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Illegales Autorennen mit einem Toten  
Raser erstmals wegen Mordes angeklagt

In Berlin müssen sich nach einem illegalen Autorennen mit einem Toten zwei Männer wegen Mordes vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft unterstellt den Angeklagten "bedingten Tötungsvorsatz". Im Falle einer Verurteilung droht den Männern eine lebenslange Haftstrafe.

Von Ulf Morling |
    Sie sehen einen Gerichtssaal mit den beien Angeklagten und ihren Verteidigern. Die Gesichter der Angeklagten sind unscharf.
    Die Angeklagten im Berliner Raser-Prozess und ihre Verteidiger. (picture-alliance / dpa / Paul Zinken)
    Zwei mutmaßliche Raser, die auf dem Ku'damm mitten in Berlin sich ein Rennen lieferten, sind wegen Mordes angeklagt: Das ist einmalig und der Zuschauerraum ist gut gefüllt."Ich habe noch nie Autos so schnell rasen sehen nachts auf dem Ku'damm", sagt die erste Zeugin. Sie wohnt am Ku'damm und stellte sich schützend hinter eine Wand, als zwei Autos mit hoher Geschwindigkeit an ihr vorbeischossen.
    Zwei Kilometer und elf rote Ampeln weiter gab es den tödlichen Unfall: Ein 69-Jähriger hatte mit seinem Jeep nach Hause fahren wollen. Er wurde regelrecht von der Straße gefegt von einem der Autos, die ungebremst mit 160 Stundenkliometern in den Jeep des Seniors raste. Staatsanwalt Christian Fröhlich klagte die beiden Raser wegen Mordes an:
    "Diese beiden Angeklagten macht aus meiner Sicht zu Mördern, dass sie hier mit bedingtem Tötungsvorsatz gehandelt haben, als sie ihr illegales Straßenrennen in der Nacht auf den 1. Februar 2016 durchgeführt haben. Sie haben den Tod eines unbeteiligten Straßenverkehrsteilnehmers billigend in Kauf genommen. Sie haben aus meiner Sicht das maximale Risiko in Kauf genommen, die Tötung eines Anderen, was sich dann leider auch realisiert hat."
    Verteidigung: "Das ist kein Mord"
    Hamdi H. ist 27 Jahre alt. Er fuhr einen Audi A6 mit 225 PS. Der zweite Angeklagte, Marvin N. fuhr einen Mercedes AMG mit 380 PS, angeblich der "stärkste Serienvierzylinder der Welt". Mit diesen Autos rasten die beiden durch die Innenstadt. Hamdi H. starrt zum Prozessauftakt vor sich hin. Er gibt an, von Hartz IV zu leben. Drei Verteidiger sitzen neben ihm. Marvin N. sieht mit unbewegtem Gesicht in den Zuschauerraum. Er flog bei der Bundeswehr raus, jetzt arbeitet er in einem Sicherheitsunternehmen. Beide Angeklagten schweigen heute. Der Mordvorwurf gegen sie sei rechtlich nicht haltbar und absurd, sagt Verteidiger Peter Zuriel:
    "Das ist kein Mord. Laut Überzeugung der Verteidigung ist das kein Mord. Wir sagen, dass Menschen durchaus etwas extrem Gefährliches tun können, dass aber dieses gefährliche Tun für sich genommen noch nicht darauf schließen lässt, dass man auch will oder dass man damit rechnet, dass man einfach so hinnimmt, dass jemand dabei stirbt."
    Beifahrerin ist Nebenklägerin
    Raser, die Menschen totfahren, werden bisher allenfalls wegen fahrlässiger Tötung verurteilt. Die Berliner Staatsanwaltschaft dagegen hält es in diesem Fall aber für Mord, auch weil es bei einem "Stechen", einem illegalen Autorennen passiert sei. Die Beifahrerin von Marvin N. in der Unfallnacht sagt heute aus, keinesfalls sei es ein Autorennen zwischen den beiden Angeklagten gewesen. Auf Nachfragen des Staatsanwalts relativiert sie. Sie ist inzwischen Nebenklägerin im Prozess, wie auch die beiden Söhne des getöteten Jeepfahrers. Verkehrsanwalt Siegfried Spatzl vertritt Sohn Maximilian, einen der beiden Söhne des Getöteten:
    "Er sagt, ihm geht es jetzt hier um die Wahrheitsfindung, dass die ganze Geschichte aufgeklärt wird, der Tod seines Vaters entsprechend aufgeklärt wird. Und er ist ziemlich emotional bewegt momentan."
    Elf Prozesstage sind vorgesehen bis Mitte November. Sollten die Angeklagten wegen Mordes verurteilt werden, gingen sie lebenslang ins Gefängnis.