Weg könnte man vielleicht ansetzen, dass man nämlich empirisch guckt, was gibt es für Werte in den verschiedenen Kulturen - ich meine jetzt mit den Kulturen nicht nur die Großkulturen, sonder auch die kleinen, dass man guckt, welche Normen und Werte lassen sich da empirisch finden, die sich zuordnen dem, was in den Menschenrechten drinsteht. Und dann wird man vermutlich einen etwas kleineren Kranz als der, der jetzt in den Menschenrechten drinsteht, finden."
Beharrung auf dem Eigenen oder kreativer Umgang mit der Differenz: Das kulturelle Erbe lässt sich im Sinne beider Strategien einsetzen. Es ist demnach weder gut noch schlecht, es ist vielmehr ein Spielball - der Spielball des politischen Willens.